Zur Not auch gegen den Strom
Nach 21 Jahren versucht Martin Sträßer (CDU) erneut, in den Landtag zu ziehen. Er glaubt: Viel habe sich seither nicht verbessert.
Wülfrath. Seit Martin Sträßer das letzte Mal als Landtagskandidat der CDU um die Gunst der Wähler kämpfte, hat sich bei ihm viel getan. Das war 1990 und 1995. „Damals war ich noch nicht einmal verheiratet“, blickt der 56-Jährige zurück. Doch während Sträßer, heute dreifacher Vater, ein anderer ist, findet er, dass die Landespolitik noch immer die gleichen Probleme hat wie früher. Das habe ihn bewogen, sich — relativ spontan — noch einmal bei den CDU-Mitgliedern des Kreisparteitages um die Landtagskandidatur im Wahlkreis Mettmann IV zu bewerben. „Durch meine kommunale Tätigkeit weiß ich, wie wichtig die Landespolitik ist“, sagt der Wülfrather Ratsherr.
Seine Themen, mit denen er zunächst am Freitag, 2. September, die CDU-Kollegen und dann bei der Landtagswahl am 14. Mai 2017 die Wähler überzeugen möchte, sind: Wirtschaft, Bildung und Finanzen.
„Die Kommunen sind unterfinanziert“, sagt er. Einen Hebel sieht er in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes, die er wieder vorantreiben und das Geld in die Städte stecken möchte. Auch beim Thema Bildung ist Sträßer von der Landespolitik enttäuscht. „Man sieht es bei der Sekundarschule. Da hat das Land viele Versprechungen gemacht und wenig gehalten“, sagt er in Bezug auf die Klassengrößen, die derzeit nicht den ursprünglichen Planungen entsprechen.
Doch eigentlich möchte Sträßer weniger mit einzelnen Themen überzeugen. „Ich bewerbe mich als engagierter Christ und ich halte diese Werte für wichtig“, sagt er. Sträßer sind die Splitterparteien ein Dorn im Auge. Heute AfD, gestern Piraten. Ihn sorgt der Trend zum Einzelthema. „Parteien, die langfristig engagiert sind, sind besser darin, unser demokratisches System stabil zu halten“, glaubt der gebürtige Nevigeser, der beim ASV Tönisheide Tischtennis spielt.
Auch wegen seiner Verwurzelung bei den Nachbarn rechnet sich Sträßer dieses Mal gute Chancen aus. So hat er vielleicht nicht nur Anhänger aus der kleinsten der drei Wahlkreis-Städte im Rücken.
Der Jurist macht keinen Hehl daraus: Die Wahlkämpfe in den 90er Jahren waren aufreibend. Gleichzeitig wusste er damals: „Die Chancen den Wahlkreis zu gewinnen, waren denkbar gering.“ Am Ende reichte es wirklich nicht. Trotzdem gibt sich Sträßer zufrieden. „Eine Enttäuschung wäre es gewesen, wenn ich deutlich schlechter als der Landesschnitt abgeschlossen hätte“, sagt Sträßer, der bei beiden Wahlen mehr als 35 Prozent der Stimmen auf sich vereinen konnte. Heutzutage könnte das ja reichen. Wenn Sträßer überhaupt Kandidat werden sollte.
Klar ist: Er hat kein Problem damit, auch mal gegen den Strom zu schwimmen. Das zeigte sich bereits 1979, als er mit 19 Jahren in den Velberter Rat gewählt wurde und erst einmal den Antrag auf Rauchverbot im Rathaus stellte. „Dass man so etwas vorher mit der Fraktion abstimmt, kam mir nicht in den Sinn“, sagt Sträßer und grinst. Heute ist er in Wülfrath als der letzte CDU-Verfechter des Müllsacks bekannt, der seine Hand nicht für das aktuelle Müllkonzept hob. „Gerade in großen Parteien kann man nicht immer einer Meinung sein“, findet er.