„Wir wollen keine schulischen Grabenkämpfe“
Bildung Die Leiter der weiterführenden Schulen Velberts kritisieren das Vorgehen der Bürgerinitiative.
Velbert. Keine belegbaren Zahlen, falsche Informationen über die Möglichkeiten des dreigliedrigen Schulsystems: Die Leiter von Berufskollegen sowie Gymnasien, Real- und Hauptschulen Velberts sind sauer auf die Bürgerinitiative "2.Gesamtschule für Velbert". Auf einer gemeinsamen Pressekonferenz warben sie am Mittwoch für "unsere jetzige vielseitige Schullandschaft", so Claudia Nübel (Realschule Kastanienallee). Sie sprachen sich aber auch dafür aus, dass es - wie vom Rat in der vergangenen Woche beschlossen - "eine zukunftsorientierte Planung auf Basis von Fakten und nicht von Ideologien gibt", so Alex Plitsch (Gymnasium Langenberg).
Die Schulleiter vertreten die Position, dass nicht das Für und Wider einer Schulform erörtert werden müsse. "Die eigentliche Frage ist doch, wie kann man Schule an die gesellschaftlichen Gegebenheiten anpassen", so Angelika Vogt (Geschwister-Scholl-Gymnasium).
Peter Schwafferts, stellvertretender Leiter des Berufskollegs, betonte, dass das heutige Schulangebot in Velbert viele Optionen zulässt. Ihn stört, "dass der Eindruck erweckt wird, es gebe einen Notstand". Dass man auch über eine zweite Gesamtschule nachdenken müsse, wenn es diesen Bedarf tatsächliche gebe, merkte Angelika Vogt an.
Diesen Nachweis bleibe die Bürgerinitiative schuldig. Diese spricht von 237 Ablehnungen bei 467 Gesamtschul-Anmeldungen. Selbst dem Schulträger sei nicht klar dargelegt worden, wie man auf diese Zahl gekommen ist. "Eine Behauptung, 70 Prozent der Kinder müssten eine ungewollte Schule besuchen, ist nicht haltbar."
Die Schulleiter bemängeln nicht nur diese fehlende Transparenz. Ihr zweiter Kritikpunkt: Die Bürgerinitiative verbreite falsche Infos über die anderen weiterführenden Schulen. Ein Beispiel, das angeführt wird: Haupt- und Realschüler könnten nicht mehr aufs Gymnasium wechseln, um das Abitur zu erlangen.
"Was einfach unwahr ist", so Werner Schuhmacher-Conrad (Nikolaus-Ehlen-Gymnasium). Die Pädagogen wundern sich, dass Vertreter der Gesamtschulinitiative "mit unangemessenen Mitteln einen Schulkampf heraufbeschwören und Ängste schüren". Peter Gembach (Heinrich Kölver-Realschule): "Wir wollen keine schulischen Grabenkämpfe."
Claudia Nübel strich heraus, dass es "wichtig ist, dass Schüler überhaupt einen Schulabschluss machen. Und: Nicht jeder kann ein Abitur machen". Dem pflichtete vor allem Brigitte Preuss (Hardenberg-Hauptschule) bei. Sie warb für die kleinen, durchlässigen Systeme, die kleineren Bildungseinheiten. "Viele unserer Schüler würden in einem großen System wie die Gesamtschule untergehen", wies sie auf die Bedeutung der Hauptschule hin: "Wir nehmen die Schüler auf, die keiner will."
Die Bürgerinitiative fordern die Schulleiter auf, sachlicher zu bleiben. "Wir brauchen eine gute Zusammenarbeit - im Sinne der Eltern und der Schüler."