Wülfrath „Tiere nur einsammeln, wenn sie sich untypisch verhalten“

Das Gespräch führte Tanja Bamme · Interview Brigitta Wöffler vom Tier- und Naturschutzverein erklärt, wie wildlebenden Tieren bei der Nahrungssuche zu helfen ist.

Brigitta Wöffler ist Erste Vorsitzende des Wülfrather Tier- und Naturschutzvereins.

Foto: Janicki, Dietrich (jd-)

Die Erste Vorsitzende des Tier- und Naturschutzvereins Wülfrath, Brigitta Wöffler, spricht über den richtigen Umgang mit Wildtieren in der kalten Jahreszeit.

Welche Fundtiere werden Ihnen häufig gemeldet?

Brigitta Wöffler: Primär bekommen wir Igel vermittelt. Diese Tiere kann man auch privat gut überwintern. Mitunter werden aber auch Eichhörnchen oder Greifvögel gefunden. Wir raten jedem Finder, sich zunächst an den örtlichen Tierarzt zu wenden. Dieser kennt alle Kontakte zu Vereinen und Aufnahmestellen. Als Faustregel gilt jedoch, dass man Tiere nur dann einsammelt, wenn sich diese untypisch verhalten. Greifvögel und Eichhörnchen kann man nur anfassen, wenn es diesen wirklich nicht gut geht. Igel sollten zum Winterschlaf rund 500 Gramm wiegen. Wenn sie deutlich untergewichtig sind, ist dies ebenfalls ein Zeichen, dass irgendwas nicht stimmt.

Wie kann ich Igel
richtig überwintern?

Wöffler: Wenn man sich dazu entscheidet, einen Igel zu überwintern, sollte man möglichst einen Keller oder einen Schuppen haben. Die Igel brauchen es nicht temperiert. In einem Karton oder Hasenkäfig muss Platz für ein weiteres Häuschen sein, damit sich der Igel verstecken kann. Der „Stall“ wird ausschließlich mit Zeitungspapier ausgelegt. Nicht mit Stroh oder Heu, dieses kann sich um den Fuß wickeln. Gefüttert werden die Tiere mit Katzennassfutter und Igel-Trockenfutter, erhältlich im Tierbedarfsladen oder auch im Raiffeisenmarkt. Wenn man merkt, dass der Igel nicht mehr regelmäßig ist, kann man die Fütterung einstellen. In der Regel schlafen die Tiere bis April oder Mai. Man sollte sie regelmäßig beobachten und später am besten dort auswildern, wo man sie gefunden hat.

Wie oft bekommen
Sie Tiere vermittelt?

Wöffler: In den vergangenen Jahren wurden immer weniger wildlebende Kleintiere gefunden. Das schreibe ich der guten Öffentlichkeitsarbeit der Tierschutzvereine zu. Immer mehr Menschen gestalten ihren Garten naturbelassen. Es gibt genügend „unaufgeräumte“ Ecken, in denen sich Tiere zurückziehen und unentdeckt leben können. Ein Laubhaufen beispielsweise ist ein hervorragender Schlafplatz für kleine Tiere wie zum Beispiel Igel.

Was halten Sie von Fütterungen in der Winterzeit?

Wöffler: Ich habe selbst gegen Fütterungen in der Sommerzeit nichts einzuwenden. Aber natürlich ist gerade im Winter die Nahrung knapper. Mittlerweile ist die Vogelfütterung in der Bürgerschaft sehr verbreitet. Auch für Igel kann man gerne Katzenfutter oder passendes Igelfutter bereitstellen um „seinen“ Igel im eigenen Garten zu halten. So erleichtert man den Tieren die Suche.

Ab wann müssen Igel
im Winterschlaf sein?

Wöffler: Informationsbroschüren sprechen schon von Ende November. Das kann man allerdings nicht pauschalisieren. Richtig harte Winter haben wir in unserer Region nicht. Das Klima ist eher mild. Daher ist es gut möglich, dass man auch jetzt noch Igel sichten kann. Aber bitte auch hier noch einmal der dringende Hinweis: Die Tiere nicht einfach einsammeln und mit nach Hause nehmen. Nur, wenn der Igel dünn und schlapp wirkt, ist etwas mit ihm nicht in Ordnung.