Wülfrath: Lkw-Strecke statt Freizeitspaß
Für den Bau der A44 sollen 17.750 Fahrten über den Heiligenhauser Weg führen.
Wülfrath. Der Heiligenhauser Weg wird 2010 zur maßgeblichen Baustraße für den Ausbau der A44. Im Ausschuss für Verkehr und Ordnung hat der Landesbetrieb Straßen NRW über diese Maßnahme informiert, die den beschaulichen Weg zwischen Dorfplatz Flandersbach und dem Naherholungsgebiet Angertal erheblich beanspruchen wird, um Bodenaushub von Baustelle abzutransportieren. Zehn Stunden an sechs Tagen pro Woche, fünf Monate lang: Ein Eingriff, der viele Flandersbacher in die Sitzung lockte.
"Das wird eine Großbaustelle." Achim Frieling, stellvertretender Abteilungsleiter Bau beim Landesbetrieb, beschönigte nichts. Mit Zahlen untermauerte er, dass die Anlieger an der Baustellenverkehrstrasse Einschränkungen auf sich nehmen müssen. Eingangs machte er auch klar, dass dieses Vorhaben und die Baustellenerschließung alles andere als eine Überraschung sei. "Sie war Teil des Planfeststellungsverfahrens 2007." Während andere Städte wie zum Beispiel Ratingen bei der Verkehrsführung von baustellenverkehr Anmerkungen geäußert hatten, "ist aus Wülfrath nichts gekommen".
Für die Gründung von Brückenpfeilern muss der Landesbetrieb Raum schaffen. "Wir haben auf der Baustelle nicht den Platz, um die Massen an Erde zu lagern", sagt Frieling. Dennoch wolle man nur das Nötigste abtransportieren. Die Menge bezifferte er mit 350.000 Kubikmetern. Binnen von fünf Monaten soll diese Masse abgefahren werden - und das über einen "schmalen, sehr schadhaften Heiligenhauser Weg", so Frieling. Diesen wird der Landesbetrieb vorher herrichten und verbreitern müssen. Frieling: "Er wird hinterher in einem besseren Zustand sein."
Zur geplanten Verkehrsführung sieht der Landesbetrieb keine Alternative. Demnach soll es eine Art Einbahn-Ring geben vom Heiligenhauser Weg über den Dorfplatz Flandersbach, die Flandersbacher Straße in Richtung Ratingen. Die leeren Schwerlaster sollen über die B227 in Heiligenhaus - zum Teil durch ein Wohngebiet - die Baustelle wieder ansteuern. Aktuell wird mit insgesamt 17.750 Fahrten gerechnet - 15 Lkw pro Stunde. Fußgänger und Radfahrer, die den Heiligenhauser Weg für Ausflüge unter anderem ins Angertal nutzen, werden in der Bauphase dort keinen Platz haben.
Interessiert und sachlich: So verlief die an den Vortrag angeschlossene Diskussion. Zwar wurde deutlich, dass sich vor allem die Anlieger des Heiligenhauser Weges erhebliche Sorgen machen, was sie aber nüchtern und themenorientiert zum Ausdruck brachten. Klar wurde, dass die Einbahnstraßenlösung "für viele von uns kilometerweite Umwege bedeuten würde. Das wäre ein großer Mehraufwand", wie es für die Ortsbauernschaft Bernd Kneer sagte. Landesbetrieb-Abteilungsleiter Alfred Lützeler und Frieling nahmen’s zur Kenntnis und kündigten weitergehende Gespräche mit den Betroffenen an. "Da sind ganz individuelle Lösungen möglich", sagte Frieling. Lützeler stellte sogar Entschädigungen in Aussicht.
Dass sowohl Dorfplatz als auch die Flandersbacher Straße unter der Last des Verkehrs leiden werden, prognostizierte unter anderem Dietmar Ruda, Vorsitzender des Bürgervereins Flandersbach. Er gab außerdem zu bedenken, dass am Dorfplatz ein viel genutzter Bolzplatz liege. Auch die Schulwegsicherung sprach er an. Lützeler nickte zustimmend. "Auch das sind Details, die zu klären sind." So sei es durchaus denkbar, das Pflaster des Dorfplatzes vorher aufzunehmen, "um dann den Platz nach der Maßnahme wieder herzurichten". Insgesamt, betonte er, "haben wir keine Patentrezepte, wir werden den Ablauf noch verfeinern". Das ging direkt nach der Sitzung im Foyer des Rathauses los, wo Lützeler und Frieling erste Einzelgespräche führten.
Ordnungsamtsleiter Reinhard Schneider betonte, dass die Stadt sich im Interesse der Anlieger stark machen werde. Auch bei der Verkehrsführung wolle man mitreden. Und für Folgeschäden auf lokalen Straßen müsse der Landesbetrieb gerade stehen.