„Zwei Eier, einmal Hühnerfrikassee“ beim Ostereierschießen in Tönisheide
Beim Schützenverein „Kleine Schweiz“ konnten Mitglieder und Gäste am Sonntag ihren Ostereiervorrat aufstocken — gute Treffsicherheit vorausgesetzt.
Tönisheide. Wenn die Tönisheider Schützen zum Ostereier-Schießen einladen, dienen die bunten Eier natürlich nicht als Ziel, sondern als Gewinn: Mitglieder und Gäste nehmen auf der Zehn-Meter-Bahn im Schießstand Nevigeser Straße die auf der Zielkarte aufgedruckten Eier mit dem Luftgewehr ins Visier.
Und das ist nicht so einfach, wie der Selbstversuch zeigt. Auf die Entfernung wirken die bunten Kartons, die jeder Schütze für zwei Euro pro Stück kaufen kann, klein: 14 Zentimeter im Quadrat, darauf abgebildet eine Stange mit drei Hühnern und acht bunte Eier. Nur 16 Millimeter misst jedes Ei, der Zielring in der Mitte, der für einen gültigen Treffer wenigstens berührt sein muss, ist gerade halb so groß — durch die Zieloptik des Luftgewehrs betrachtet nur ein winziges Pünktchen. Das soll ich treffen?
Doch zuerst gibt der zweite Schießwart Hans-Willi Joram eine Einweisung, denn Sicherheit wird ganz groß geschrieben bei den Schützen: Gewehr mit der Mündung immer nach vorn zur Bahn richten, das kleine Fähnchen in der Ladeluke signalisiert den ungeladenen Zustand. Joram zeigt, wie ich die Sportwaffe spanne und das Diabolo genannte Geschoss einlege. Ungeübte Gäste und Schützen über 46 Jahre dürfen das Gewehr auflegen: „Wenn Sie jetzt leicht gegen den Abzug drücken, spüren Sie den Druckpunkt“, sagt der Tönisheider.
Er hat noch nicht ganz ausgesprochen, als sich schon der erste Schuss löst und gegen das Auffangblech scheppert. Beim zweiten Versuch bin ich gewarnt: Erst ein Ei auf der Karte durch die Zieloptik anpeilen, das Gewehr ruhig halten und — Schuss!
Per elektrischem Seilzug fährt die Karte zum Schützen: Der Treffer zählt, der innere Ring von Ei Nr. 7 wurde gerade berührt. Ich lade nach. Fazit nach sechs Probeschüssen: Ein Volltreffer, zweimal zumindest den Ring am Rand getroffen — macht zusammen drei echte Eier — zweimal die Schale eines Eis angekratzt und fast ein Huhn von der Stange geschossen. „Wenn das Huhn tot ist, gibt es keine Eier“, scherzt Joram, während sich der Schießstand mit Besuchern füllt.
„Das Ostereier-Schießen gibt es schon ewig“, sagt Herbert Leonhardt, zweiter Vorsitzender und Pressesprecher des Schützenvereins „Kleine Schweiz“. Ab Februar legen die Schützen beim Training auf die bunten Zielkarten an, doch erst seit fünf Jahren endet die Aktion mit einem Fest am Sonntag vor Ostern, bei dem Vereinsmitglieder und Gäste ihr Glück versuchen können.
Dirk Leonhardt will noch das Eierkontingent für die Feiertage komplettieren. Während der Sportschütze, der es im Kleinkaliber über hundert Meter bis zur Bezirksmeisterschaft gebracht hat, locker über sein Hobby plaudert, erzielt er 31 von 32 möglichen Treffern auf seinen vier Karten. Weniger zufrieden ist Vereinskamerad Detlev Dellenbusch mit seinen drei Treffern — das Vereinsgewehr ist nicht sein Ding: „Mit seinem eigenen ist er eine sichere Bank“, erläutert Joram, während eine Gastschützin ihre Karte vorzeigt. „Zwei Eier, einmal Hühnerfrikassee.“
Eine Überraschung erlebt Jonas Jebe, regelmäßiger Gast beim Eier-Schießen. Freundin Linda Kicinski, die zum ersten Mal ein Gewehr in der Hand hat, landet zwei Treffer — und Spaß hat es ihr offensichtlich auch gemacht. Abholen können die Gewinner ihre Eier am Gründonnerstag. Zwischen 400 und 700 Stück werden es wohl sein.