Wülfrath Maria Bünger weiß klassische Märchen zu schätzen

Wülfrath · Die Vorlesepatin setzt sich zusammen mit ihren kleinen Zuhörern mit den Geschichten auseinander.

Vorlesepatin Maria Bünger liest vor und singt auch gerne einmal ein Lied mit ihren kleinen Zuhörern.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Alle vier Wochen hat sich Maria Bünger den Freitagnachmittag für eine ganz besondere Tätigkeit reserviert. Dann nämlich geht sie in die Wülfrather Medienwelt, um dort den vier- bis sechsjährigen Kindern vorzulesen. „Es kommen auch mal Geschwister mit, die ein bisschen jünger oder älter sind“, sagt die Vorlesepatin. Was sie besonders gerne liest, sind die klassischen Märchen. „Jedes Kind nimmt sich da etwas raus, was für es wichtig ist“, weiß Maria Bünger. Obwohl es Stimmen gibt, die behaupten, Märchen seien zu grausam für Kinder. „Da fliegt die Hexe in den Ofen“, meint sie, „aber das finden die Kinder gut.“

Was für die kleinen Zuhörer vor allem wichtig sei, ist die Gerechtigkeit. „Das Gute muss siegen und das Böse bestraft werden.“ Eben genau das, was die Märchen transportieren. „Maria Bünger spricht immer sehr gerne ausführlich mit den Kindern über die Geschichte und die eigenen Erlebnisse der Kinder“, sagt Yvonne Jacobs, Leiterin der Wülfrather Medienwelt. Weil kleine Kinder sich nicht lange auf das Zuhören konzentrieren können, singt Maria Bünger schon mal ein Lied mit ihnen. „Oder ich lasse sie Verse aufsagen.“ Dazu hat sie ein altes Bilderbuch ausgegraben, das von einem Küken handelt, das immer wieder ausreißt und Abenteuer erlebt. „Die Geschichte ist in Versen geschrieben“, erzählt Maria Bünger, „die Kinder sind fasziniert davon.“

Auf die Frage, wie lange Maria Bünger denn schon als Vorlesepatin tätig ist, lacht sie. „Schon ewig“, meint sie vergnügt. Damals wohnte sie in Düssel und kam durch eine Bekannte in Kontakt mit der Bücherei. Dort gab es einen Kreis, der vorgelesen hat. „Wir kamen dann auf die Idee, Kindern vorzulesen“, erinnert sich die 83-Jährige. Doch dann zog sie nach Mettmann, wo sie jedoch als Vorleserin nicht untätig war. „Wir haben dort ganzen Schulklassen vorgelesen, und wir wurden geschult.“ Eine Dame aus Düsseldorf lehrte die Vorleser, wie sie richtig atmen und betonen sollen und wie sie eine Geschichte spannend vortragen können. Auch im Altenheim hat Maria Bünger eine Zeitlang vorgelesen. „Viele ältere Menschen können ja nicht mehr gut sehen.“

Die 83-Jährige engagiert sich auch im Wülfrather Heimatmuseum

Vor fünf Jahren zog sie nach Wülfrath. Seitdem gehört sie zum Team der Vorlesepaten. „Das macht mir viel Freude.“ Daneben ist Maria Bünger auch im Wülfrather Heimatmuseum aktiv. „Das ist eins der schönsten Museen“, schwärmt sie. Früher hat sie Führungen für Schulklassen gemacht. „Die kamen, um sich mit dem Leben ihrer Vorfahren zu beschäftigen.“ Von Haus aus ist Maria Bünger Lehrerin. „Für Geschichte und Religion“, verrät sie.

Allerdings hat sie ihr Leben überwiegend im Ehrenamt verbracht. „Ich komme aus einer Zeit, in der die Pfarrfrau noch nicht arbeiten durfte“, erzählt sie. An der Seite ihres Mannes hat sie auch einige Jahre in Belgien verbracht. „Mein Mann hatte dort eine Pfarrstelle.“ In Belgien hat die heute 83-Jährige Deutsch unterrichtet für die deutschstämmigen Belgierinnen. „Das hat auch Spaß gemacht.“

Von Belgien zog das Paar nach Düssel, wo eine Religionslehrerin an der katholischen Schule gesucht wurde. „Das habe ich acht Jahre lang gemacht“, sagt Maria Bünger. Bis jetzt ist die muntere Rentnerin aktiv und möchte es in ihren Ehrenämtern auch so lange wie möglich bleiben, denn sie weiß: „Wenn das Ehrenamt nicht wäre, würde vieles zusammenbrechen.“