Ex-Kaiser’s-Mitarbeiter müssen weiter zittern
Politiker kritisieren die Absage der Edeka-Übernahme durch das Kartellamt.
Kreis Viersen. Mit dem vorläufigen Veto des Bundeskartellamtes gegen die geplante Übernahme der Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte durch die Edeka-Gruppe bleibt die Situation für die Mitarbeiter der Supermarktfilialen im Kreis Viersen weiter ungewiss. „Mir wäre eine Entscheidung in die eine oder die andere Richtung lieber gewesen“, sagt Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen. „Viersen war der Stammsitz des Unternehmens, Kaiser’s Tengelmann ist mit vielen Objekten in der Stadt präsent und die Menschen verbinden Erinnerungen mit dem Unternehmen“, sagt Thönnessen.
Günter Thönnessen, Bürgermeister Viersen
Das Kartellamt hatte seine Vorbehalte damit begründet, dass durch den Zusammenschluss eine weitere Marktkonzentration vor allem in Berlin und München, aber auch in Nordrhein-Westfalen begünstigt werde.
„Ich will nicht hoffen, dass hierdurch Arbeitsplätze gefährdet werden“, sagt Thönnessen. Denn nach Einschätzung von Experten werden beide Konzerne dem Kartellamt die Schließung einzelner Märkte anbieten, um doch noch grünes Licht zu bekommen. Zeitgleich hat der Rivale Rewe sein Interesse an den 451 Filialen bekräftigt. Rewe-Chef Alain Caparros versicherte: „Rewe würde im Falle einer Übernahme von Kaiser’s Tengelmann alle Arbeitsplätze sichern.“ Die Märkte befänden sich an attraktiven, funktionierenden Standorten und könnten dauerhaft profitabel geführt werden. Offen ist allerdings, ob nicht auch eine Übernahme durch Rewe auf Bedenken der Wettbewerbshüter stoßen würde. Endgültig gescheitert sind die Verhandlungen nicht. Die Unternehmen haben bis zum 26. Februar die Möglichkeit, zu dem Entscheidungsentwurf Stellung zu nehmen und Vorschläge zu machen, um die Bedenken des Kartellamts auszuräumen.
Derweil hat die Wirtschaftsförderung der Stadt Viersen Kontakt zum Unternehmen Logicor aufgenommen. Im Dezember war bekannt geworden, dass das Logistik-Unternehmen verschiedene Lager-Immobilien der Tengelmann-Gruppe gekauft hat.
Darunter auch das zum Teil ungenutzte Gelände mit Hoch- und Kesselhaus am Lichtenberg sowie das Logistik-Zentrum und das Birkenhof-Areal an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße. Wofür genau Logicor die Flächen nutzen will, ist noch unklar. „Hier müssen wir hellwach sein, denn die Flächen an der Ernst-Moritz-Arndt-Straße sind hochinteressant“, sagt Thönnessen. Die aktuelle Nutzung soll von dem Verkauf an Logicor jedenfalls nicht unmittelbar beeinträchtigt werden: Eine Neunutzung des Birkenhofs als auch des Logistik-Centers — hier sind derzeit mehr als 200 Mitarbeiter beschäftigt — ist wohl erst nach Ablauf des bestehenden Mietvertrags möglich. Und der muss für das laufende Jahr noch erfüllt werden.
Zudem baut Thönnessen auf neue Investoren: „Wir müssen sehen, dass sich unsere Wirtschaftsstruktur in andere Richtungen bewegt“, sagt Thönnessen und versichert, da auf einem guten Weg zu sein. Die aktuellen Gewerbesteuereinnahmen sieht er als objektiven Gradmesser für den Erfolg in dem Bereich an. Und diese Einnahmen sind laut Thönnessen „so hoch wie nie“.