Wülfrath: Die große Hilfe gegen Armut
Benefiz: Auf dem Gelände am Zeittunnel setzte der Stadtkulturbund am Samstag ein Zeichen gegen soziale Missstände der Jüngsten.
Wülfrath. "In Wülfrath haben wir rund 100 zu unterstützende Kinder, die ohne unsere Hilfe kein Mittagessen bekommen würden", sagt Wolfgang Peetz, Vorsitzender von "Wülfrather Kinder in Not". Kinderarmut sei immer wieder erschreckend - besonders dann, wenn sie direkt neben uns wohne.
Das Benefiz-Sommerfest des Stadtkulturbundes setzte am Samstag ein Zeichen für Solidarität und für die Bekämpfung der sozialen Missstände bei Kindern. Rund 25 teilnehmende Vereine sorgten dafür, dass das Gelände am Zeittunnel zu einem richtigen Festplatz wurde. Zwischen 14 und 22 Uhr lief ein Non-Stop-Programm auf insgesamt drei Bühnen. Auf dem Vorplatz wurden vor allem die Kinder unterhalten.
Gerade erst als Schmetterling geschminkt, saust Marie zum Modellboot-Becken und steuert ihr grünes Schiffchen gekonnt durch das Wasser. "Hier gibt es so viel zu entdecken. Das ist ja ein richtiges Kinderfest", sagt die Siebenjährige.
Auch Marie geht in eine Offene Ganztagsgrundschule, bekommt warmes Mittagessen, zwischendurch Obst und Gemüse. Dass es Kinder gibt, die ohne fremde Hilfe vor einem leeren Teller neben ihr sitzen würden, daran denkt der bunte Schmetterling nicht, als er über das Band balanciert.
"Das ist eine sogenannte ,Slackline’ unserer Erlebnis- und Abenteuer-AG im Rahmen der Suchtvorbeugung", erklärt Hartmut Fiebig, Lehrer der Realschule. "Das wichtigste ist, Balance zu halten und dem, der einen hält, zu vertrauen."
Balance halten - das ist nicht immer ganz so einfach: Der Verein "Wülfrather Kinder in Not" möchte mit dem eingenommenem Geld der sozialen Balance ein bisschen näher kommen: "Wir werden den Erlös wahrscheinlich den Kindertagesstätten und Ogatas zukommen lassen", kündigte Peetz an.
Das Speisenangebot auf dem Festplatz war deshalb besonders reichhaltig. Allein die Deutschen Sänger und die Young Voices backten rund 40 Kuchen für die große Benefiz-Sause. Und wem die musikalische Unterhaltung von der katholischen Blaskapelle bis hin zur Band "Socks" und der WüRGer Coverband "Airbag" gefiel, der konnte sich mit einem Griff in die Geldbörse erkenntlich zeigen.
Auf der großen Naturbühne sorgten die Musiker besonders am Abend, als der Regen nachließ, für gute Stimmung unter dem immer zahlreicher erscheinenden Publikum. Der Zeittunnel selbst bot der Literaturgruppe "Bla" des Gymnasiums eine extravagante Kulisse.
Die Young Voices luden zur Mitmach-Probe und freuten sich über die vielen Stimmen, die leidenschaftlich "Du passt so gut zu mir" schmetterten. Die große Bühne nutzte Wolfgang Köster, Vorsitzender des Stadtkulturbundes, für ein Wülfrather Anliegen: "Wir machen uns Gedanken um die Stadthalle und denken daran, Protest einzulegen."
Wie stark der Kulturbund tatsächlich ist, wird schon an diesem Tag deutlich. Menschen mitziehen und begeistern - das kann das Team: "Wir lassen uns nicht unterkriegen!"