Willich/Tönisvorst Feste, Müll und Ausverkauf

Im Stadtgeflüster wird heute viel gefeiert. Doch leider gilt es auch, über Schließungen und Schlammwüsten zu berichten.

Foto: Lübke (2), Steeg

Willich/Tönisvorst. Das Schönste zuerst: In der Pfarrkirche St. Cornelius in St. Tönis haben jetzt Timo Schönen und Ines van Hooren geheiratet. Nach der Trauung empfingen mehrere Dutzend Mitglieder der St. Töniser Prinzengarde (hier ist Timo Schönen Gardist) wie auch der Treuen Husaren (hier ist Ines van Hooren, jetzt Schönen, Vorsitzende) das Brautpaar vor der Kirche mit einem riesigen Spalier. Freudentränen in Form eines heftigen Regenschauers hielten die große Hochzeitsgemeinde nicht davon ab, den musikalischen Klängen der Gardistinnen und Gardisten zu lauschen und anschließend das Spalier zu durchschreiten. Geschützt durch große Regenschirme bestieg dann das Brautpaar die Hochzeitskutsche, gezogen von einem Vierspänner, der die Frischvermählten zur im Kehn gelegenen Feier auf einem Bauernhof brachte. Bei ihrem Eintreffen lachte wieder die Sonne, so dass der Sektempfang unter freien Himmel stattfinden konnte. Wie aus zuverlässiger Quelle zu erfahren war, wurde bis spät in die Nacht gefeiert.

Foto: Lübke (2), Steeg

„Grand Opening“ ist am Freitagabend bei Fleur ami/Tingo Living im Neubau an den Höhenhöfen 6 gefeiert worden. Katrin und Marco Hübecker konnten dazu hunderte von Freunden, Geschäftspartnern, Kunden und Familienangehörigen begrüßen. Diese stauten über den großzügigen, rund 2000 Quadratmeter großen Showroom und die 6000 Quadratmeter große Halle ebenso wie über die grüne Mooswand gleich am Empfang. Vier Millionen Euro sind in den Neubau investiert worden, auf dem 20 000 Quadratmeter großen Gelände gibt es außerdem noch Wachstumsoptionen. Tolle Live-Musik und leckere Burger vom Grill rundeten das Wohlfühl-Paket ab.

Foto: Lübke (2), Steeg

Marion Thißen arbeitet seit zwölf Jahren im Willicher Tee-Laden an der Peterstraße. Die Regale und Auslagen sind wie leer gefegt — und das liegt nicht daran, dass sich der Besitzer Peter Hillers zurzeit im Urlaub befindet. Vielmehr steht die Schließung des Geschäfts am 30. September an. „Die Leute kaufen deshalb wie an Weihnachten und Ostern zusammen“, stellt Thißen fest. Rabatte auf Teesorten, Pralinen, Schokolade und andere Süßigkeiten sowie die Tatsache, dass es den Laden bald nicht mehr gibt, veranlasst viele Kunden zu einem letzten Einkauf. Peter Hillers möchte den Laden nicht weiter betreiben und konnte auch keine Nachfolge finden. Seine Mitarbeiterin Thißen hat eine Übernahme abgelehnt: „Ich habe lange darüber nachgedacht, aber gegen das Internet kommen wir nicht mehr an. Die Kosten sind zu hoch und die Kundschaft zu klein.“

Foto: Treffer

In Anrath hat das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel eingesetzt — und zwar bei diversen Ladenlokalen.Tedi hat seinen Standort am Anrather Markt 5 verlassen. Aber dort wird im Januar wieder Leben einkehren, denn die Alder-Apotheke, bisher am Anrather Markt 6, genau gegenüber Tedi zuhause, wird dort einziehen. Hintergrund für den Umzug sind gesetzliche Änderungen: Apotheken sollen barrierefrei erreichbar sein. Etwas, das an der bisherigen Adresse nicht der Fall ist. Dort gibt es zwei Stufen und damit ein unüberwindbares Hindernis für Rollstuhlfahrer und auch ein Problem für Menschen mit Rollatoren. In den neuen, größeren Räumen soll dabei ein Gesundheitstreff entstehen.

Foto: Lübke

Ein anderes Einzelhandelsgeschäft bereitet sich dagegen auf seine Schließung vor. Der Drogeriemarkt Dro Nova verlässt seine Räume an der Straße Auf dem Sand. Aktuell läuft ein Abverkauf mit einer 30-prozentigen Vergünstigung, wobei die Öffnungszeiten seit Monatsbeginn verändert sind. Die Kunden können nur noch montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr einkaufen. Der Samstag bleibt geschlossen. Alles andere als ein Zufall: Während Dro Nova geht, künden die Plakate im ehemaligen Netto-Ladenlokal, nur wenige Meter weiter, die Eröffnung von Rossmann zum 15. Oktober an.

