Varomodi-Theater: Drei Musketiere im Regen
In prächtigen Kostümen kämpften die Akteure des Varomodi-Theaters auf dem Kirchplatz — bis das Gewitter kam.
Wülfrath. Die Spannungskurve stieg und stieg, während der Himmel sich über den drei Musketieren immer weiter zusammenzog. Es blitzte, donnerte, die Degen klirrten und fast verschluckte das Himmelsspektakel die berühmten Worte aus dem Roman von Alexandre Dumas: „Einer für alle, alle für einen.“ Doch als sich der Himmel über die mutigen Recken ergoss, flüchteten diese — zusammen mit ihrem Publikum.
Die Open-Air-Veranstaltung der Neanderland-Biennale in Wülfrath musste in der zweiten Hälfte aufgrund des starken Regens abgebrochen werden. Das Theater Varomodi hatte zunächst trotz Gewittergrollen in ihrem Stück „Die drei Musketiere“ weiter für die Liebe und gegen die Intrige und die Machtgier gekämpft.
In prächtigen Kostümen speisten und tranken sie auf der Wiese des Kirchplatzes inmitten Wülfraths, schmiedeten Pläne, ließen die Degen klirren und lieferten ein historisches Spektakel, gewürzt mit feinem Humor und jeder Menge Schauspieltalent. Varomodi bot alles, was eine spannende Abenteuergeschichte braucht:
Männerfreundschaft, Königstreue, Liebe und Ehre. Das zahlreich erschienene Publikum — allerdings waren die Wülfrather in der Unterzahl — ließ sich mitreißen, lachte und bangte und gab viel Applaus. Anders als mit „Die Aschenputtler“, dem vor zwei Jahren gezeigten Stück, schaffte es das Theater aus Halle, diesmal zu begeistern.
Feinsinniger, gefühlvoller — trotz manchmal derber Scherze — jugendfreier war das Schauspiel auch für Familien mit Kindern ein Genuss. Königliche Musik erfüllte den Platz, der plötzlich in eine andere Zeit versetzt wurde. Der junge D’Artagnan trat mit den unbezwingbaren Musketieren an, um die Intrigen von Kardinal Richelieu und seiner Verbündeten Lady de Winter zu vereiteln und die Ehre der Königin zu retten.
Mit der großen steinernen Kirche im Hintergrund, brauchte das Theater keine Kulisse, setzte dennoch die wenigen liebevoll arrangierten Requisiten geschickt ein: „Reich, geheimnisvoll, wunderschön soll meine Geliebte sein“, rief ein Musketier aus. „Und natürlich verheiratet“, ergänzte er zum Spaße seines Publikums schnell.
„Ein tolles Stück, eine tolle Truppe“, sagte Zuschauer Hanjo Kraemer. „Es passt alles hervorragend zusammen. Besonders die Musik hat das Stück und die Kulisse toll untermalt.“
Zusammen mit seiner Familie und dem restlichen Publikum hatte der Wülfrather noch bis zum Schluss gewartet, in der Hoffnung die Wolken würden an D’Artagnan vorüber ziehen. Andrea Gellert, Leiterin der Fachabteilung Kultur, musste die Vorführung dann aber abbrechen. Die Besucher strömten von dannen, ohne eine Spende für die Schauspieler abgeben zu können. Auch das war schade.