Wobau verkauft 716 Wohnungen an den Investor Brack Capital
Die international tätige israelische Gruppe übernimmt für 21Millionen Euro ein Sechstel des Wohnungsbestands. Für die Mieter soll sich vorerst nichts ändern, hieß es.
Velbert. Die kommunale Wohnungsbaugesellschaft Wobau hat 716 ihrer 4250 Wohneinheiten an den Immobilieninvestor Brack Capital Germany verkauft. Am Montag wurden die Unterschriften unter den Notarvertrag gesetzt. Die israelische Brack Capital Group kauft, verwaltet und entwickelt weltweit Immobilienvermögenswerte.
Auf dem deutschen Markt ist sie seit 2005 aktiv. Unter anderem hat Brack Capital rund 1100 Wohneinheiten von der Landesentwicklungsgesellschaft LEG übernommen. Deutschlandsitz ist Frankfurt, die Wohnungen in Duisburg, Gelsenkirchen, Oberhausen, Wuppertal und demnächst auch Velbert werden von Düsseldorf aus verwaltet.
Verkauft wurden 78 Wohneinheiten an der Heiligenhauser Straße, 144 in den Häusern Am Kostenberg 32, 42 und 52, 96 in den Häusern Heidekamp 1 und 6, insgesamt 238 am Lindenkamp und am Bartelskamp sowie 160Wohnungen an der Von-Humboldt-Straße 2 bis 10. Brack Capital zahlt dafür 21 Millionen Euro.
Eine spezielle Sozialbindung wurde nicht vereinbart. Dennoch werde sich für die Mieter vorerst nichts ändern, sagten gestern Wobau-Geschäftsführer André Clasen und Aufsichtsratsvorsitzender und Bürgermeister Stefan Freitag. "Die Mieter sind zum einen durch die bestehenden Gesetze geschützt. Eineinhalb Jahre lang darf der Investor sowieso nichts machen, alle Rechte und Pflichten aus dem Mietvertrag bleiben für die Bewohner und den Erwerber weiter bestehen", so Clasen.
Beim derzeitigen Überangebot auf dem Wohnungsmarkt seien darüber hinaus Mieterhöhungen nicht durchsetzbar. "Es gibt sofort ein Sonderkündigungsrecht, und die Mieter sind weg", sagte Clasen. Brack Capital habe aber Interesse an einer stabilen Vermietungssituation. "Wir haben uns natürlich auch umgehört, wie das Unternehmen bisher aufgetreten ist, und haben ein positives Feedback bekommen", sagte der Bürgermeister.
Der Wohnungsverkauf, so erläuterte Freitag, sei Teil der vor gut eineinhalb Jahren mit großer Mehrheit im Rat festgelegten neuen Strategie für die Wobau. Nachdem der Verkauf von Gesellschaftsanteilen verworfen worden und eine genossenschaftliche Lösung gescheitert war, habe man als Ziele festgelegt, die Eigenkapitalquote des Unternehmens deutlich zu stärken, die Fremdverschuldung zu reduzieren, den Wohnungsbestand auf den geänderten Markt - etwa Seniorenwohnungen - anzupassen und den Bestand zu modernisieren. "Dies geht nur, wenn wir Wohnungen verkaufen", sagte Stefan Freitag. Im Aufsichtsrat sei der jetzige Schritt mit großer Mehrheit beschlossen worden.
In den kommenden Jahren möchte die Wobau noch etwa 400 weitere Wohneinheiten - etwa an der Von-Fraunhofer- und Ringstraße - veräußern. "Damit der Bestand nicht abrutscht, muss investiert werden. Außerdem wollen wir wieder als Bauträger auftreten können. Aber wenn ich jetzt mit einer Eigenkapitalquote von zehn Prozent komme, sagt jede Bank: Das geht gar nicht", sagte André Clasen.
Das jetzt von Brack Capital übernommene Paket sei vor allem nach dem Kriterium eines räumlichen Zusammenhalts zusammengestellt worden - auch aus Gründen der späteren Verwaltung, sagte der Geschäftsführer. Ihm und den Wobau-Mitarbeitern sei es wichtig, dass die Umsetzung - voraussichtlich im Februar wird Brack Capital die Wohnungen übernehmen - gut und für die Mieter möglichst nicht spürbar über die Bühne geht. Es sollen auch sofort neue Ansprechpartner zur Verfügung stehen. "Als städtische Gesellschaft können wir uns kein negatives Image leisten", so Clasen.