Kempen WZ-Team schon im Fußball-Fieber

Tore, Punkte und Prognosen zum Bundesligastart gibt es aus der Redaktion. Die Herzen der Kollegen schlagen für drei Vereine.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Zugegeben, eine wirklich fußballfreie Zeit hat es in diesem Sommer nicht gegeben. Gleich nach Bundesliga und Champions-League-Finale kam die Fußball-EM und dann auch ein olympisches Turnier mit einer tollen deutschen Mannschaft. Für einen wahren Fußball-Fan sind aber schon ein paar Tage ohne das runde Leder eine Art Entzug. Am Freitag ist diese Phase endlich beendet: Mit dem Spiel Bayern München gegen Werder Bremen startet die Bundesliga in die neue Saison. Auch innerhalb der WZ-Redaktion steigt das Fußball-Fieber allmählich an. Die Kollegen geben Ihnen heute ihren ganz persönlichen Ausblick auf die Saison. Und wir interessieren uns für Ihre Prognosen: Wer wird Meister? Wer steigt ab? Was macht ihr Lieblingsverein? Am Freitag geht es am WZ-Mobil auf dem Buttermarkt um diese und andere Fragen (siehe Info-Kasten).

Michael Kutzop ist schuld. Der Verteidiger von Werder Bremen brachte 1986 durch einen verschossenen Elfmeter den FC Bayern München zurück ins Titelrennen. In einem Herzschlagfinale am 33. und 34. Spieltag holten sich die Mannen von Udo Lattek noch den Titel und ich war im zarten Alter von fünf Jahren mit dem Bayern-Virus infiziert. Vor allem für meinen Vater ein harter Schlag, der immer noch auf den nächsten Schalker Meistertitel seit 1958 wartet.

Ins Hier und Jetzt: Durch die Dominanz der vergangenen Jahre mit Jupp Heynckes und Pep Guardiola war die Bundesliga für mich nicht immer spannend. Da ist es doch prima, dass die Bayern nun mit dem neuen Trainer Carlo Ancelotti vor einer kleinen Ungewissheit stehen. Wird es weiterhin so erfolgreich und dominant weitergehen? Oder gibt es einen Einbruch?

Klare Antwort: Nein. Mia san mia. Mit diesem klasse Kader wird auch Ancelotti Meister. Allerdings wird es knapper ausgehen als in den vergangenen Jahren. Gespannt bin ich auf Neuzugang Renato Sanches, der mit Portugal eine großartige EM gespielt hat. Die Daumen drücke ich vor allem den arg gebeutelten Holger Badstuber und Javi Martínez. Wenn die Beiden verletzungsfrei bleiben, sind sie mehr als nur Alternativen zu Boateng und Hummels.

Einen kleinen Vorgeschmack haben wir doch bei Olympia schon bekommen. Wer war denn von Hrubeschs Jungs hervorzuheben? Bis hin zum Ausgleichstor im Finale: Max Meyer, ebenso jugendlicher wie frecher Mittelfeldmann von Schalke. Von dort hört man in der Vorausschau auf die kommende Saison — nichts. Es ist ruhig, ziemlich ruhig. Jetzt muss der Verein nur noch darauf achten, dass es nicht verdächtig ruhig wird.

Scherz beiseite: Der Club hat sich sehr gut verstärkt, trotz des Weggangs von Leroy Sané und des Verletzungspechs vom Spanier Coke. Das Ur-Schalker Gefühl, dass mit einer neuen Saison alles besser wird, ist wieder da. In den letzten beiden Spielzeiten hatte es sich nicht einstellen wollen.

Mitspielen, möglichst weit vorne — das könnte klappen. Und wenn’s kein Champions-League-Platz wird, dann eben einer für die Euro-League. Es kann und wird aufwärts gehen. Wie hoch, das muss man sehen. Nein, wir reden nicht von der Meisterschaft, wir lassen den Jungs Zeit. Na klar, Derby-Siege gegen Schwarz-Gelb wären schon klasse. Und wenn es dann noch gelingt, an den wahren Borussen (MG) vorbeizuziehen und den Bayern zumindest einmal ein Bein zu stellen und nebenbei die Leverkusener wegzuhauen, bestätigt sich mal wieder eine alte Wahrheit: Wir sprechen vom coolsten Club der Welt.

Ich halte es mit Jupp Heynckes. Mein Herz schlägt für die Borussia. DIE Borussia. Seit Kindertagen. Ich bin Jahrgang 1966, kann mich gut an die sehr erfolgreichen Jahre, die Spitzenjahre der Gladbacher Fohlen in den 70ern erinnern. Leider auch an die Zeit außerhalb der ersten Bundesliga. Sorgen um Abstieg oder biedere Mittelmäßigkeit muss ich vor und in dieser neuen Saison nicht haben. Ich rechne fest und mindestens mit Tabellenplatz fünf. Yann Sommer wird seltener als im Vorjahr Bälle aus seinem Netz fischen müssen, weil er sich noch mehr auf seine Abwehr verlassen kann. Der fast Zwei-Meter-Mann Jannik Verstergaard wird Größe auf dem Platz zeigen. Christoph Kramer wird, wenn er weiß, wo und für wen er antritt, eine gute Saison spielen. Es ist für ihn ja wie nach Hause kommen. Ich freue mich auf die Spielfreude von Traoré, auf Dribblings und Torschüsse von Patrick Herrmann. Und drücke André Hahn, Raffael und Thorgan Hazard die Daumen für viele Treffer. Schuberts Team ist hungrig, jung, aber nicht unerfahren und kann auch international aufhorchen lassen. Titelträume wären aber vermessen. Da schließt sich nicht der Kreis zu Jupp Heynckes. Auch wenn die Fußballseele brennt und sehnt.

Simonsen, Bonhof, Köstner und zweimal Heynckes: So hießen die Torschützen der Gladbacher Borussia bei meinem ersten Besuch am Bökelberg. Mit 5:0 fegten die Fohlen damals im Mai 1974 die Münchener Bayern vom Platz. Die behaupteten zwar anschließend, nach dem wenige Tage zuvor errungenen Sieg im Europapokal der Landesmeister noch nicht ganz nüchtern gewesen zu sein. Doch was soll’s: Den grenzenlosen Jubel im vollen Stadion und den Hut meines Vaters, den ich nach jedem Tor triumphierend in die Luft werfen durfte, habe ich bis heute nicht vergessen. Seitdem schlägt mein Herz für die Borussia — in guten wie in schlechten Jahren.

Auf die neue Saison freue ich mich: Das junge Team von André Schubert ist auch ohne den selbstverliebten Mittelfeld-Motor Xhaka für einen vorderen Tabellenplatz gut. Die Teilnahme an der Champions-League wäre super, die Euro-League auch okay. Mit dem Abstieg, da bin mir sicher, wird die Elf vom Niederrhein nichts zu tun haben. Meistertitel gehen ja leider nur noch nach München, München oder Dortmund — der Einzug ins Pokalfinale wäre deshalb ein Traum.