Stenografen: Ein Mann der schnellen Finger

Eduard Colsman ist seit 1946 Mitglied im Stenografenverein Langenberg-Neviges.

Velbert. Die Auszeichnung hat Eduard Colsman gefreut. Die Stenografenvereine Rheinland-Westfalen haben den 88-jährigen Langenberger kürzlich zum Bezirksehrenmitglied gewählt. Eine Wertschätzung für 67 Jahre ehrenamtliche Arbeit im Stenografenverein Langenberg-Neviges.

„Die Auszeichnung ist zwar auch eine Altersbescheinigung. Dennoch fühle ich mich ein wenig gebauchpinselt“, sagt Colsman.

Der groß gewachsene Mann mit edlem Profil ist zwiegespalten. Einerseits sei er froh über die Ehre, doch gleichzeitig bleibe die Freude getrübt. Colsman hat die Hoch-Zeit der Kurzschrift in den 1950er- und 1960er-Jahren noch persönlich miterlebt und auch den heftigen Niedergang der Stenografie in vielen Vereinen.

„Früher war die Stenografie so etwas wie die Geheimschrift der besseren Gesellschaft. Da haben sich Ärzte, Anwälte und Unternehmer in unserem Verein getroffen. Das hatte schon etwas Elitäres, wie man sich abgegrenzt hat“, sagt er.

Die Feste der verschiedenen Stenografenvereine im Umkreis waren gesellschaftliche Höhepunkte, bei denen „die Männer Anzug und die Frauen Cocktailkleider trugen“. So etwas gebe es schon lange nicht mehr, bedauert Colsman.

Die Entscheidung der NRW-Bildungspolitiker, dass die Kurzschrift nicht mehr für die Ausbildung auf der Handelsschule benötigt wurde, war der Anfang vom Ende. Immer weniger junge Leute wollten die Kurzschrift noch lernen.

Über viele Jahre ging der Absturz so weiter. Aktuell hat der Verein nur noch 18 Mitglieder. „Wir haben in diesem Jahr zum ersten Mal in der Vereinsgeschichte keinen Anfängerkurs mehr angeboten. Es lohnte sich einfach nicht“, sagt Colsman.

Wie und ob man diese Entwicklung wieder umkehren könnte, weiß er auch nicht. Der gebürtige Langenberger sieht jedoch weiterhin eine praktische Nützlichkeit der Stenografie. Die Schriftführer in den Parlamenten bräuchten sie, sagt Colsman, und auch Studenten könnten von der Kurzschrift profitieren. „In den Vorlesungen können Studenten mit Steno viel schneller mitschreiben und haben so einen großen Vorteil.“

Colsman selbst konnte wegen einer Kriegsverletzung nie an Stenografie-Wettbewerben teilnehmen. Probleme mit der Arm-Koordination waren der Grund. „Ich habe anderen die Stenografie beigebracht, konnte aber selbst nicht wirklich schnell schreiben“, sagt Colsman. Er bevorzuge auch heute noch, fünf Seiten mit der Maschine zu schreiben als einen Brief mit der Hand.

Fest steht für Colsman im Jahr 2013 nur eines. Auch wenn die Kunst der Stenografie auf dem absteigenden Ast steht — aufgeben will Colsman nicht. „Ich möchte den Verein aufrechterhalten. Daher werde ich auch in Zukunft ehrenamtlich tätig bleiben.“