Corona-Lage im Kreis „Es kommen arbeitsintensive Wochen“

Kreis Viersen · Die Zahl der schweren Corona-Verläufe im Kreis ist derzeit gering – für die Krankenhäuser und das Gesundheitsamt gibt es dennoch zunehmend viel zu tun.

 

Foto: dpa/Marijan Murat

Die Corona-Lage im Kreis Viersen gestaltet sich derzeit für die Bevölkerung recht entspannt, für Krankenhäuser und Verwaltung jedoch weiterhin arbeitsintensiv. So könnte das Fazit des Gespräches lauten, bei dem der Kreis am Donnerstag seit Längerem wieder ausführlich über die aktuelle Covid-Situation berichtete. Einen konkreten Anlass gab es nicht, abgesehen vom zweiten Corona-Sonderbericht, den der Kreis in dieser Woche veröffentlichte. Dieser betrachtet den Zeitraum vom 30. Juni 2021 bis 30. Juni 2022 in Hinblick auf das Infektionsgeschehen in den verschiedenen Bevölkerungsgruppen, den Verlauf der Impfkampagne, Todesfälle im Kreis, Krankenhausauslastungen und die Verbreitung der verschiedenen Covid-Varianten.

Der Bericht zeichnete ein nahezu identisches Bild wie auf Landesebene. Den absoluten Spitzen-Inzidenzwert von 1897,6 habe es im vergangenen Februar gegeben. Im Winter 2020 habe die Zahl der Neuinfektionen innerhalb einer Woche pro 100 000 Einwohner bei nur 252,68 gelegen. Wobei ein Vergleich schwierig ist, da es 2020 noch deutlich weniger Testangebote gab. Aber auch heute werde längst nicht jede Infektion erkannt, so Dr. Barbara Nieters, Leiterin des Kreisgesundheitsamtes. „Vielleicht liegt die Dunkelziffer heute ähnlich hoch, wie zu Beginn, wenn auch aus anderen Gründen. Aber das kann ich nicht darstellen“, sagt sie.

Und beim Thema Dunkelziffer ist man auch gleich bei den aktuellen Infektionszahlen (siehe Kasten). „Wir haben sicherlich deutlich mehr positive Fälle, als erfasst werden“, sagt Dr. Nieters. Viele Menschen mit Corona-Symptomen würden sich nicht mehr unbedingt testen lassen und wenn, dann häufig nur mittels Schnelltest. In die Statistiken des Robert-Koch-Institutes – und damit auch des Kreises – fließen jedoch weiterhin nur jene Infektionen ein, die mit einem PCR-Test bestätigt wurden.

Und auch bei den Hospitalisierungen sei zu beachten, dass nicht alle Patienten wegen, sondern häufig nur mit einer Coronainfektion ins Krankenhaus kommen. Erleide jemand beispielsweise einen Knochenbruch und erreiche die Klinik, werde er bei der Einlieferung auf Corona getestet und es könne so zu einem Zufallsbefund kommen. Mehr als 50 Prozent der Covid-Patienten in den Kreis-Krankenhäusern lägen nicht aufgrund ihrer Corona-Infektion im Hospital. „Die aktuell hohen Infektionszahlen spiegeln sich eben auch bei den Hospitalisierungszahlen wider“, so Dr. Nieters. Mehrarbeit bedeuten die Patienten, die mit- aber nicht wegen Corona im Krankenhaus landen dennoch, denn sie müssen isoliert und unter strengen Hygienemaßnahmen behandelt werden. „Wir haben dadurch keinen Versorgungsnotstand, aber die Kliniken haben schon Schwierigkeiten, ihr Programm zu fahren“, sagt die Amtsleiterin.

Nachfrage nach Impfungen sei wieder deutlich angestiegen

Mit dem Verlauf der Impfkampagne ist man beim Kreis derzeit zufrieden. „Die Impfbereitschaft ist relativ hoch“, berichtet Katrin Verkamp-Kuster, Mitarbeiterin der koordinierenden Covid-Impfeinheit im Kreis. Mit Einführung der an die neuen Omikron-Varianten angepassten Impfstoffe Ende September sei die Nachfrage wieder deutlich gestiegen. 60 bis 100 Impfungen würden derzeit pro Tag im Impfzentrum vorgenommen, 30 bis 50 bei den Einsätzen des Impfbusses. Dabei handle es sich zumeist um zweite Auffrischungen für Menschen über 60 Jahre. Vereinzelt gebe es aber sogar noch Erstimpfungen. „23 waren es seit Mitte September“, so Verkamp-Kuster.

Aufgrund der hohen Nachfrage soll der Impfbus auch noch mindestens den kompletten November über im Kreis unterwegs sein, bei Bedarf auch darüber hinaus – je nachdem, wie das Angebot bei nachlassender Helligkeit und kälterem Wetter noch angenommen werde. Das Impfzentrum bleibt vorerst bis zum 25. November bestehen, denn bis dahin sei der aktuelle Erlass des Landes gültig. „Derzeit haben wir noch keine Informationen, wie es danach weitergeht, aber wir könnten grundsätzlich weitermachen“, sagt Gesundheitsdezernent Jens Ernesti. Das Gebäude sei aktuell bis mindestens Ende des Jahres von Viersener Krankenhaus gemietet.

Noch weitaus länger werde die Verwaltung in jedem Fall brauchen, um wieder zu einem normalen Arbeitspensum zurückzukehren. In den vulnerablen Bereichen, also Kranken- und Pflegeeinrichtungen, laufe die Kontaktnachverfolgung noch weiter, so Dr. Nieters. Eine Sommerpause habe es in diesem Jahr nicht gegeben und bei den aktuell zunehmenden Infektionszahlen müssten auch wieder mehr Infizierte kontaktiert und weitergemeldet werden. „Wir sehen da eine arbeitsintensive Zeit auf uns zukommen.“

„Eine gewisse Erschöpfung ist einfach da“, bestätigt auch Dezernent Ernesti. „Sowohl im Gesundheitsamt, als auch im Ordnungsamt. Urlaub muss nachgeholt, Überstunden abgebaut werden und die nächste Krise ist bereits da.“ Es werde bis mindestens Ende 2023 brauchen, bis wieder Normalität in den Ämtern herrsche.

Ralf Seebauer, Leiter des Ordnungsamtes im Kreis, betonte ebenfalls die Belastungen für sein Team seit Beginn der Pandemie. Er appellierte an die Eigenverantwortung der Bürger, die verbliebenen Maßnahmen, wie Maskenpflicht im öffentlichen Nahverkehr sowie Test- und Maskenpflichten in den vulnerablen Einrichtungen, einzuhalten: „Nehmt euch eine Maske mit und wenn sie gefordert wird, dann zieht sie an.“