Velbert schafft Platz in Klinik
Bis zu 400 Personen könnten bald im ehemaligen Nevigeser Krankenhaus unterkommen.
Velbert. Der Flüchtlingsstrom reißt nicht ab, auch Velbert verzeichnet eine deutliche Steigerung. Waren es Anfang 2014 noch 200 regulär registrierte Flüchtlinge, schnellte die Zahl bis letzte Woche auf 815: „Zur Zeit werden uns bis zu 40 Personen pro Woche zugewiesen“, erläuterte jetzt Sozialdezernent Holger Richter im Hauptausschuss.
Hinzu kamen 142 unregistrierte Asylbewerber in der Erstaufnahmeeinrichtung des Landes am Waldschlößchen. Von denen ist ein Teil inzwischen in Unterkünfte in anderen Städten gebracht worden, doch schon in der Nacht zu Dienstag trafen in Neviges 42 neue Flüchtlinge ein: „Wir werden wohl noch in dieser Woche die Gesamtzahl von tausend überschreiten“, sagte der Erste Beigeordnete, und die Bezirksregierung habe schon um Prüfung gebeten, ob man die Halle in Neviges von 150 auf 180 Plätze aufstocken könne.
Bislang findet die Unterbringung laut Richter in drei Stufen statt: in Notaufnahmestationen wie Jugendherbergen und Sporthallen, in vorhandenen Wohnunterkünften und Bestandsimmobilien sowie in Mietwohnungen. Doch der vorhandene Raum stößt längst an Grenzen.
Bereits vor Monaten hatte der Immobilienservice angesichts der Entwicklung begonnen, eine Standortanalyse für mögliche Asylbewerberunterkünfte zu erstellen. Als Ergebnis stellte Richter jetzt vier Projekte vor, mit denen man schnellstmöglich zusätzliche Unterbringungskapazitäten schaffen will:
Der Umbau des ehemaligen Nevigeser Krankenhauses zur Flüchtlingsunterkunft für bis zu 400 Personen. Der Umbau des ehemaligen Baudezernates am Lindenkamp, voraussichtlich als Erstaufnahmeeinrichtung für das Land, mit 200 Plätzen. Die Sanierung des städtischen Gebäudes an Hixholzer Weg mit Platz für 50 Menschen sowie die Errichtung von Reihenhäusern an vier Standorten (drei davon in Neviges) für knapp 300 Flüchtlinge.
Am schnellsten — wohl Anfang Oktober — sei das alte Baudezernat nutzbar: „Die Sanitärcontainer stehen schon, die Vorbereitungen laufen“, sagte Richter auf WZ-Nachfrage. Der Eigentümer des Krankenhauses sei zu einer Vereinbarung über eine befristete Nutzung bereit, so dass auch dieses Objekt innerhalb weniger Wochen belegt werden könnte. Das in Sanierung befindliche Gebäude am Hixholzer Weg und die angedachten Neubauten ständen dagegen erst Mitte 2016 bereit.
Mit der Unterbringung ist es jedoch nicht getan - etliche Kinder müssen künftig Platz in Kindertagesstätten und Schulen finden. Das werde man in Schulentwicklungsplan und Kindergartenbedarfsplanung berücksichtigen, versicherte Richter. Sorge bereiten den Verantwortlichen die unbegleiteten minderjährigen Kinder. Allein in Mettmann kamen in dieser Woche 19 an, in Velbert sind es derzeit sechs: „Das stellt die Jugendämter vor eine riesige Herausforderung“, so Richter.