Wülfrath Würdevoller Abschied trotz Corona-Krise?
Wülfrath. · Die Stadt Wülfrath hat klare Regeln für die Bestattungen in der Corona-Zeit zum Schutz vor einer Ansteckung definiert. Die WZ hat jetzt nachgehakt, wie diese Änderungen in der Praxis aussehen.
Die Einschränkungen durch die anhaltende Corona-Pandemie sind vielschichtig. Auch Bestattungen sind von dem Anordnungen betroffen. Zehn Personen dürfen in Wülfrath derzeit maximal an einer Beisetzung teilnehmen, vorangehende Messen oder Trauerfeiern müssen aus Sicherheitsgründen ausfallen. Diakon Michael Anhut kann den Schmerz der Menschen nachempfinden. „Eigentlich ist es gruselig, dass sich nicht alle Freunde und Familienmitglieder im Zuge der Trauerfeier von ihrem Verstorbenen verabschieden können“, ist sich Diakon Anhut sicher. Dass die Regeln zum Schutz vor Ansteckung gut und richtig sind, dessen ist sich der Seelsorger sicher.
„Trotzdem ist es eine seltsame Situation. Die Trauergemeinde wird auf einen Zehnerkreis zurückgeworfen, man trifft sich auf dem Friedhof und nicht in der Kirche oder der Kapelle. Auch auf Musik muss verzichtet werden“, sagt Diakon Michael Anhut. Seine Trauergespräche im Vorfeld sollten sinngemäß telefonisch stattfinden. Ob er das immer umsetzen kann, lässt der katholische Seelsorger unbeantwortet im Raum stehen.
Angst vor einer Ansteckung hat er keine. „Da mache ich mir eher Sorgen, mich an einem Einkaufswagen anzustecken.“
Eine Lockerung der aktuellen Kontaktverbote sieht der Seelsorger allerdings noch nicht zum 19. April und warnt zeitgleich vor einem vorzeitigen Rückgang zum Alltag. „Unsere Gottesdienste werden besonders von älteren Menschen besucht, die zur Risikogruppe gehören. Ich würde aktuell alles begrüßen, was zum Schutz dieser Menschen dient.“
Auch der Arbeitsalltag der Bestatter hat sich im Zuge der Corona-Krise erheblich geändert. Klar definierte Regularien gibt der Bestatterverband vor. So ist die Beisetzungsdauer für eine Urnenbestattung beispielsweise von sechs auf acht Wochen ausgeweitet worden. „In dieser Zeit muss die Urne beigesetzt worden sein“, erläutert Bestatter Frank Wegener vom gleichnamigen Wülfrather Bestattungsinstitut. Beratungsgespräche finden für ihn und seine Mitarbeiter nicht mehr in den Wohnungen der Angehörigen statt, sondern wurden in die eigenen Büroräume verlegt. „Wir achten auf den Sicherheitsabstand, haben eine Sicherheitsscheibe angebracht und können bei Bedarf andere Familienmitglieder über eine Videokonferenz dazu schalten.“ Das Verständnis der Trauernden ist in dieser Situation sehr groß, die Maßnahmen für alle Beteiligten nachvollziehbar.
Und so hat Frank Wegener die Arbeitsabläufe auch für seine Mitarbeiter umstrukturiert. „Wir bekommen die Situation gestemmt, so lange niemand von uns krank wird. Wir arbeiten in Zweiterteams, meine Frau und ich nachmittags, unsere beiden Mitarbeiter vormittags.“ Auch Günter Emrich vom Bestattungsinstitut Bargel und Emrich setzt auch in der Corona-Krise auf persönliche Beratungen. „Nur, wenn ein Verdachtsfall bezüglich einer Corona-Erkrankung besteht, würden wir auf die telefonische Beratung umsteigen“, erklärt er. Bisher hat er keinen solchen Fall erlebt.
Sicherheit steht für ihn und sein Team trotzdem an oberster Stelle. Für die Angehörigen, sowie die Mitarbeiter gilt deshalb: „Wir halten bei den Beratungen ausreichend Abstand.“