Weinfest zählt so viele Besucher wie nie

Acht Winzer von der Nahe brachten einen Hauch von „Dolce Vita“ auf den Platz am Forum Niederberg.

Foto: Simone Bahrmann

Velbert. So viele Menschen wie in den vergangenen Tagen werden sich wohl nie wieder mehr auf dem Platz am Forum Niederberg tummeln: In den nächsten Tagen sollen die Bagger anrücken, um Platz zu machen für die Stadtgalerie. Der Europaplatz, wie er offiziell heißt, wird nach Abschluss der Bauarbeiten deutlich kleiner sein. Doch darüber machten sich die vielen Besucher kaum Gedanken, die sich an insgesamt vier Tagen beim 27. Velberter Weinfest den vergorenen Traubensaft schmecken ließen.

Markus Witek

War der Donnerstag völlig verregnet, lockte an den anderen Tagen sommerliches Wetter die Menschen aus ganz Velbert und den Nachbarstädten zu der beliebten Veranstaltung. „Ich wohne zwar in Heiligenhaus, bin aber alter Velberter, auf dem Weinfest treffen sich viele Bekannte“, freut sich Markus Witek, der sich immer Burgunderweine von den verschiedenen Winzern schmecken lässt.

„Eigentlich sind wir Biertrinker“, bekennen Christian Rehmann und Florian Marzok“, aber wenn Weinfest ist, dann trinken wir natürlich Wein, so wie man in Spanien Sangria trinkt.“ Mit gerade Anfang 30 entsprechen sie nicht gerade dem Bild vom traditionellen Weinliebhaber. „Außerdem ist in Velbert außer Karneval und Tanz in den Mai nicht viel los, wenn denn mal so was wie das Weinfest kommt, dann muss man das nutzen.“ Inzwischen kommen immer mehr jungen Menschen auf den Geschmack.

„Ab 20 Uhr kommt die Jugend, das Fest ist ein Treffpunkt, wo man einfach hinmuss“, hat Winzer Philipp Closheim festgestellt. Seine Familie sowie acht weitere Winzer aus Langenlonsheim an der Nahe bauen seit über 25 Jahren an jedem zweiten Wochenende im August ihre Weinstände in Velbert auf. Initiiert hatte das Velberter Weinfest seinerzeit Gerd Calenberg. Der damalige Vorsitzende der Werbegemeinschaft Velbert wollte seinen Mitbürgern in der ereignisarmen Zeit der Sommerferien was bieten und lud die Winzer aus der Weinbaugemeinde an der Nahe ein, zu denen er freundschaftliche Beziehungen pflegte.

Langenlonsheim gilt als besonders regenarmes Gebiet, doch in diesem Jahr war es anders. „Von Januar bis Juli ist so viel Regen gefallen wie im ganzen vergangenen Jahr“, musste Weingärtner Closheim feststellen. Der Regen zur Unzeit befeuerte die Ausbreitung des unechten Mehltau. „Wir mussten dagegen Spitzmittel einsetzen, aber die sind bis zur Weinlese abgebaut, so dass sich nichts im Wein wiederfindet“, garantiert der Winzer. Während in Velbert der Wein der vergangenen Jahre in den Gläsern funkelt, beginnen die Trauben in den Langenlonsheim Weinbergen langsam mit der Zuckereinlagerung.

„Wenn jetzt acht Wochen lang die Sonne scheint, wäre das toll“, wünschen sich die Winzer. Wer nicht von Stand zu Stand laufen mochte, um sich durchzuprobieren, der fand bei der Karnevalsgesellschaft Große Velberter Weine von allen teilnehmenden Weinbauern. Vorsitzender Michael Schmidt hat festgestellt, dass die Velberter liebliche Weine besonders gerne mögen. „Die Velberter sind ja auch lieblich“, setzt mit einem Schmunzeln der Karnevalist hinzu, der schon manche fünfte Jahreszeit als Hoppeditz eröffnet hat. Winzer Clemens Honrath räumt mit dem Märchen auf, dass süße Weine einen dicken Kopf machen. Der Schwefel, dem man die Kater bringende Wirkung nachgesagt, wird nur noch in ganz geringen Mengen verwendet. „Wenn der Wein sauber ausgebaut wird, gibt es das nicht. Die Gärtanks werden runtergekühlt, bei zehn Grad hört die Hefe auf zu arbeiten“, informiert der Fachmann.

„Deshalb können wir heute viel fruchtigere Weine als früher anbieten.“ Der erfahrene Winzer weiß, dass Kopfschmerzen nicht nur vom Wein herkommen, sondern auch vom Trinker, der nicht Maß halten kann: „Meine Mutter sagte immer: ‘Allzu viel ist ungesund, und wenn es das Gebet in der Kirche ist.´“