Einen farbenfrohen Ausflug haben die Damen der CDU-Kreis-Frauen-Union hinter sich. Zum Bundesdelegiertentag ihrer Organisation in Braunschweig „trugen wir bunte Poloshirts in den Farben Aubergine, Pink, Orange, Blau und Grün in Anlehnung an die farbigen Blazer von Bundeskanzlerin Angela Merkel“, heißt es dazu in einer Pressemitteilung. Was auf dem mitgeschickten Foto auffällt: Die Kanzlerin selbst trug bei der Tagung eher dezente Farben. Bis zum Wahlsonntag am 24. September wollen die Kreis-Frauen bei Wahlkampfauftritten Shirts mit der Aufschrift “#DressforSuccess. Frauen für Merkel“ tragen. Und setzen noch einen drauf. In der freien Übersetzung der Frauen heißt „#Dress for Sucess“: „Wir wollen gewinnen“.

Apropos Wahlkampf. Über den hat sich unser Tönisvorster Leser Peter Knedel seine ganz eigenen Gedanken gemacht. In einem Gedicht stellt er Martin Schulz als Sommer und Kanzlerin Angela Merkel als Herbst in einem „Duell“ gegenüber. Kostprobe gefällig? „Der Sommer, bisher nur ein Wort, — nimmt alle Kraft zusammen — und jagt den Herbst einstweilen fort!“ Aber der Herbst antwortet auf seine Art: „Der Herbst zieht sich zurück und denkt — ich bin doch nicht verrückt! — Ich werd’ auf meine Chancen warten — und dann den Goldenen Oktober starten!“. Das ist doch mal eine diplomatische Wahlprognose.

„Passt schon!“ heißt das aktuelle Programm von Konrad Beikircher, das er nächsten Monat in Tönisvorst präsentieren wird. Wir haben ihn schon mal gefragt, wie bestimmte Dinge zusammenpassen. Zum Beispiel wahlmäßig. Rot und Schwarz, Herr Beikircher? „Rot und Schwarz unterscheiden sich in etwa wie Stadtsparkasse von Kreissparkasse, da ist nur noch die Frage: Was ist näher? Der Rest scheint egal zu sein (Leider!).“ Und wie passen Kabarett und das Leben zusammen? „Zum Glück ist das Kabarett das wirkliche Leben und das wirkliche Leben nur Kabarett. Furchtbar, wenn es umgekehrt wäre!“ Wenn Sie gerne noch mehr Beikircher’sche Spitzfindigkeiten hören möchten, sollten Sie sich den 19. Oktober vormerken. Dann ist er im Haus Vorst, Kuhstraße 4 in Tönisvorst auf der Bühne. Karten gibt es für 25 Euro unter Tel. 02156/77606 oder im Netz:

www.heesen-konzerte.de

Die action medeor aus Tönisvorst ist fast weltweit ein Begriff. Trotzdem: In der Fülle der täglichen Nachrichten und Spendenaufrufe ist es nicht leicht, sich zu behaupten. Deshalb hat das Medikamentenhilfswerk jetzt gemeinsam mit einer Hamburger Werbeagentur eine Social-Media-Kampagne gestartet. Kern ist ein 56 Sekunden langer Spot, der über „Facebook“ und „YouTube“ verbreitet werden soll, um möglichst viele Menschen auf den Bedarf an humanitärer Hilfe aufmerksam zu machen.

WZ-Leserin Sabine Spiecker ärgert sich über den schlechten Eindruck, den Willich auf seine Gäste macht. Ihre Meinung: Die Stadt verkommt immer mehr. Da würden auch keine Blumenampeln mehr helfen. Besonders ärgert sie sich über den Müll der Autofahrer an der Autobahnabfahrt Fichtenhain. Der komme jetzt wieder zum Vorschein, nachdem dort das Grün geschnitten worden sei. „Ich komme mir vor wie in der Einflugschneise einer Müllkippe“, schreibt Sabine Spiecker und stellt fest: Der erste Eindruck in Willich „ist echt „Müllich“.

Dazu passt doch diese Meldnung: Ein Bürger aus St. Tönis ärgert sich schon länger über eine Schlammwüste, die er beim Spaziergang im Ortskern überwinden muss. Konkret geht es um den Durchgang aus Richtung Dammstraße/Pastorswall zur Kirche. „Das ist mal ausgebessert worden, doch lange gehalten hat es nicht.“