Wülfrath: Welch’ imposante Kulisse!
Mit Open-Air-Theater auf dem Kirchplatz wurde die Neanderland-Biennale beendet.
Wülfrath. Die mächtige Kirche in der Mitte, die kleinen dicht nebeneinander gereihten alten Fachwerkhäuschen, das abendliche Vogelgezwitscher: eine wahrlich märchenhafte Kulisse. Die Bühne scheint nur so nach Feen und bösen Stiefmüttern zu rufen. Doch nicht, wenn es nach F.K.Wächters eher antiautoritären Inszenierungen geht. "Theater ist Kunst", sagt der Zeichner, Karikaturist, Cartoonist und Autor von Kinderbüchern und Theaterstücken. Das Clowns-Stück "Aschenputtler" zeigte sich dementsprechend abstrakt als letzte Veranstaltung der Neanderland-Biennale am Samstagabend auf dem Kirchplatz.
Rund 60 Besucher nutzten die Möglichkeit des Theaters unter freiem Himmel, den Charme Wülfraths und durchlebten das Märchen in fünf Akten, gespielt vom Theater Varomodi aus Halle an der Saale. Fünf männliche Schauspieler begeisterten mit wenig Requisiten durch ihre schauspielerische Glanzleistung. Der kauzige Lehrer Dr. Sinn versuchte seinen vier übermütigen Schülern Karfunkel, Quaste, Schmaltz und Wiesel das Grimmsche Märchen "Aschenputtel" näher zu bringen. Doch mit ihrer Lust an Chaos und Unsinn zerpflückten diese das Stück poetisch-komisch.
Zwei merkwürdig gekleidete Gestalten kamen um die Stadtkirche gelaufen. Ein seltsames Bild. In den alten Gassen Wülfraths aber auch irgendwie passend. Unter den Bäumen nahmen sie ihre Spielstätte ein und ließen den alten Platz um die Kirche in anderem Licht erscheinen. Und als die Täubchen aus Aschenputtels Geschichte die falschen Bräute durch lautes Gurren verrieten, da stimmten die Tauben, auf dem Dach der Stadtkirche sitzend, laut ein. "Die scheiß Tauben", äußerte sich Quaste ärgerlich in der derb-komischen Sprache des Stückes. "Die Hacke ist schuld, die beknackte."
Als angekündigtes Familienstück deshalb etwas fraglich, findet da die ein oder andere anwesende Mutter. "Diese permanente Fäkalsprache, die Verdrehung der Wörter - es hat mich geärgert die Veranstaltung besucht zu haben", sagte Eva Klatt. Furzende Geburten, Erektionen oder Phrasen wie "Nimm mich Herr Doktor. Ich hab’ Bock auf Brautschau" - für die Mütter alles andere als ein Familienstück. Vielleicht gerade jedoch wegen der lockeren Redensweise für Sohn Henning (11) eher "lustig".
Positive Stimmen gab es jedoch auch: "Ein schöner Abschluss einer gelungenen Biennale mit einer wunderschönen Location. Besonders toll war die Bunte Nacht’ im Stadtpark", fanden Uwe Buntz und Sabine Reiß, bei der sie selbst als Schauspieler des Theaters Minestrone mitgewirkt hatten. "Vielleicht schafft es ja der Kreis im nächsten Jahr alle Veranstaltungen kostenlos zu gestalten", hoffen sie. Auch von auswärtigen Besuchern gab es Lob: "Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Was für schöne Stellen Wülfrath doch hat", begeisterten sich Stefan und Kerstin Pellinski aus Erkrath.
Ziel erreicht! "Der Kreis hat angefangen, sich zu bewegen", stellte Biennale-Intendant Uwe Muth zufrieden fest. Und auch Meike Utke als Kulturreferentin Wülfraths sah die Biennale als gelungen: "Wir konnten mit der finanziellen Unterstützung neue Dinge ausprobieren." Der Plan ist aufgegangen - gerade für eine klamme Stadt wie Wülfrath.