Das Hobby zum Beruf gemacht
JanKüllertz hat in der Nettetaler Bootswerft Niederländer eine Ausbildung zum Bootsbauer gemacht.
Kaldenkirchen. Wasser, Holz und Segeltuch — viel mehr braucht Jan Küllertz kaum, um glücklich zu sein: „Wenn ich mit meiner Holzjolle segle, das ist einfach das Größte“, schwärmt der junge Mann. Das Segeln mag er mit vielen anderen teilen, doch außer ihm gibt es nur wenige, die ihr Boot selber bauen. Küllertz ist Bootsbauer. Einer, der nach der alten Schule mit Holz arbeiten, aber auch nach neuester Technik Lacke mit Perleffekt erklären kann.
Hier und da ein paar kleine Flüsse und Seen — der Kreis Viersen scheint nicht gerade das typische Revier für einen Bootsbauer zu sein. „Ich bin familiär vorbelastet. In meiner Familie hatte immer irgendwer mit Booten, Werften oder Schifffahrt zu tun“, erzählt der gebürtige Düsseldorfer.
Als Kind war für ihn Ferien stets ein Segelurlaub. Nach dem Abitur am Berufskolleg für Technik und Medien in Mönchengladbach studierte der Viersener nicht sofort, sondern begann die Ausbildung zum Bootsbauer — bei einer der besten Adressen in der Branche.
„Jörn Niederländer in Kaldenkirchen hat einen ausgezeichneten Ruf. Er kann alte Holzboote restaurieren, aber auch neue bauen“, erklärt Küllertz. Nach Praktikum und Aushilfsjob in der Kaldenkirchener Bootswerft absolvierte er dort knapp drei Jahre seine Lehre. Anfangs staunte er über manchen Fachbegriff: „Kielschwein zum Beispiel, das ist ein Verstärkungsbolzen überm Bootskiel.“
Nun wurde Küllertz auf der Messe „boot“ in Düsseldorf für seine Gesellenprüfung gelobt. „Geehrt werden zwar eigentlich diejenigen mit den besten schulischen Noten, ich hatte aber immerhin die beste praktische Prüfung. Das ist mir enorm wichtig“, ordnet Küllertz den Stellenwert der Auszeichnung ein.
Seinen Ausbilder Niederländer wundert das nicht: „Er war ein Top-Lehrling. Jan brachte viel Verständnis fürs Bootsbauen mit durch sein technisches Abitur, und er hat handwerklich ordentlich was drauf“, stellt er fest. Gute Jugendliche für die Ausbildung zu bekommen, sei, wie vielfach im Handwerk, nicht immer einfach.
Küllertz lernte freilich nicht nur die Faszination eines seltenen und angesehenen Handwerks kennen, sondern auch harte Arbeit, schleifen und schwitzen, feilen und frieren: „Wenn ich da bei kalten sieben Grad in der Werfthalle unterm Boot lag, das Gesicht voller Dreck, da dachte ich schon manchmal, warum ich mir das antue“, gibt der 22-Jährige zu. Die Antwort schiebt er gleich hinterher: „Wenn ein Boot, an dem man mitgearbeitet hat, fertig ist und zu Wasser gelassen wird, dann macht das einen schon ein bisschen stolz.“
Meister Niederländer riet seinem frisch gebackenen Gesellen zum Studium, Küllertz hat das auch fest vor: „Ich will Nautik studieren.“ Die Hochschule in Elsfleth an der Weser hat er sich ausgeguckt.
Vorerst indes hat er einen „hoch interessanten Job“ angenommen, den ihm die Mönchengladbacher Firma NautiCare angeboten hatte, die sich auf Schutzmittel und Lacke für Wasserfahrzeuge spezialisiert hat: „Ich lerne so die Branche gut kennen.“
Nach Feierabend und wann immer es seine Zeit zulässt, zieht es Jan Küllertz aufs Wasser, ob an die Roermondse Maasplassen oder zur Segelregatta auf den Baldeneysee in Essen. Er hat sich eine uralte kleine Jolle aus der Segelklasse Pirat hergerichtet und ihr den Namen „Halbe Mille“ gegeben.
Die Jolle ist „natürlich aus Holz“. Der junge Bootsbauer gehört zu den Liebhabern, die trotz aller modernen Kunststoffe und Metalle im Bootsbau auf Holz schwören: „Mir gefällt es, wenn auf dem Wasser die Holzplanken schon mal knarren, und es ist ein besonderer Klang, wenn die Wellen gegen das Holz schlagen.“ Mehr braucht Jan Küllertz dann kaum, um glücklich zu sein.