Ein Minimum an Lebensqualität
Feste Sozialarbeiter und freies WLan in den Heimen: Die Politik berät über Standards für Flüchtlinge.
Wülfrath. Mindestens sieben Quadratmeter Wohnraum, ein Stuhl pro Person, ein Kühlschrank im Zimmer, eine Waschmaschine pro 20 Bewohner — das ist nicht viel. Aber es sind wichtige Mindeststandards für Flüchtlingsunterkünfte, die Wülfrath sich demnächst selbst auferlegen möchte. Eine Arbeitsgruppe mit rund 15 Vertretern aus Politik, Verwaltung, Kirchen und Flüchtlingshilfe hat sich gemeinsam mit Bürgermeisterin Claudia Panke auf eine gut dreiseitige Aufstellung von Standards geeinigt, die im kommenden Sozialausschuss (23. September) und abschließend dem Rat zum Beschluss vorgelegt werden soll.
Es ist eine Liste, die einen Idealzustand definiert und von optimalen Bedingungen ausgeht. Dezernatsleiter Hans-Werner van Hueth erinnert: „Im Augenblick können wir diese Standards nicht halten.“ Die Flüchtlingssituation sei im Moment auch für Wülfrath besonder prekär. Noch vor einem Jahr kamen im Schnitt zwei Flüchtlinge wöchentlich in der Stadt an, inzwischen liege diese Zahl bei sieben. „Es waren jetzt auch schon einmal elf“, berichtet van Hueth. Mitte dieser Woche werden 190 Flüchtlinge in Wülfrath leben.
Die Frage nach dem „Wie?“ gerät bei der drückenden Frage nach dem „Wo?“ — an der Fortunastraße könnte bald eine neue Einrichtung 160 Asylbewerbern Platz bieten — oft in den Hintergrund. Daher hatten die Fraktionen von Grünen und der Linke die Arbeitsgruppe politisch angestoßen.
Viele der festgeschriebenen Standards hält Wülfrath auch heute schon ein, doch es gibt auch brandneue Zielvorstellungen. Etwa freies WLan für alle Unterkünfte. Van Hueth erklärt, warum das ein wichtiger Wunsch ist: „Das Internet ist für diese Menschen oft die einzige Verbindung zu ihrer Heimat.“
Ein entscheidender Punkt des Papiers ist auch die soziale Betreuung. Die Stadt soll ausreichende personelle Ressourcen für Erstgespräche und Begleitung der Flüchtlinge zur Verfügung stellen. Als ausreichend sieht die Arbeitsgruppe eine Beratungszeit von 60 Minuten pro Person im Monat an. In dieser Zeit soll es um Themen wie sinnvolle Freizeitgestaltung, die Teilnahme an Deutschkursen und später auch um die Unterstützung bei der Jobsuche gehen.
Auf 120 Personen soll etwa eine Stelle entfallen. Würde die Politik dafür die Hand heben, gäbe es zunächst eine Ausschreibung für eine sozialpädagogische Stelle. „Wir würden dann eine halbe Stelle für einen Mann und eine halbe Stelle für eine Frau ausschreiben“, sagt van Hueth. So könne man adäquat auf geschlechterspezifische Probleme eingehen. Die durch das zusätzliche Personal entstehenden Mehrkosten beziffert der Dezernatsleiter auf rund 30 000 Euro im Jahr.