Große Verwirrung am Busbahnhof
Die neuen Fahrpläne sind vergriffen, die digitalen Anzeigen laufen nicht und auch ein Übersichtsplan fehlt noch.
Velbert. Kaum hält ein Bus am neuen Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB), da steckt auch schon wieder ein Fahrgast seinen Kopf durch die Tür. „Wo fahren Sie hin?“ Manche Busfahrer wissen das selber noch nicht so genau und drehen auf dem neuen Gelände an der Friedrich-Ebert-Straße eine Ehrenrunde bis sie den passenden Bussteig gefunden haben. Überall bilden sich kleine Selbsthilfegruppen, die Informationen über Linienwege, Bahnsteige und Abfahrtszeiten austauschen. Es ist ein kommunikativer Montag.
„Diese neue Anzeigen müssen doch die Abfahrtzeiten zeigen“, ärgert sich Katharina Stacciola (33) über die noch inaktive Technik. Arnd Sulimma von den Technischen Betriebe erklärt: „Wir müssen erst auf die Daten des VRR-Servers zugreifen können. Das sollte irgendwann Anfang dieser Woche möglich sein.“ Also heute? Das konnte Sulimma noch nicht sagen.
Viele Bürger sind planlos. Wortwörtlich. Die seit Sonntag gültigen Fahrpläne waren im Rathaus und im Kundencenter an der Friedrichstraße viel zu schnell vergriffen. „Ich weiß nicht, wo ich einen Plan herbekommen soll“, sagt ein Langenberger, der extra aus seinem Stadtteil nach Mitte gekommen ist. Schließlich hat das dortige Bürgerbüro, genau wie in Neviges, nur noch einen Tag in der Woche geöffnet.
Fahrpläne sind Mangelware. Die Schuld daran weist die Verkehrsgesellschaft der Stadt Velbert (VGV) von sich. Wilfried Szuczies erklärt: „Der Spediteur hat nicht mitgespielt. Erst sind die Fahrpläne verloren gegangen, dann tauchten sie doch auf.“ Nun habe man viel zu wenige geliefert bekommen. „2000 fehlen noch“, sagt Szuczies.
Jüngere Fahrgäste hatten damit weniger Probleme, ihr Smartphone verriet ihnen die Abfahrtszeiten im Internet. Edward Zenewka (70) hat sich auch extra gut auf diesen Tag vorbereitet — und dann lief doch alles schief. Er blättert in einem Ordner ausgedruckter Fahrpläne und stellt frustriert fest: „Die Zeiten aus dem Internet stimmen teilweise nicht mit den ausgehangenen Plänen überein.“
Auch mit der Übersicht am ZOB haben die Velberter so ihre Probleme. „Ich bin vollkommen orientierungslos“, sagt Peter Stoffelshaus (61). Ursula Lettaus (58) Bus ist ihr gerade vor der Nase weggefahren. Sie lächelt: „Dadurch weiß ich jetzt, wenigstens, wo ich hin muss.“ Auch wenn sie zugibt: „Eigentlich ist das ja hier alles ausgeschildert.“ Das Problem: An jedem Bussteig sind zwar die Linien angeschlagen, doch Neulinge müssen erst einmal alle Möglichkeiten ablaufen. Was fehlt, ist ein Übersichtsplan. Szuczies weiß das — der soll nachgereicht werden.
Eine Orientierungshilfe fände auch Robert Drischel angebracht. Er arbeitet beim Qualitätsmanagement der Rheinbahn und fotografiert die Abläufe am ZOB. „Am Anfang gibt es immer Probleme. In zwei Wochen redet keiner mehr davon“, sagt er.
Nachhaltig verärgert zeigen sich diejenigen Bürger, die durch das neue Liniennetz geliebte Verbindungen verloren haben. Gerd Nisius (77) beklagt etwa, jetzt länger zur Haltestelle laufen zu müssen. Tanja Eick (45) sagt: „Der neue Plan ist echt Mist.“ Früher fuhr ihre Tochter mit der Linie OV6 um 7.45 Uhr vom Klinikum direkt zur Gesamtschule Bleibergquelle. Jetzt müsse sie bereits um 7.15 Uhr los und einmal am Busbahnhof umsteigen. Viele Beschwerden seien bei Szuczies aber noch nicht angekommen. „Einzelne Anmerkungen“ gebe es. Er sieht das so: „Es melden sich ja immer nur die, für die es schlechter wird. Von denen, die profitieren, hören wir nichts.“