Wahnsinnsnacht für Helfer

Ohne Vorwarnung kamen 101 Flüchtlinge in Wülfrath an. Ein Bus lud die Menschen im Regen ab.

Foto: Simone Bahrmann

Wülfrath. Einen schlechteren Zeitpunkt hätte es wohl kaum gegeben. In der Nacht zu gestern kamen überraschend 101 Flüchtlinge an der Notunterkunft in Wülfrath an. Der erste Bus aus Dortmund hielt um 1.20 Uhr ohne Vorankündigung vor der Einrichtung am Gymnasium und lud die Menschen einfach ab. DRK-Einsatzleiter Sebastian Dahms berichtete der WZ von der Situation: „Die Flüchtlinge standen erst einmal vor geschlossener Tür im Regen. Einige trugen Sandalen und kurze Hosen. Auch ein zwei Jahre altes Kind war darunter.“ Trotzdem fuhr der Bus leer zurück nach Dortmund.

Einsatzleiter Dahms kann diese Aktion nicht verstehen: „Wenn man einen Busfahrer zwei Stunden vorher informieren kann, warum kann man die Einrichtung nicht informieren?“ Zudem hatte Bürgermeisterin Claudia Panke die Bezirksregierung bereits am Wochenende darüber informiert, dass die Halle in Wülfrath fast komplett mit ehrenamtlichen Kräften betrieben wird und die Aufnahme eigentlich nur am Wochenende zu leisten ist.

Was wirklich möglich ist, bewiesen DRK, THW, Stadt, Kreis und Helfer aus der Bürgerschaft in einem organisatorischen Meisterwerk. Einsatzleiter Dahms, der die Unterkunft um 23.30 Uhr verlassen hatte, erlebte so wie viele ehrenamtliche Kräfte in Wülfrath eine kurze Nacht. „Ich habe sofort 30 Helfer alarmiert“, sagt der Einsatzleiter. Nach 30 Minuten konnten die Flüchtlinge bereits in ein Zelt gebracht werden, das wegen des Regens zunächst getrocknet und geheizt werden musste.

Doch die Unwägbarkeiten waren noch nicht beendet. 101 neue Personen sprengten die Hallenkapazität, die bei 150 liegt. 65 künftige Asylbewerber waren am Sonntag ja schon angekommen. In einer weiteren Nacht- und Nebelaktion aktivierte Dahms dann auch noch die Helfer aus Neviges, die spontan 27 Männer in die Notunterkunft am Waldschlößchen aufnahmen.

Auch Kranke und Jugendliche ohne Erwachsenenbegleitung kamen in Wülfrath an. „Wir musste fünf mal medizinisch intervenieren“, berichtet Dahms. Drei Minderjährige wurden in die Obhut des Jugendamtes übergeben. Um kurz nach 8 Uhr war die Vor-Ort-Registrierung abgeschlossen, der Einsatz lief noch bis zum Nachmittag.

Die Bürgermeisterin bedankte sich gestern bei den Helfern für die hervorragende Zusammenarbeit. Auch Dahms ist beeindruckt: „Das lief so, als wenn wir das schon seit Jahren zusammen gemacht hätten.“ Inzwischen haben sich rund 100 Bürger für Schichten in der Notunterkunft gemeldet. Doch das DRK benötigt auch weiterhin Unterstützer. An Sachspenden wird vor allem neue Unterwäsche gesucht. Bürger können sich per Mail melden:

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