Kempen/Grefrath „Zu viel Nitrat im Grundwasser“
Umweltschützer haben in Kempen und Grefrath im Brunnenwasser überhöhte Werte festgestellt. Düngung auf den Feldern sei dafür verantwortlich.
Kempen/Grefrath. Im Grundwasser in Kempen und Grefrath sind die Nitratwerte „viel zu hoch“. Das zumindest ist die Meinung des VSR-Gewässerschutzes, der in den vergangenen Monaten Proben aus Kempen und Grefrath untersucht hat. „In jeder fünften untersuchten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter“, teilt die private Umweltinitiative mit. „Insgesamt wurde bei der Untersuchung das Wasser aus 42 privat genutzter Brunnen aus dem Raum Kempen und Grefrath analysiert.“
Nach Angaben des VSR-Gewässerschutzes rührt die Nitratbelastung des Grundwassers aus einer „Überdüngung der landwirtschaftlichen Böden“. Es komme dadurch zu einer „unnötig hohen Nitratauswaschung ins Grundwasser“. Dieses landwirtschaftliche Thema ist gerade am Niederrhein nicht neu. Seit Jahrzehnten prangern Umweltschützer die zu hohe Nitratbelastung des Grundwassers durch die Gülledüngung auf den Feldern an. Politiker auf Landes- und Bundesebene streiten über eine Novellierung der sogenannten Düngeverordnung, um dem Problem Herr zu werden. Auf Bundes- und EU-Ebene läuft derzeit der Prozess zur Novellierung der Vorschriften. Die EU bemängelt schon seit Jahren eine Überschreitung der Werte in Deutschland.
Nach Angaben des VSR-Gewässerschutzes sind neue Vorschriften dringend erforderlich, um die Belastungen des Bodens und Grundwassers zu reduzieren. Aktuell seien die Werte in Kempen und Grefrath „extrem hoch“. In einem privat genutzten Brunnen in Kempen habe der VSR 136 Milligramm Nitrat pro Liter (mg/l) gemessen. In einem weiteren Brunnen in Kempen-Ziegelheide soll der gemessene Wert bei 108 mg/l gelegen haben. Weitere Werte aus Oedt, Vinkrath und Grefrath: 87 mg/l, 63 mg/l und 58 mg/l. Diese lägen damit immer noch alle über dem Grenzwert von 50 mg/l.
Die im Mai und Juni in Kempen und Grefrath gemessenen Werte seien zwar hoch, nach Angaben des VSR-Gewässerschutzes aber am Niederrhein keine Seltenheit. „Die Werte liegen häufig um die 100 mg/l“, so VSR-Pressesprecher Harald Gülzow auf Nachfrage der WZ. Nichtsdestotrotz empfinden die Umweltschützer diese Werte als besorgniserregend.
Für Rainer Röder, Leiter des Amtes für Technischen Umweltschutz beim Kreis Viersen, sind die nun gemessenen Werte nicht überraschend. „Die erhöhten Nitratwerte im Grundwasser sind zwar nicht typisch für den Kreis Viersen, sondern leider häufig kennzeichnend für Gebiete mit intensiver landwirtschaftlicher Nutzung“, teilt der Experte über die Pressestelle des Kreises mit. In NRW sei vor allem das Rheinland, aber auch das Münsterland betroffen.
Im Zusammenhang mit den nun gemessenen Werten seitens des VSR warnt der Kreis Viersen aber vor einer Panikmache. Aus Hausbrunnen dürfe ohnehin nur Grundwasser zum Zweck der eigenen Gartenbewässerung entnommen werden: Dieses Wasser sei nicht als Trinkwasser geeignet und dürfe auch nicht als solches verwendet werden.
Bei der Trinkwassergewinnung seitens der örtlichen Versorgungsbetriebe bestehen nach Angaben des Kreises Viersen keine Probleme. „Das geförderte Grundwasser im Kreis Viersen hält auch ohne eine vorher vorgenommene Nitrat-Reinigung dem Grenzwert von 50 mg/l stand“, so die Behörde. In den Städten und Gemeinden lägen die gemessenen Werte in einer Spanne zwischen einem bis maximal 23,3 mg/l. Diese seien für den Verbraucher unbedenklich.
Auch die Kommunale Partner Wasser GmbH hat bereits im Juni darauf hingewiesen, dass Grund- nicht mit Trinkwasser verwechselt werden dürfe. „Sämtliche Messwerte unseres Trinkwassers liegen unter dem gesetzlich vorgeschriebenen Grenzwert. Sonst wäre es kein Trinkwasser“, sagte damals Berater Christian Plaßmann (die WZ berichtete). Die GmbH ist ein Zusammenschluss der Stadtwerke Kempen und Nettetal sowie der Gemeindewerke Grefrath.
Nach Angaben der Stadtwerke Kempen hat eine Analyse des Trinkwassers in der Thomasstadt einen Wert von 6,84 mg/l ergeben (Stand April 2016). In Grefrath geht man von einem Wert unter einem Milligramm aus (Stand November 2015). Dieser sei am Wasserwerk an der Vinkrather Straße gemessen worden.