Bei der Sondersitzung des Stadtrates wird Bürgermeisterin Claudia Panke nach elf Jahren im Amt offiziell verabschiedet „Gehen Sie alle gut miteinander um“
Wülfrath · . „Heute sitze ich zum letzten Mal diesem Rat vor. Das ist ein sehr bewegender Moment für mich. Nun beginnt für mich das Abschiednehmen.“ Die scheidende Bürgermeisterin Claudia Panke geht natürlich nicht, ohne Emotionen zu zeigen.
Für den Rat übernimmt die Verabschiedung Walter Brühland (CDU), der sie bei ihrer Wiederwahl 2014 als Alterspräsident eingeführt hatte. Der CDU-Ratsherr vergleicht die Amtszeit der Bürgermeisterin mit einem Reisebus. Die Passagiere hätten oftmals unterschiedliche Reiseziele gehabt. „Die einen wollten nach rechts, die anderen nach links, andere geradeaus und manche sogar zurück“, sagt Walter Brühland mit einem Augenzwinkern. Aber die Bürgermeisterin habe das Steuer meist fest im Griff gehabt und dafür gesorgt, dass ein Schlingerkurs nicht in einem Horrorcrash geendet habe. „Sie haben viele richtige Hebel zum richtigen Zeitpunkt gezogen“, attestiert Walter Brühland. Er schenkt Claudia Panke ein Automodell, „einen Porsche, der besser zu Ihnen passt als der BMW“. Ebenso bekommt sie ihren Bürostuhl und einen Reisegutschein als Geschenk.
Claudia Panke lässt die Jahre Revue passieren, möchte vielen Wegbegleitern Danke sagen. Als Erfolg verbucht sie die Festlegung einer Strategie, dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Wülfrath war eine stark schrumpfende Einwohnerzahl prognostiziert worden. Das Ziel, 20 000 Einwohner langfristig zu halten und damit die Selbstständigkeit als Kommune zu gewährleisten, wurde bisher erreicht.
Stellvertretend für viele Themen nennt sie das Projekt „Qualifizierte Spiel- und Freiflächenplanung“ – schöne, sichtbare und erlebbare Ergebnisse seien der Generationenpark und der Nachbarschaftsplatz in Rohdenhaus. „Die Maßgabe ,Alle Schulabschlüsse in Wülfrath möglich machen’ mündete in die Errichtung der Sekundarschule und die Maxime ,Familien siedeln sich in Wülfrath an’ in den Masterplan Wohnen“, sagt Claudia Panke. Wie ein roter Faden ziehe sich die strategische Entwicklung von Wülfrath durch die letzten elf Jahre – von der Bewältigung des demographischen Wandels „Schrumpfung gestalten“ bis zur Strategie „Wülfrath 22 plus“, also die Einwohnerzahl zu erhalten oder anwachsen zu lassen. „Immer unter Anpassung der Ziele und Handlungsfelder, so dass Mobilität, Klima und Umwelt sowie Digitalisierung neu hinzugekommen sind, damit wir gestalten können und Wülfrath zukunftsfähig bleibt.“
Sie kommt am Thema Finanzen nicht vorbei. „ Mein Hauptziel war es, Wülfrath finanziell und organisatorisch in ein ruhigeres Fahrwasser zu bringen, das heißt vor allem Abbau der Schulden und Tilgung der Altlasten. Vom Nothaushalt kommend, haben wir in diesen Jahren sogar einen Haushaltsausgleich, Tilgung von Krediten und somit eine Absenkung des Schuldenberges erreichen können. Noch in diesem Jahr haben wir den Jahresabschluss 2019 mit einem sechsstelligen Überschuss beschlossen.“
Claudia Panke spricht auch zwei große Herausforderungen ihrer Amtszeit an. „Wir alle, nicht nur der Rat, die Verwaltung, sondern die gesamte Bürgerschaft musste sich der Krisenbewältigung stellen. 2015 der Flüchtlingskrise, aktuell der Corona-Pandemie.“
Ihr Dank gilt den Bürgern für Vertrauen und Unterstützung, auch den Ehrenamtlern, „die uns durch ihr unglaubliches Engagement in so vielen Aufgabenbereichen helfen, nicht nur in der Krise“. Sie benennt auch die Mitglieder der Wülfrather Gruppe (WG) und der FDP, die sie 2009 erfolgreich als ihre Kandidatin aufgestellt haben. „Ich bedanke mich zusätzlich bei den Mitgliedern der CDU, die mich neben der WG und der FDP als ihre Kandidatin 2014 bei meiner Wiederwahl unterstützt haben“, so Claudia Panke. Ein großer Dank für die konstruktive Zusammenarbeit gehe an alle im Rat vertretenen Fraktionen und Parteien. „Einen sehr wertschätzenden Dank richte ich an meine Mitarbeiter. Ihr Fachwissen, Ihre Empfehlungen, die Beratungen, die Diskussionen, die Diskretion und die unglaubliche Loyalität habe ich sehr geschätzt.“ In vielen schwierigen Situationen hätten sie Nehmerqualität und eine Steh-auf-Männchen-Mentalität bewiesen. Und: „Mein größter emotionaler Dank geht heute an meine Eltern, Familie und Freunde. Sie haben mich bei meinen wegweisenden Entscheidungen unterstützt und bestärkt, sie waren mir Weggefährten, Berater, Kritiker und Motivatoren. Sie gaben mir die Kraft, dieses anspruchsvolle Amt auszuüben und sie gaben mir den Raum und den Schutz, auch einmal privat sein zu dürfen.“ Rainer Ritsche wünscht sie „alles nur erdenklich Gute, viel Erfolg und Freude in Ausübung des Bürgermeisteramtes“, den Vertretern des neuen Rates eine glückliche Hand und gute Entscheidungen.
An alle gewandt sagt Claudia Panke: „Gehen Sie respektvoll mit ihrem Gegenüber in den Ausschüssen und Ratssitzungen und bei sonstigen Diskussionen um. Gehen Sie respektvoll und achtsam mit den Beschäftigten in der Verwaltung um. Sie alle wollen dasselbe – etwas bewegen. Gehen Sie alle gut miteinander um.“