Wülfrath: Chancen durch Kooperation
Die Hauptschule und die Wirtschaft – eine Partnerschaft, von der die Schüler profitieren.
Wülfrath. Jennifer Ott (17) hat sich noch nicht entschieden. Will sie Krankenschwester werden oder Bundeswehrsoldatin? Die Entscheidung muss in den nächsten Wochen fallen. Jenny besucht die zehnte Klasse der Hauptschule Wolverothe und will nach dem Abschluss eine Ausbildung beginnen. Soldatin ist, seit sie elf Jahre alt ist, ihr Traumberuf. Doch ein Praktikum im Altenheim hat ihr gut gefallen, auch der soziale Beruf kommt in Betracht.
Seit 2002 hilft die Wülfrather Hauptschule den Mädchen und Jungen, den richtigen Beruf und die passende Lehrstelle zu finden. Die Kooperation Schule und Wirtschaft (KSW) läuft als Erfolgsmodell im achten Jahr. Ziel ist es, dass die Schüler Kontakte zu heimischen Firmen finden, wobei die Kooperationspartner für die Wülfrather Schule auch aus Velbert und Heiligenhaus kommen. Partner der ersten Stunde ist die Kreissparkasse Düsseldorf. Dort wurden jetzt neue und bewährte Projekte vorgestellt.
Schulleiterin Ulrike Preuß brach eine Lanze für die Schulform Hauptschule, die in der Kalkstadt von 320Jugendlichen besucht wird. "Vielleicht macht ein Abschlusszeugnis einer Realschule mehr her, doch sollte man immer den Menschen sehen", sagte Preuß. Sie bekäme von den Firmen positive Rückmeldungen, die Schüler machten einen guten Eindruck.
Waren in der Vergangenheit Schüler der beiden letzten Klassen in die Kooperation Schule und Wirtschaft eingebunden, so beginnt man jetzt ab der fünften Klasse. Die elf- und zwölfjährigen Schüler waren in das Thema Landwirtschaft, Lernort Bauernhof, eingebunden. Tina (12/Klasse 5) hat auf dem Gehöft der Reitschule Flandersbach Tiere hautnah erlebt, Dominik (11) hat Pferde gefüttert und auf dem Bauernhof gesehen, "wie die Landwirte schuften müssen, damit wir unser Brot essen können’.
Die Wülfrather Tischlereien Freudenreich und Kicinski öffneten ihre Pforten für die Schüler, die Gemeinschafts Lehrwerkstatt (GLW) Velbert ließ die Mädchen und Jungen der Klassen sieben schrauben und bohren. Alexander Faoro, Leiter des Berufsbildungszentrums Rheinkalk, gab den Schülern besondere Mathematikstunden. Es mussten Angebote durchgerechnet werden.
"Gute Noten in Mathematik und Deutsch sind unerlässlich für den Einzelhandel, manch Schüler war darüber überrascht", sagt Lehrerin Walburga Lambrecht. Nach einem Praktikum haben die Jugendlichen noch Gelegenheit, ihre Zensuren zu verbessern.
In Workshops lernen die Schüler ihre Stärken kennen. Anhand dieser Ergebnisse kristallisieren sich Berufsbilder heraus.
Die Schüler haben ihre Vorbereitung auf den Beruf dokumentiert. Die Fotos sind in der Schalterhalle der Kreissparkasse zwei Wochen zu sehen. Die 89-jährige Ilse Tipp ist begeistert. Sie wohnt im Haus August-von-der-Twer, mit diesem Seniorenheim unterhält die Hauptschule auch eine Partnerschaft.
Nach einem Besuch im Landtag hat NRW-Bildungsministerin Barbara Sommer, die die Hauptschule gut kennt, nachdem Wolverothe 2007 einen Schulpreis gewonnen hat, die Wülfrather eingeladen, ihre im Kunstunterricht entstandenen Werke im Frühherbst im Landtag auszustellen - Wülfrather Kunst aus der Schule Wolverothe erreicht Düsseldorf: Das macht die Schüler stolz.