Velbert Was für Velberter Heimat bedeutet

Velbert. · Der Autor Dieter Klemp befasst sich in seinem achten Buch mit dem Begriff Heimat und hat dazu 60 Velberter befragt.

Für Dieter Klemp ist es bereits das achte Buch, das er verfasst hat.

Foto: Ulrich Bangert

Geboren wurde Stavroula Angerbauer in einem griechischen Dorf an der Grenze zu Albanien, ihre letzte Ruhe möchte sie in Neviges finden. Als Stavroula Ntristou kam sie 1971 zum ersten Mal nach Deutschland, um in Wuppertal einen Neffen zu betreuen, nach vier Wochen zog sie das Heimweh wieder nach Griechenland. Dort heiratete sie; als die Ehefrau Gewalt erfahren musste, ließ sie sich scheiden – Eine Ungeheuerlichkeit in dem Dorf. So reiste sie 1979 erneut nach Deutschland, wo sie sich mit einem kleinen Kind, ohne Sprachkenntnisse und ohne Arbeitserlaubnis durchkämpfen musste. Schließlich machte sie sich mit dem Hellas-Grill auf Tönisheide selbständig und zog mit ihrem zweiten Mann Arnold Angerbauer 1991 nach Neviges, das zu ihrer zweiten Heimat wurde. Sie fährt gern in ihr Geburtsland, aber sie freut sich auch, wieder nach Neviges zu kommen: „Ich mag mein Leben hier. Es ist wichtig, ein Stück Heimat auch in schweren Zeiten zu haben. Ich will in Neviges beerdigt werden.“

Diese und andere Geschichten hat Dieter Klemp in seinem neusten Buch gesammelt. In „Velbert ist meine Heimat“ lässt der Autor 60 bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten zu Wort kommen, warum Velbert die Heimat ist – oder auch nicht. Für Arjete Cycalla bleibt der Kosovo das geliebte Heimatland. Sie kennt in ihren Geburtsort jeden, und jeder kennt sie. Es gibt gegenseitige Einladungen. „Kurz gesagt: Wärme, die nur eine Heimat geben kann.“

Bereits nach dem Zweiten Weltkrieg mussten viele Deutsche ihre angestammte Heimat verlassen, fanden in Velbert ihre zweite Heimat, auch die lässt Dieter Klemp neben Flüchtlingen aus Syrien zu Wort kommen. Es gibt gebürtige Velberter, die es in die Ferne zog und die mit Heimat wenig angefangen können. Ana Represas, als Tochter spanischer Eltern in Werden geboren, leitet heute ein Reisebüro in Velbert und fühlt sich als Weltbürgerin.

Zweite Heimat ist Heiligenhaus, die erste noch immer Neviges

Der Nevigeser Hartmut Schmidt, Jahrgang 1946, Spitzname „Hatta“, ließ sich zusammen mit den Kindern aus der Nachbarschaft auf Rollern von Lkws den Berg hochziehen, um dann von Tönisheide über die Bogenstraße ins Tal zu düsen. Er spielte auf dem Jahnsportplatz Feldhandball, lebt seit mehr als 30 Jahren in Heiligenhaus, dass er als seine zweite Heimat bezeichnet, die erste ist Neviges geblieben: „Dort bin ich groß geworden, hatte meine erste Freunde. Dort leben meine Verwandten.“

Für den in Köln aufgewachsenen Alfred Reuscher ist Heimat, sich wohlzufühlen, wo man wohnt. So hat er es „Im Holz“, angetroffen. Der Siedlergemeinschaft steht er seit acht Jahren vor.

Neben dem Velberter Bürgermeister Dirk Lukrafka hat Dieter Klemp zwei Politiker mit starken Bezug zu Neviges angesprochen: Esther Kanschat (Grüne) und Martin Sträßer (CDU). Der Landtagsabgeordnete zog nach seiner Heirat 1995 in die Nachbarstadt Wülfrath, das zu seiner zweiten Heimat wurde. Tönisheide, Neviges und Velbert ist die erste Heimat für den langjährigen Vizegeschäftsführer des Verbands der Chemischen Industrie geblieben. Die promovierte Chemikerin und Nevigeser Ratsvertreterin Esther Kanschat stammt aus Rüthen im Kreis Soest, wo ihre Eltern zugezogen waren und nie richtig dazu gehörten. „Das ist in Velbert anders, hiermit verbinde ich viele Erinnerungen, hier ist der Ursprung meiner Familie. Velbert ist meine Heimat.“

Prinzessin Ursula von Bayern hat ihre Heimat nicht vergessen. Als 20-Jährige zog Ursula Möhlenkamp aus der Velberter Innenstadt nach Bayern und verliebte sich in den Prinzen Leopold. Die verwandtschaftlichen Beziehungen ins Bergische und insbesondere nach Tönisheide sind noch lebendig. Mit seinem Heimatbuch stieß Dieter Klemp beim Heimatministerium NRW auf Interesse. „Wir lesen unverwechselbare Geschichten, lassen uns an persönlich wichtige Orte führen und erhalten viele Steine für ein facettenreiches Velbert-Mosak“, dankt Ministerin Ina Scharrenbach für die inspirierende Idee.