Zweiter Anlauf zur Bundestagswahl
Andreas Bist tritt am 24. September erneut für die FDP im Kreis Viersen an. Der Mann aus Brüggen spürt einen Stimmungswechsel.
Kreis Viersen. Andreas Bist will es noch einmal wissen. Schon 2013 war der Brüggener für die FDP im Kreis Viersen zur Bundestagswahl angetreten. Und nun steht sein Name am 24. September erneut auf den Stimmzetteln.
Die erste Runde, das muss Bist im Rückblick sagen, habe schon weh getan. Es war keine leichte Zeit für die Liberalen. Die Stimmung sei eindeutig gegen die Partei gewesen, am Ende reichte es nicht für die Fünf-Prozent-Hürde und die FDP flog aus dem Bundestag. „Bei Podiumsdiskussionen bekam ich keinen Fuß auf die Erde. Die Stimmung war so schlecht. Aber das ist jetzt anders. Jetzt kann man wieder über Themen reden“, freut sich Bist.
In den vergangenen Monaten gab es bereits die ersten größeren Wahlkampfauftritte. Nun geht es mit Podiumsdiskussionen, Info-Ständen und mehr in die heiße Phase. Bist spürt, dass die Stimmung nun eine andere ist, als vor vier Jahren. Die NRW-Wahl habe Rückenwind beschert. „Die Leute wollen die FDP wieder im Bundestag sehen“, ist der 39-Jährige überzeugt. Daher tippt er auf ein Wahlergebnis zwischen acht und zwölf Prozent für seine Partei. Für sich selbst ist er da etwas bescheidener. „Bei den Erststimmen wären fünf bis sechs Prozent eine schöne Sache und würde die Arbeit belohnen“, so Bist.
Nun beim zweiten Mal sei vieles einfacher, Abläufe seien vertraut. Bist nutzt die Bundestagswahlen, um sich im Kreis bekannter zu machen. Und er wolle Themen nach vorne bringen. Auch wenn er es nicht in den Bundestag schaffen wird — er hat den wenig aussichtsreichen Listenplatz 46 — so gibt es doch Sachthemen, die dem gelernten Heilerziehungspfleger wichtig sind. Eines davon ist die Sicherung von ärztlicher Versorgung im ländlichen Kreis Viersen. Nach dem vergangenen Wahlkampf sei ihm das Thema im Kopf hängen geblieben. Ärzte hätten ihn angesprochen. Auch mit Hebammen und der Hospizhilfe habe er bereits Gespräche geführt. „Die Probleme ähneln sich. Und auch wenn ich nicht in den Bundestag komme, sollte wir daran arbeiten“, sagt Bist.
Auch die Themen Sicherheit beschäftigt ihn. Für die beiden klassischen Hoheitsaufgaben des Staates — Polizei und Justiz — müsse deutlich mehr Geld zur Verfügung stehen. Von Videoüberwachung sei er dagegen kein großer Fan. „Begrenzt ja, ausweiten nein“, ist seine Meinung dazu.
Mit der Rente hat er sich ebenfalls auseinandergesetzt: „Ich will allen Älteren einen flexiblen Übergang in den Ruhestand ermöglichen. Dazu sollen ein politisch festgelegtes Renteneintrittsalter und die Hinzuverdienstgrenze abgeschafft werden. Zudem soll die Altersvorsorge nach dem Baukastenprinzip organisiert werden. Denn das Praktische an Bausteinen ist, dass man sie immer wieder neu und vielseitig kombinieren kann. So kann sich jeder flexibel die Altersvorsorge zusammenstellen.“
Der Heilerziehungspfleger war Gruppenleiter im Heilpädagogischen Zentrum und ist seit 2007 Betriebsratsvorsitzender im HPZ. „Es gibt liberale Arbeitnehmer, warum soll es nicht auch liberale Arbeitnehmervertreter geben“, sagt Bist. 2001 ist er in die FDP eingetreten. Damals habe er sich intensiv mit den Programmen aller Parteien auseinandergesetzt. Eine 100-prozentige Übereinstimmung habe er bei keiner Partei gefunden. Aber die Idee des freien Denkens und dass der Menschen und nicht der Staat im Mittelpunkt stehe, habe er an der FDP geschätzt. Zudem habe die Partei vor Ort gute Arbeit geleistet. „Mir ging es da nicht um Posten. Ich wollte mitgestalten.“
Mittlerweile ist er seit 2009 Ratsmitglied in der Gemeinde Brüggen und ist seit 2014 Fraktionsvorsitzender. Die Kritik an der „Lindner-Partei“ versteht Bist nicht. „Jede Partei hat eine Person, auf die sie sich fokussiert. Jede Partei braucht ein Zugpferd. Und Christian Lindner tut uns gut.“
Andreas Bist ist selbst öfter in Berlin unterwegs, hat auch schon den CDU-Bundestagsabgeordneten Uwe Schummer besucht. Er erlebe einen fairen Wahlkampf im Kreis - auch wenn man thematisch auch unterschiedlicher Meinung sei. „Aber ich fühle mich auch immer wohl, wenn ich zwischen den alten Hasen sitze.“ Seine Partei gehe ohne eine Koalitionsaussage in den Wahlkampf, so Bist. „Man muss mit allen demokratischen Parteien reden“, so Bist. Eine Zusammenarbeit mit der AfD würde er aber kritisch gegenüberstehen. „Die AfD bietet keine Lösungen an, sondern greift nur Gefühle auf“, so Bist. Ihm ist aber wichtig, sich nicht zu viel mit den anderen Parteien zu befassen. „Wir müssen deutlich machen, wofür wir stehen.“