In der Manege werden kleine Kinder zu großen Artisten

20 Teilnehmer verbrachten eine Woche bei der traditionellen Zirkusfreizeit, die vom Jugendamt Viersen initiiert wurde.

Foto: Busch

Nettetal. Vorsichtig betritt Simon mit nackten Füßen das Nagelbrett vor sich. Er verbeugt sich freundlich und bekommt dafür großen Applaus vom Publikum. Das Jugendamt Viersen hat 20 Kindern, die aus schwierigen Verhältnissen kommen und mit ihren Familien in den Ferien nicht verreisen konnten, die Zirkusfreizeit ermöglicht. Die Sechs- bis Zwölfjährigen verbrachten eine ganze Woche in der Zirkusjugendherberge in Hinsbeck und durften sich entscheiden, ob sie als Jongleure, Fakire, Akrobaten oder als Clowns in der Galavorstellung auftreten wollen.

Dirk Windbergs, Theaterpädagoge

Dirk Windbergs leitet zusammen mit drei anderen Helfern die Ferienaktion. „Wir hatten schwungvolle Kinder, wir mussten uns erstmal kennenlernen und sind ein gutes Team geworden“, erzählt Windbergs, der bei der Gala in die Rolle des Zirkusdirektors schlüpft. Für ihn ist es mittlerweile die 15. Ferienfreizeit. „Die Kinder lernen ihre Grenzen kennen und auch diese zu überschreiten, zum Beispiel, Angst vor Scherben oder Feuerspucken abzulegen“, so der Theaterpädagoge. Maurice ist in der Ferienwoche zum ersten Mal über zerbrochenes Glas gelaufen und erklärt, wie es funktioniert: „Wenn man einmal draufsteht, dann darf man sich nicht mehr bewegen.“ Der Neunjährige freut sich am meisten darauf, durch einen brennenden Reifen zu springen. Immer wieder haben die Clowns während der Vorstellung ihren Auftritt und nehmen besonders Dirk Windbergs auf die Schippe.

Rainer Müller vom Jugendamt Kreis Viersen erklärt, warum gerade diese 20 Kinder vom Allgemeinen Sozialen Dienst ausgewählt wurden: „Die Familien werden vom Jugendamt betreut, es tut ihnen gut eine Woche hier zu verbringen.“ So haben nicht nur die Kids eine Auszeit, sondern auch deren Eltern, so Müller. Auf den Zirkusnamen hat sich die Gruppe schnell einigen können: Zirkus Sternenhimmel. Ein Blick im Zelt nach oben erklärt warum.

Viele Eltern mit Geschwistern, Großeltern und andere Familienmitglieder sind gekommen, um sich die „Feuerteufel, Pappnasen, Zaubernasen, Firefighters und Jongo Bongos“ wie sie sich selbst genannt haben, anzusehen. In den Freispielpausen stellten die Betreuer eine Kiste voller Teller, Diablos und Devilsticks zur Verfügung. „Denn Jongleur wird man nicht über Nacht“, weiß Dirk Windbergs. So konnten die Kinder ihr Können ausprobieren, ohne Druck.

Trommelwirbel. Amelie steht auf einem 1,80 Meter hohen Balken, Durchmesser gerade fünf Zentimeter. Das Mädchen strahlt und läuft mit einem großen Reifen in der linken Hand zur anderen Seite und bekommt dafür viel Applaus. Cedric läuft rückwärts. In der Mitte verliert der Junge das Gleichgewicht. „Kein Problem, noch einmal von vorne“, sagt Windbergs. Beim zweiten Mal klappt es und auch hier großer Applaus. „Die T-Shirts haben wir selber bemalt“, sagt die neunjährige Emily und zieht das Shirt über. In der Zirkuswoche ging es nicht nur um Zauberei, jonglieren oder Feuerspucken. „Wir haben gegrillt, gesungen und eine Disco gemacht“, sagt Emily. Auf ihren Auftritt als Akrobatin freut sich das Mädchen und auch: „Dass wir alles sehen können, was die anderen machen, wir sitzen quasi auch im Publikum und klatschen ganz laut mit.“