Velbert: Preis für Blick in fremde Töpfe
Kochen und Essen verbindet: Mit ihrem Projekt „Eine kulinarische Weltreise“ gewinnt die Gesamtschule Velbert den Integrationswettbewerb.
Velbert. Wenn ein Türke, Italiener, Pole oder Spanier aus voller Überzeugung sagt "Ich bin Velberter!", dann sieht Cem Demircan, Vorsitzender des Integrationsrat, die Integration als gelungen an. Welcher Herkunft auch immer, sollen sich die Menschen in der Schlossstadt zugehörig fühlen.
Modellhafte Ideen und Projekte, die das Zusammenleben fördern, wurden jetzt zum zweiten Mal mit dem von der Sparkasse gesponserten Integrationspreis gewürdigt. Zum Ausklang der Amtsperiode des 2004 erstmals gewählten Integrationsrates wurden die Preisträger am Mittwochabend im Rahmen eines Empfangs im Forum Niederberg ausgezeichnet.
Nachhaltigkeit, Einzigartigkeit und Ausbaufähigkeit - diese Kriterien sah die Jury ganz besonders bei einem Projekt der Gesamtschule Velbert erfüllt und machte dieses daher zum Sieger. "Eine kulinarische Weltreise" oder "Mehr als nur Kartoffeln und Nudeln" heißt es.
Im Rahmen einer Projektwoche bekommen Schüler im kommenden Jahr die Möglichkeit, einen Tag lang eine Familie anderer Herkunft zu besuchen, mit ihr einkaufen zu gehen und gemeinsam ein typisches Gericht zu kochen. "Kochen ist das, was alle Völker verbindet - und jedem Spaß macht", erklärt Nadine Albrecht, die mit Monica Mookherjee die Idee entwickelt hat.
Bei einem anschließenden Schulfest soll dann kulinarisch bunt geschmaust und sich ausgetauscht werden. "Ich bin schon sehr gespannt. Man sammelt bestimmt jede Menge Erfahrungen und lernt neue Zutaten, Rezepte und Gepflogenheiten kennen", freut sich Jessica Ligeza (12), die ursprünglich aus Polen kommt, in Deutschland zu Hause ist und bei der Preisverleihung sogar mit Schulfreundin Dilsa Ok (13) auf Türkisch sang. 2500 Euro bekam die Gesamtschule für ihren ersten Preis.
Der zweite Preis ging an die Arbeiterwohlfahrt Kreis Mettmann für das Projekt "Sprach- und KulturmittlerInnen". Dabei werden Frauen aus unterschiedlichen Herkunftsländern, die zweisprachige Fähigkeiten haben, zu Multiplikatorinnen ausgebildet, um Menschen mit weniger guten Deutschkenntnissen zur Seite zu stehen, wenn es beispielsweise um Behördengänge oder Anträge geht.
"Sport verbindet", heißt es, doch aus Sicht von Susanne Susok, Integrationsbeauftragte der Stadt, gibt es da in Velbert noch einigen Nachholbedarf. Nur magere drei Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund sind in einem Verein. "Sport und Integration müssen hier in Velbert noch weiter voran getrieben werden", sagte Susok.
Bei der Hardenbergschule in Neviges hat man das längst erkannt. An den Tanztagen am Waldschlösschen nehmen zu 71 Prozent Schüler mit ausländischer Herkunft teil. Dafür gab es den dritten Preis. Anerkennungspreise vergab die Jury an die Klasse 4d der Astrid-Lindgren-Schule und die Krokofantengruppe des städtischen Kindergartens Kollwitzstraße.
Nach fünf Jahren Arbeit des Integrationsrats sind viele kleine Schritte bereits getan: "Wir haben Integration zu einem Thema gemacht. Sie ist nicht mehr wegzudenken. War sie vorher eine Randerscheinung, steht sie jetzt in der Mitte", bilanziert Susanne Susok.
Mehr Möglichkeiten, mehr Beteiligung - das Gremium will auch in Zukunft Integration in die Bevölkerung tragen. Dazu gehört auch eines: "Über Probleme reden. Und nicht Schuldige suchen. Wir haben 40 Jahre geschlafen", so Cem Demircan.