Velberter machen Geraldy gesund
Der sechsjährige Junge aus Angola wurde dank der Kooperation mit dem Friedensdorf Oberhausen im Klinikum erfolgreich operiert.
Velbert. Der sechsjährige Geraldy hat gut lachen. Uneingeschränkt Herumtoben und spielen mit den anderen Mädchen und Jungen im Friedensdorf Oberhausen — das ist für ihn wieder möglich. Das Helios Klinikum Niederberg konnte Geraldy jetzt nach erfolgreicher zweiter Operation verlassen. Der kleine Angolaner litt an einer angeborenen Harnröhrenfehlbildung, die in zwei Schritten korrigiert werden musste. Im November reist er wieder zurück zu seiner afrikanischen Großfamilie.
„Geraldy musste Angola verlassen, weil ihm in seinem Heimatland medizinisch nicht geholfen werden konnte“, sagt Claudia Peppmüller, Sprecherin von Friedensdorf International. Jahr für Jahr holt der Verein junge Patienten nach Deutschland, um ihnen zu helfen. „Freibetten für urologische Eingriffe in Deutschland zu finden, ist ein Riesenproblem“, erklärt Peppmüller. Freibetten, das heißt, das jeweilige Krankenhaus trägt die Kosten für die Behandlung. Im Fall von Geraldy kommt ein fünftstelliger Euro-Betrag zusammen. „Wir sind deshalb besonders froh, dass es die langjährige Kooperation mit dem Klinikum Niederberg gibt“, sagt Peppmüller. In Velbert werden seit 1993 regelmäßig Friedensdorf-Kinder im Klinikum behandelt (siehe Kasten).
Seit Weihnachten 2015 wartete der Sechsjährige in Oberhausen auf seine Operationschance, bis er an das Team der Urologie an der Robert-Koch-Straße verwiesen werden konnte. „Geraldy war das erste Mal im Frühjahr bei uns. Jetzt haben wir ihn ein zweites Mal operiert“, sagt Oberärztin Dr. Cornelia Möhring. „Bei unserem kleinen Patienten endete die Harnröhre nicht an der Spitze, sondern an der Unterseite des Penis, verbunden mit einer starken Verkrümmung. Deshalb mussten wir die Harnröhre operativ korrigieren und den Penis aufrichten“, verdeutlicht die Medizinerin. Die Abteilung für Urologie und Nephrologie am Klinikum hat jahrzehntelange Erfahrung auf diesem Gebiet. Die Korrekturen wurden in je dreistündigen Operationen unter Vollnarkose vorgenommen. Die Ursache für die fachlich als Hypospadie bezeichnete Fehlbildung ist eine Entwicklungsstörung während der Embryonalzeit.
„Pfleger und Ärzte konnten sich mit dem Jungen bestens auf Deutsch verständigen“, berichtet Jane Looden fasziniert. „Wir haben zwar ein Lernhaus, aber Deutsch-Kurse gibt es dort nicht. Die Kinder lernen die Sprache sozusagen spielend leicht“, sagt Claudia Peppmüller. Dem Personal im Klinikum hat der junge Angolaner während seiner sechs- beziehungsweise neuntägigen Aufenthalte schnell den Kopf verdreht. „Nur unmittelbar vor der OP hat er ganz doll geweint. Aber im Spielzimmer konnte ihm Solveig Spiller die Angst doch nehmen“, erinnert sich Jane Looden. „Er ist ein kleiner Sturkopf, hat uns jeden Morgen gesagt, was er denn gerne anziehen möchte. Wenn das nicht seinen Wünschen entsprach, gab es manchmal Theater“, erzählt Dr. Möhring.
Seit 1994 ist Friedensdorf in Angola tätig, das dort „Kimbo Liombembwa“ heißt. Seine Ärzte in dem afrikanischen Staat treffen eine Vorauswahl, welcher Patient nach Deutschland fliegen darf. „Das Gros hat Knochenentzündungen. Leider müssen auch sehr häufig Verbrennungsverletzungen behandelt werden. In Angola ist es üblich, dass Gasflaschen selbst nachgefüllt werden“, so Claudia Peppmüller.