Händler locken mit den kühnsten Versprechen
Gestern kamen Abertausende zum Schöppenmarkt — dem jecken Ausverkauf in Dülken.
Dülken. Sie heißen „AquaBlade“ und „Aqua Clean“, aber unterscheiden sich eigentlich nur in der Verwendung von Leerzeichen. Streifenfrei sollen die einen und die anderen Fensterwischer reinigen, es gibt sie am Alten Markt und auf der Langen Straße. Auf dem Schöppenmarkt gibt es auch einen tollen Lederschwamm, „GANZ NEU“ ist der, steht auf einem Schild, und ganz besonders für Fensterscheiben geeignet. Zudem gibt es Bambus-Fasertücher für die Fenster, Spezialreiniger und Lotus-Glas-Versiegelungen. „Kauf zwei und du bekommst den Reiniger umsonst“, ruft der Herr mit dem Lotus-Zeug. Man ist glatt versucht.
Am Aschermittwoch ist in Dülken traditionell Schöppenmarkt, auch gestern war das wieder so. Seit 1847 gibt es dieses Treiben, abertausende Besucher kommen. Vor der St.-Cornelius-Kirche werden sieben Berliner für drei Euro angeboten — das ist der jecke Ausverkauf.
Schon am Vormittag schieben sich die Gäste durch die Straßen und Gassen, vorbei an Handy-Hüllen, Ketten für einen Euro, Sekundenkleber. „Damit können Sie ihre Schwiegermutter festkleben“, versucht’s der Händler. Batterien, Bürsten, Kleinkram. Vor allem Fensterputzmittel müssen sich einer irrsinnigen Nachfrage erfreuen. Davon gibt es an diesem Mittwoch mehr als Fenster im ganzen Kreis Viersen.
Essbares gibt es natürlich auch: „Bananen, Baaananen, Baaananeeen“ zum Beispiel auf der Langen Straße bei „Bananen-Fred“, der sein Angebot lautstark feilbietet. Er greift nach einer Hand voll Obst, hält es in die Luft. „Wer konnte es ahnen? Wir haben auch Bananen“, reimt er, zur Freude seiner Zuschauer. Nebenan steht — noch ganz still — „Käse-Rudi“, der eigentlich Werner Kirst heißt und sich erst noch warmlaufen muss. „Das ist einer der ersten Märkte, bei denen ich in diesem Jahr bin“, sagt Kirst: „Der Umsatz stimmt hier.“ Und die Leute machten seine Späße gerne mit. Heute bietet der Marktschreier Rauchkäse mit Schinken an, 800 Gramm kosten 15,43 Euro.
Käse wollen Helene und Heinz-Josef Claßen keinen kaufen, eine Einkaufsliste haben sie aber tatsächlich dabei. Küchenmesser und ein Korb stehen da drauf. Das Angebot an Kurzwaren sei auch immer toll, sagt Helene Claßen. Jedes Jahr am Aschermittwoch kommen die Claßens aus Gladbach nach Dülken. „Hier gibt es nichts, was es nicht gibt.“ Das stimmt. Vor allem viele Fensterputzmittel.