Velbert Der erstaunliche Weg eines Bleibergquelle-Schülers
Velbert · Robin K.: Von „null Bock auf nix“ zum Leiter einer Kindertagesstätte
(HBA) Sie sei länger auf der Suche nach einer ermutigenden „Erfolgsstory“ über einen der einstigen Schützlinge gewesen, versichert Regina Höller, Assistentin der Schulleitung des Berufskollegs Bleibergquelle. Jetzt ist sie fündig geworden. „Ich habe unseren ehemaligen Schüler um Infos zu seiner Ausbildung gebeten. Robin K. möchte unerkannt bleiben, auch wenn sein Weg mehr als vorzeigbar ist. Er hat sich in der Vergangenheit wohl ziemlich viel Unschönes geleistet. Das müssen wir akzeptieren. Ich denke trotzdem, dass es eine Geschichte ist, die vielen jungen Menschen Mut machen kann“, so Höller.
„Klar haben mich meine Eltern ewig genervt, zu lernen und zur Schule zu gehen. Aber irgendwann in der neunten Klasse der Gesamtschule ging gar nichts mehr. Ich war mehr unterwegs als in der Schule. Tausend Sachen waren wichtiger. Mit Kumpeln abhängen, das eine oder andere Bier, viel Scheiße bauen, nix tun. Und dann bin ich – meine Eltern tobten – von der Schule abgegangen. Ohne Abschluss. Ja und?“, berichtet Robin K.. Blöd sei es gewesen, dass seine Freunde in der Schule blieben und kaum noch Zeit für ihn gehabt hätten. „Die haben‘s geschafft: den Hauptschulabschluss. Ich dagegen schlief lange, streunte durch die Stadt, machte dies und das und auch viel Mist. Nach fast einem Jahr war ich es dann aber irgendwie leid. So eine Langeweile. Aber – ich konnte ja nicht zurück zur Schule. Selbst wenn es ginge – ich würde mich doch lächerlich machen. Der coole Typ zurück auf die Schulbank. Ne! Meine Ma nervte ohne Ende. Was ich denn beruflich machen möchte ohne Abschluss? Vielleicht zur Müllabfuhr?“, beschreibt Robin K. die damalige Situation.
In einem Jugendtreff habe er dann Daniel getroffen, einen Sozialarbeiter. „Der war echt gut drauf, er interessierte sich für mich, ich schien ihm wichtig zu sein. Der hat mir dann erzählt, dass ich den Abschluss auch an anderen Schulen machen kann. Da ich gerne mit anderen Jugendlichen, Kindern oder auch generell mit anderen Menschen zu tun habe, hat er mir das Berufskolleg Bleibergquelle empfohlen. Die bilden Sozialassistenten, Kinderpfleger oder auch Erzieher aus und man kann alle Schulabschlüsse machen. Aber von Erzieher war ich meilenweit entfernt. Lustig – wie soll ich das denn schaffen? Soll ich bis zu meinem 30. Lebensjahr zur Schule gehen? Tolle Aussicht. Ne, erst mal gucken. Habe mich für das Berufsorientierungsjahr entschieden, weil ich nicht wirklich einen Plan hatte. Dauert ein Jahr. Klar, man muss schon noch zur Schule – aber nur drei Tage pro Woche. Die anderen beiden Tage verbringt man in Praktikumsstellen. Und man kann einige Praktika machen, je nachdem was einem gefällt.“ So habe er festgestellt, dass ihm gerade die Arbeit mit Kindern total viel Freude macht. Und das Jahr sei echt schnell vergangen.
„Ma und Pa waren happy – das Kind hat den Hauptschulabschluss! Und ich weiß, was ich machen möchte. An der gleichen Schule ging es dann weiter – ich habe mich tatsächlich wieder an Schule gewöhnt! Aber das war auch nicht so eine Schule wie ich sie gewohnt war, hier lief alles persönlicher ab, man ist hier als Person echt wichtig.“
Der nächste Schritt war die Ausbildung als Kinderpfleger. „Die dauerte zwei Jahre, war total interessant. Auch hier – neben Schule Praktika in Kitas und in anderen Jugendhilfeeinrichtungen wie zum Beispiel im Kinderheim. Weil es einfach Spaß machte, habe ich – das war ich gar nicht gewohnt und vielleicht war ich ja zwischenzeitlich auch etwas erwachsener geworden – total gute Noten geschrieben. Ich hatte sogar die Qualifikation zur gymnasialen Oberstufe geschafft. Perfekt. Die beiden Jahre vergingen wie im Flug. Und dann – meine Eltern staunten nur noch – habe ich die Ausbildung zum staatlich anerkannten Erzieher absolviert und in die Ausbildung integriert sogar das Abitur geschafft. Hammer, oder?“
Das Ganze habe drei weitere Jahre Ausbildung gefordert und dann das Anerkennungsjahr. „In der gesamten Zeit habe ich durch Praktika so viele Einrichtungen kennengelernt, ich hatte drei Angebote, sofort als Erzieher anzufangen. Ich habe mich für eine Kita entschieden, die sowohl eine U-3-Betreuung anbietet als auch die normale Betreuung von Kindern im Alter von drei bis sechs Jahren. Nach drei Jahren ging unsere Kita-Leitung in den Ruhestand und ich – weil ich mich vielleicht so engagiert habe und weil ich immer eine große Schnauze hatte, mich für alles Mögliche eingesetzt habe, ziemlich gut organisieren kann – bin nun der Leiter der Kindertagesstätte. Und – was das Beste ist – ich bin noch unter 30. Also – Ihr da draußen – es gibt viele Möglichkeiten, den Job zu finden, der einem echt Spaß macht. Man muss es nicht genauso wie ich machen. Auch als Kinderpfleger oder als Sozialassistent gibt es sehr gute Jobs. Das Wichtigste ist – bloß nicht aufgeben!“
Wer mehr zu allen Schulabschlüssen und Ausbildungen im Bereich Gesundheit und Soziales wissen möchte, ist eingeladen zu den Bewerbertagen am Donnerstag, 12., oder am Mittwoch, 25. Januar, an die Bleibergstraße 145 zu kommen. Näheres unter Telefon 02051/ 41 74 10.