Velbert/SPD: Wahl des Vorstands abgebrochen
Parteien: Der Kandidat des Vorstands für den Vorsitz, Gerno Böll-Schlereth, erhielt nach Gegenkandidatur von Jan Lichtwitz (Jusos) keine Mehrheit. Nun herrscht Ratlosigkeit.
Velbert. Bei der Jahreshauptversammlung der Velberter SPD ist es nicht zur Wahl eines neuen Vorstands gekommen. "Ich bin schwer enttäuscht, wie das gelaufen ist", sagte gestern Hinnerk Tegtmeier. Wie die WZ berichtete, hatte sich Tegtmeier am Mittwochabend im Ernst-Reuter-Heim nicht mehr als Vorsitzender zur Wahl gestellt, wollte Jüngeren das Ruder überlassen. Doch dann verlief die weitere Sitzung ganz anders als erwartet.
Gegen Gerno Böll-Schlereth (30), der vom amtierenden Vorstand als neuer Vorsitzender vorgeschlagen worden war, ging als Gegenkandidat Jan Lichtwitz (22) von den Jusos ins Rennen. 70Stimmen wurden abgegeben, sechs davon waren ungültig. Ob die 33 Stimmen für Jurastudent Lichtwitz gegen 30 für Böll-Schlereth ausreichend sind, blieb strittig und soll noch rechtlich geprüft. Böll-Schlereth und auch andere Kandidaten jedenfalls zogen ihre Bereitschaft zurück, im Vorstand mitzuarbeiten. Eine Mehrheit entschied dann, die Versammlung abzubrechen.
Gerno Böll-Schlereth erklärte gegenüber der WZ, dass er keinesfalls noch einmal für das Amt des Vorsitzenden antreten werde. "Niemals." Der Ortsverein sei offenbar so gespalten, dass es jeder neue Vorstand schwer haben werde. Diejenigen, die bisher im Hintergrund agiert hätten, "haben alles von langer Hand im Hintergrund vorbereitet", wähnte er einen Putsch. Der Langenberger trat auch als Beisitzer aus dem nun kommissarisch weiter amtierenden alten Vorstand zurück.
Auch Volker Münchow, immerhin elf Jahre stellvertretender Vorsitzender und seit fünf Jahren Schriftführer, hat gestern alle Vorstandsämter niedergelegt. "Die SPD schafft es immer wieder, sich selbst zu zerstörern", sagte Münchow. Er könne sich nur wundern: "Hier haben Jusos eigene Jusos geputscht." Der alte Vorstand habe in einem sehr transparenten Verfahren Nachfolger gesucht. "Die jetzt geputscht haben, hatten sechs Monate Zeit, sich zu erklären."
Genau dies sieht Jan Lichtwitz anders. "Eineinhalb Wochen vorher haben wir den Termin für die Versammlung und die Vorschläge des Vorstands auf den Tisch bekommen", sagte er im Gespräch mit der WZ. Dass es bei den Personalvorschlägen "keinerlei Mitgliederbeteiligung" gegeben habe, sei auf großen Unmut nicht nur bei den Jusos, sondern auch bei großen Teilen der Parteibasis gestoßen.
Die Diskussion habe zu dem Schluss geführt, "dass man nicht nur meckern kann, sondern auch Alternativen anbieten muss. Deshalb habe ich für mich entschieden, anzutreten". Positiv sei, dass auf der Versammlung auch inhaltlich diskutiert worden sei. "Das war total wichtig. Und mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen belegen, dass es offensichtlich nicht wenige gibt, die wollen, dass sich etwas ändert."
Der verbliebene Vorstand erhielt den Auftrag, ein neues Team zusammenzustellen und bei der Auswahl der Kandidaten "transparenter" vorzugehen.