Velbert: Direkter Weg zum Spezialisten
Mit dem Anbau bekommt die Notaufnahme am Klinikum nicht nur ein neues Gebäude, sondern auch ein neues Konzept.
Velbert. Es ist mehr als nur eine Baumaßnahme am Klinikum Niederberg, für die Anfang Oktober der Grundstein gelegt wurde: Die neue "interdisziplinäre Notaufnahme" (INA), die gerade für 2,5 Millionen Euro errichtet wird, hat auch Leuchtturmcharakter.
"Etwas Vergleichbares gibt es im Kreis Mettmann oder in der Region nicht", sagte Dr. Astrid Gesang, Geschäftsführerin des Klinikums, am Montag bei der Vorstellung des Gesamtkonzeptes und der neuen Chefärztin der INA, Dr. Katja Scholtes.
Gut 50 Notfallpatienten werden Tag für Tag im Klinikum Niederberg aufgenommen - 18.000 bis 20.000 im Jahr. Ziel der neuen INA ist, die bisherigen Ambulanzen mit ihren Spezialisten in einer Zentrale zu bündeln. Diese wird gerade errichtet und soll Mitte 2011 fertig und mit dem Bestandsgebäude verbunden sein.
Notfallpatienten sollen dann schon bei der Aufnahme die bestmögliche medizinische Erfassung bekommen. "Früher entschied der Pförtner, in welche Ambulanz der Patient gehen soll. Danach wurde er oft von einer Station zu anderen geschickt", sagte Geschäftsführer Christian Engler. Künftig würden Fachärzte interdisziplinär arbeiten und eine "ganzheitliche Einschätzung" des Patienten anstreben.
Wichtiges Hilfsmittel in den Untersuchungsräumen wird eine Info-Tafel sein, auf der mit einem Blick die entscheidenden Daten erkennbar sein werden: Wo befindet sich der Patient momentan, wie dringend ist sein Fall eingestuft, wer ist zuständig?
Kurze Informationswege, direkte Kommunikation - das soll die Tafel, die es später auch in einer elektronischen Version geben wird, verbessern. Insgesamt werden 20 Pflegekräfte, drei Fachärzte und zwei Assistenzärzte zur Stammbelegung der interdisziplinären Notaufnahme gehören.
Zum Konzept gehört auch, dass die Spezialisten besser zum Patienten in der INA kommen, als dass der Patient selbst zu mehreren Stationen geschickt wird.
Die neue Chefärztin der INA, Dr. Katja Scholtes, beschreibt die Herausforderung so: Damit die verschiedenen Abteilungen zusammenwirken, müssten die Schnittstellen zwischen ihnen zu "Nahtstellen" werden.
Besonderer Wert wird auf die Zusammenarbeit mit den Rettungsdiensten, der Feuerwehr und den niedergelassenen Ärzten gelegt. Gerade bei schweren Unfällen oder Infarkten sei fest vereinbart, dass noch vor Ort die wichtigsten Daten und Diagnoseergbnisse an die Notaufnahme durchgegeben werden, um entsprechende Vorbereitungen treffen zu können. "Dann ist sofort der passende Arzt dabei", sagt Scholtes.
Dass der Betrieb von INA teurer wird, sieht Geschäftsführer Engler gelassen. "Wir steigern damit die Qualität, und das wird durch einen höheren Zulauf sich wirtschaftlich wieder ausgleichen."
Ein Dank ging dabei an Dr. Horst Günnewig, der "enorme Vorarbeit" für INA geleistet hat, zum Jahresende aber aus dem Dienst ausscheidet.