Doppelhaushälfte wird abgerissen
Im Mai 2015 war das Haus durch einen Brand beschädigt worden. Nun wird der Schandfleck beseitigt. Die Nachbarsfamilie leidet aber noch immer unter den Folgen.
Kaldenkirchen. Ende gut, alles gut. So scheint es zumindest: Endlich wird die nach einem Brand verkokelte Hälfte eines Doppelhauses in Kreuzmönchdorf abgerissen. Aufatmen bei den Menschen in der Nikolaus-Ehlen-Straße: So verschwinde nach mehr als einem Jahr nicht nur ein Schandfleck, sondern auch ein „potenzieller Gefahrenherd“, sagt ein Anwohner. Nicht ausgestanden freilich ist die Sache für die Familie, die in der verbleibenden Haushälfte wohnt: „Wir leiden nach wie vor unter den Folgeschäden des Brandes“, klagt Helmut Hendrix. Er ist sauer auf die Stadt Nettetal, „die nichts getan hat“.
Helmut Hendrix, Bewohner der anderen Doppelhaushälfte
Auf der linken Seite bei den Hendrix liegt ein gepflegter Vorgarten, saubere Fenster, glänzende Dachziegel. Auf der rechten Seite liegt Bauschutt vorm Haus und Ruß auf den Fensterbänken, der Dachstuhl ist eine Ruine. Dort wird gewerkelt: Fachleute entrümpeln vorsichtig, was übrig blieb nach dem Brand im Mai 2015.
Seit damals sind Dreck und Feuchtigkeit, Gestank und Ruß in die andere Haushälfte eingedrungen und machten den Hendrix das Leben zur Hölle: „Nässe in den Decken und Wänden, das Schlafzimmer eigentlich unbewohnbar, bei Wind wehten Asche und Glaswolle durch den Garten“, erzählt Hendrix.
Dass zumindest keine neuen Schäden mehr entstehen können, hofft das Rentnerpaar, beide hoch in den Siebzigern: „Endlich hat sich ein Käufer gefunden, der die Ruine abreißt“, seufzt Christel Hendrix erleichtert. Das bestätigt Hans Georg Kotschate von der HKK — Kaldenkirchener Baubetreuungs GmbH: „Ja, wir haben die Immobilie — besser gesagt, was davon übrig ist — erworben.“ Die Haushälfte werde nun abgerissen, 2017 könnte neu gebaut werden. Kotschate weiß um die „sehr komplexe Vorgeschichte“. Die vom Brand betroffenen Nachbarn Hendrix könnten einem wirklich sehr leid tun.
Zur Vorgeschichte: Die andere Haushälfte neben Hendrix brannte. Die Bewohnerin war mittellos, die Gläubigerbanken hielten sich an ihren eigenen Rückversicherungen schadlos. Eine Versicherung aus Aachen übernahm die Immobilie und fand lange Zeit keinen Käufer. Zwischenzeitlich wurde die Haushälfte der Hendrix in Mitleidenschaft gezogen. Das Paar musste selbst viel investieren, um die Schäden halbwegs zu beseitigen. Ihre Versicherung half großzügig. Doch nach jedem Wetterwechsel neue Schäden: Helmut Hendrix: „Hier hätte die Stadt ihrer Verkehrssicherungspflicht nachgehen müssen. Von der Brandstelle ging Gefahr aus.“
Das sah man im Rathaus anders und ließ dem Anwalt der Hendrix’ mitteilen, es bestehe weder öffentliches Interesse, aktiv zu werden, noch eine Gefährdung der Allgemeinheit. Kopfschütteln darüber nicht nur bei Experten: „Von wegen keine Gefahr. Bei Wind flogen Asche und Glaswolle-Faser durch die Gegend. Das war gefährlich für die Kinder hier“, sagt eine Anwohnerin.
Ein Statiker befürchtete Einsturzgefahr ab Windstärke sechs, ein Jurist findet es „hartherzig und fragwürdig, wie sich die Stadt gegenüber der Familie Hendrix aus der Affäre ziehen wolle“, und ein Architekt nennt die Einstellung im Rathaus „merkwürdig und fahrlässig“. Weshalb Familie Hendrix weiter anwaltlich die Stadt in die Pflicht nehmen will.
Immerhin: Nach dem Abriss sind keine neuen Folgeschäden zu befürchten: „Bis zum Bau eines neuen Projekts im nächsten Jahr werden wir alles ordentlich abdichten“, verspricht Kotschate.