Wenn „Tote“ doch noch leben
Fall wie in Gelsenkirchen wäre auch hier „der Horror“.
Eigentlich gibt es diesen Fall nicht, höchstens im Film: Eine Frau ist tot, wird zur Sicherheit vom Arzt untersucht und dann vom Bestatter abgeholt. Im Kühlraum wacht sie auf, macht sich bemerkbar. So geschehen in Gelsenkirchen (die WZ berichtete). Wie nehmen Menschen aus unserer Region, die sich von Berufs wegen mit dem Tod beschäftigen, so etwas wahr?
„Das ist furchtbar“, sagt Günter Emrich, Bestatter in Wülfrath. „Zum Glück haben wir das noch nicht erlebt, aber in Mettmann ist es wohl schon einmal vorgekommen.“ Wenn so etwas bei ihm geschehen wäre, wäre es wohl noch schlimmer gewesen: „Wir haben keine eigene Leichenhalle. Wir hätten die Verstorbene gleich zur Friedhofshalle gebracht. Da wäre niemand aufmerksam auf sie geworden.“
Das Geschehene ist für Emrich eine Horrorvorstellung. „Das würde einem ja immer verfolgen. Das streift niemand so einfach ab. Was würde er tun? „Da kann man ja nur schnellstens den Rettungswagen oder den Arzt rufen“, sagt Emrich.
„Bei sorgfältiger Leichenschau darf das nicht vorkommen“, sagt ein Arzt, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Er berichtet allerdings, dass durchaus Druck ausgeübt werde. „Wir werden häufig von Pflegediensten bedrängt.“ Da könne es offenbar vorkommen, dass der Zustand der „vita minima“ (Scheintod) nicht erkannt wird.
Der Mediziner nutzt den Vorfall zu einer Kritik. „Sterben gehört ja offenbar nicht mehr zu Leben.“ Oft komme es vor, dass ein alter Mensch zu Hause liege und schlichtweg seine Zeit gekommen sei. „Dann wird er aber ins Krankenhaus gebracht und mit High-Tech-Medizin versorgt.“ Das führe dann dazu. dass dieser Mensch womöglich als Schwerstpflegefall noch länger lebe, allerdings ohne irgendeine Lebensqualität.