Apotheken: Änderungen beim Notdienst

Bisher gab es rund 70 Bezirke. Künftig werden Wochenend- und Nacht-Schichten in der Fläche verteilt.

Kreis Viersen. Wenn spät am Abend der Kopf brummt und keine Schmerztablette zur Hand ist, oder das Kind am Wochenende kränklich ist, ist man froh, wenn eine Apotheke in der Nähe geöffnet hat. Doch zum neuen Jahr gibt es eine Veränderung bei der Organisation des Apotheken-Notdienstes: Wer außerhalb der regulären Öffnungszeiten ein Medikament braucht, muss dann vielleicht einen bisher ungewohnten Weg nehmen. Die Entfernungen sollen aber nicht größer werden, versichert die Apothekerkammer Nordrhein.

Die Fakten: Bisher gab es 69 regionale Notdienstbezirke, die über die Jahre gewachsen waren. Künftig werden die Notdienste nicht mehr innerhalb dieser Bezirksgrenzen, sondern flächendeckend über das gesamte Kammergebiet ermittelt. „Bezogen auf ihren Standort werden die Patienten zur für sie nächstgelegenen Apotheke geleitet“, “, erläutert Stefan Derix, Geschäftsführer der Apothekerkammer Nordrhein.

„Das könnte zum Beispiel bedeuten, dass man von Kempen nach Vorst statt nach Wachtendonk fährt“, erklärt Hans-Jürgen Beulertz von der Mühlen-Apotheke in Kempen. Die von der Richtlinie für die Dienstbereitschaft der öffentlichen Apotheken vorgeschriebenen maximalen Entfernungen — für Großstädte zehn, für Mittelstädte 15 und für Kleinstädte 20 Kilometer — werden laut Apothekerkammer auch in Zukunft weit unterschritten.

Mit dieser Umorganisation will die Apothekerkammer Nordrhein das Notdienstsystem für die Zukunft fit machen. Denn immer mehr Apotheken schließen. Bisher mussten dann die Notdienste auf die Verbliebenen im Bezirk verteilt werden. Besonders in kleinen Bezirken war das eine Belastung. In den vergangenen fünf Jahren hätten allein im Kammerbezirk Nordrhein mehr als 100 Apotheken geschlossen (siehe Info-Kasten). Die Anpassung nun verhindere, dass durch diese Entwicklung „Löcher“ im Versorgungsnetz entstehen.

Der Kempener Apotheker Hans-Jürgen Beulertz erwartet nicht, dass sich für ihn die Zahl der Dienste in Zukunft gravierend verändert. Vorteile des neuen Systems seien eine größere Flexibilität und Aktualität, wenn es durch eine Apothekenschließung zu Veränderungen komme.

Für die Kammer hat das neue System noch einen zusätzlichen Vorteil: Die neue Notdienstpauschale, die Apotheken nun erhalten, kann besser abgerechnet werden. Dennoch, betont Derix, sei dieser Beitrag nicht kostendeckend. „Jeder Notdienst ist ein Zuschussgeschäft“, sagt auch Hans-Jürgen Beulertz.

Echte Notfälle seien im Notdienst eher die Ausnahme, erklärt der Apotheker aus Kempen: „In einem Notfall geht man zum Arzt oder ins Krankenhaus.“