Wasserspeicher in der Erde
Für 1,4 Millionen Euro hat der Bergisch-Rheinische Wasserverband in Nord-Erbach ein riesiges unterirdisches Regenüberlaufbecken gebaut.
Wülfrath. Markus Koch betritt die Rasenfläche, die hinter dem grünen Zaun an der Weggabelung Röntgenstraße/Silberberger Weg liegt. Allein an mehreren eckigen Betonstutzen lässt sich erahnen, dass unter der Erde 1,4 Millionen Euro verbaut wurden. „Unter uns befindet sich das Rundbecken. Wir haben es wegen des zu erwartenden Geruchs und Lärms unterirdisch angelegt“, sagt Koch, der als Sachgebietsleiter Abwasser des Bergisch-Rheinischen Wasserverbandes (BRW) am Neubau des Regenüberlaufbeckens beteiligt war. Im August soll das unterirdische Wasserreservoir nach rund einjähriger Bauzeit in Betrieb genommen werden.
Der Neubau war nötig, weil die Stadt das mögliche Einzugsgebiet des angeschlossenen Pumpwerkes Nord-Erbach von 3,7 auf 19,9 Hektar enorm vergrößert hat — zum Beispiel durch gewerbliche Ansiedlungen. Die zu erwartenden Abwassermassen, die über das Pumpwerk in Richtung des Regenüberlaufbeckens Maikammer geleitet werden, wären so nicht mehr zu regeln gewesen. Außerdem sei das Pumpwerk bei Starkregenereignissen, die sich häufen, bereits jetzt mehrmals überflutet gewesen.
Der Wasserverband will diese Probleme nicht nur mit dem neuen Überlaufbecken, sondern in den kommenden Jahren auch mit einem nachgeschalteten Regenrückhaltebecken in den Griff bekommen. Der BRW kalkuliert dort mit einem benötigten Volumen des Rückhaltebeckens von 3300 Kubikmetern. Es soll auf der Fläche, die momentan vom BRW als offenes Abwassererdbecken und angrenzend vom städtischen Bauhof genutzt wird, gebaut werden. Verkauft ist das Bauhof-Gelände noch nicht. Aus gutem Grund: „Die neu ausgewiesenen Gewerbeflächen müssen erst einmal erschlossen werden, und so weit ist es längst nicht. In den kommenden zehn Jahren wird das Regenrückhaltebecken wohl nicht gebaut werden“, prognostiziert Markus Koch.
Deshalb wird das eigentliche Regenüberlaufbecken derweil noch als Regenrückhaltebecken genutzt. „Der Unterschied zu einem Rückhaltebecken ist, dass bei einem Überlaufbecken Wasser vorgereinigt wird“, erklärt Diplom-Ingenieur Koch. Steht das Wasser einige Zeit, setzen sich schwere Stoffe in der unteren Wasserzone ab. Durch einen Überlauf wird quasi das dadurch vorgereinigte Wasser abgeschöpft und in die nächste Kläranlage, Hofmühle in Heiligenhaus, weiter geleitet.
Dort muss es in jedem Fall hin. Denn das Wasser, das an der Röntgenstraße ankommt, wird über einen Mischkanal transportiert. Das heißt, dass sich in einem einzelnen großen Kanal sowohl Regen- als auch häusliche Abwasser sammeln. Neben dem Wasser reinigt das Regenüberlaufbecken auch sich selbst vollautomatisch. Drei sogenannte Wirbeljets springen bei einer geringen Füllhöhe an und bestrahlen Wände und Böden mit Wasser, damit sich der Schlamm nicht dort festsetzt.