Fußballer als Nikolaus und Knecht
Die Kicker des TSV verteilten jede Menge Geschenke an Kinder in Kaldenkirchen.
Kaldenkirchen. Kaum hat Richard Körstgens auf den Klingelkopf gedrückt, geht auch schon die Haustür auf. „Schnell, einmal ins Schlafzimmer abbiegen“, sagt Hans Schmitz zum Mann mit dem wallenden weißen Lockenbart im roten Mantel, der mit Bischofsstab und -mütze vor ihm steht und im Schlepptau Knecht Ruprecht mit dabei hat. Bis der vierjährige Jonas mit großen Augen den Eintritt vom Nikolaus und seinem Helfer ins Wohnzimmer verfolgen kann, stehen noch Vorbereitungen an.
Hinter der geöffneten Schlafzimmertür wartet Fabiola Schmitz mit mehreren Paketen auf dem Arm. „Wohin?“, fragt sie, während Gregor Münter in der pechschwarzen Verkleidung des Knechts Rupprecht schon den großen Jutesack geöffnet hat. Päckchen für Päckchen verschwindet darin. Dazu gibt Schmitz den beiden Besuchern vom TSV Kaldenkirchen Hinweise: Das kleine schmale Paket ist für ihren Mann, das im roten Weihnachtspapier für sie. Die Fußballjugend-Abteilung hat mit ihrer Nikolausaktion eine alte Nachkriegstradition wieder aufleben lassen. 37 Familien mit insgesamt 71 Kindern hatten sich für einen Besuch angemeldet, Sportler und Trainer gingen am Mittwoch in zehn Teams durch den Ort und überraschten den Nachwuchs.
Hans Schmitz überreicht Körstgens ein Papier, das dieser nach kurzem Überfliegen in seinem goldfarbenen Buch verschwinden lässt. „Jonas, ich glaube, da ist jemand für dich gekommen“, sagt Hans Schmitz zu seinem Sohn, der mit seinen Omas und Opas im Wohnzimmer sitzt. Die Spannung ist dem Vierjährigen anzusehen, schließlich erhält man nicht alle Tage die Botschaft, dass der Nikolaus höchstpersönlich vorbeikommt.
Er schaut erstaunt, seine kleine Hand sucht die der Oma. Sie lächelt ermunternd, und gemeinsam stimmen alle zunächst das Lied „Lasst uns froh und munter sein“ an. „Jonas, ich habe ein goldenes Buch und da steht allerhand über dich drin“, sagt der Nikolaus im Wohnzimmer. „Ich habe erfahren, dass du schon Fußball spielst und in den Kindergarten gehst.“
Jonas nickt. Dass der Nikolaus aber auch weiß, dass der Knirps schon mal gerne Schimpfwörter ausspricht, lässt den Vierjährigen verlegen dreinblicken. „Magst du mir versprechen, dass du die Schimpfwörter nicht mehr sagst?“, möchte der bärtige Mann wissen. „Ja“, antwortet Jonas. Für so viel guten Willen gibt es Gaben. Knecht Ruprecht legt seine Ketten zur Seite und öffnet den Sack. Erst gibt es die Päckchen vom TSV und ihren Sponsoren samt Überraschungs-Ei und einem Sportgeschäft-Gutschein für Jonas, dann staunt er, dass auch seine Eltern bedacht werden.
Ganz stolz ist Jonas, als er den Bischofsstab halten darf, und mit seiner Oma neben sich, traute er sich sogar, sich auf den Schoß des Nikolaus’ zu setzen. „Ich weiß noch, wie der Nikolaus früher bei uns vorbei kam“, erinnert sich Oma Margareta Dyx. „Ich mochte keine Milchsuppe und musste ihm versprechen, dass ich diese in Zukunft immer brav essen würde.“ Eigentlich habe sie sich immer ein wenig beim Nikolausbesuch gegruselt.
Davon kann bei Jonas keine Rede sein. Der Vierjährige findet den Besuch klasse — auch wenn er gehörig Respekt vor ihm hat. Mit Plätzchen und einem Lied verabschiedet die ganze Familie den Nikolaus. Der zieht mit seinem Knecht Ruprecht, dessen Ketten bei jedem Schritt leise scheppern, weiter in Richtung der nächsten Familie. Wegen der guten Resonanz will der Sportverein die Aktion im nächsten Jahr erneut anbieten.