Grefrath „Bini“ schafft Raum für Musik
Der Grefrather Uli Biniasch betreibt in Oedt ein Tonstudio. Zudem bietet er vielen Bands in Proberäumen die Chance, Musik zu machen. Die zweite Folge der WZ-Serie "Local Heroes in Sachen Musik".
Grefrath/Oedt. Für diesen Mann muss man dieses Klischee bemühen und die Phrase dreschen: Er ist bekannt wie der sprichwörtliche bunte Hund. Tanzmusiker, Vermieter von Proberäumen und Tonstudio-Besitzer. Uli Biniasch aus Grefrath hat sein Leben lang mit Musik zu tun gehabt, kann sich dieser Leidenschaft mittlerweile den ganzen Tag über widmen und so seinen Traum leben.
Der 57-Jährige ist regelmäßig in seinem Tonstudio in Oedt anzutreffen, das in den Räumen des früheren Bundeswehr-Depots im heutigen Gewerbepark am Oedter Ortsausgang angesiedelt ist. Dort hat eine ganze Reihe von Bands ihre Proberäume.
Das Thema kennt Bini, wie ihn alle nennen, bereits seit seiner Kindheit. „Es gibt nicht genug Proberäume“, erklärt er. Und schiebt schmunzelnd hinterher: „Das hat mich als Achtjähriger schon beschäftigt. Als Junge hatte ich mein erstes Schlagzeug aus Dash-Trommeln zusammengestellt. Schon nach Minuten kam mein Bruder und sagte: ,Hör auf!’“
Später gab’s schon ein wenig Raum, sonst wäre er nie zur Musik gekommen. „Metal und Rockmusik habe ich gemacht“, erzählt er, „wie viele Jugendliche auch.“ Seine ersten Instrumente: Schlagzeug und Gitarre. Zum Mikrofon kam er erstmals mit 13. Das alles spielte sich zunächst in der Aachener Gegend, später in der Kölner Region ab. In der Domstadt spielte Uli Biniasch schließlich in der Cover-Truppe „Schnäuzer Band“.
Eine entscheidende Wende bekam sein Leben mit einem Auftritt der Gruppe im Lobbericher Seerosensaal. Gemeinsam mit der Familienband spielten die „Schnäuzer“ zu Karneval. „Saturn“ hieß die andere Truppe, bei der Monika Peffer den Bass spielte. Das tut sie noch heute, allerdings heißt sie seit rund 30 Jahren Biniasch und ist mit Uli verheiratet.
„Eigentlich wollte ich nur dem Drummer helfen, indem ich ihm sein Schlagzeug eingestellt habe“, erinnert sich Biniasch. Wie auch immer: Ein Jahr später funkte es zwischen ihm und seiner späteren Frau endgültig.
Seither wohnt er am Niederrhein, nahm sogar die weite Strecke zu seiner eigentlichen Arbeit in Kauf, indem er täglich nach Dormagen ins Bayer-Werk fuhr. Selbstverständlich stieg er bei „Saturn“ ein, die Band entwickelte sich, hat seit vielen Jahren als Stimmungsgruppe einen hervorragenden Namen. Beinahe legendär waren die Auftritte bei den schwarz-weißen und rot-weißen Nächten in der Burg Ingenhoven in Lobberich. Und die unvergessenen Karnevalsabende bei Kreuels in Breyell.
„Irgendwann haben wir so viel bekommen, wie die anderen Bands auch“, blickt Bini zurück. Allerdings investiere man auch sehr viel ins eigene Equipment. Der Erfolg macht ihn auch ein wenig stolz. „Es ist schon beachtlich, mit welchen Fähigkeiten wir das hinbekommen haben“, sagt er.
Zurück zum Ausgangsthema, den Proberäumen. Bini erkannte die Misere schon früh. 1989 mietete er sich im KK-Center an der Otto-Schott-Straße in Kempen ein, baute dort Proberäume. Was funktionierte. Bis der Betreiber zwei Jahre später pleite ging. Da half dann auch kein langfristiger Mietvertrag.
Bini zog um. Zum Gelände der ehemaligen Wohnwagenfabrik „Thrun und Eicker“ zwischen Vorst und Oedt. Heute residieren dort die Firma Hamelmann und der Rotlicht-Club „Happy Garden“. „Wir hatten die Räume noch nicht fertig, da waren sie schon vermietet.“ 2002 der nächste Schritt. Bini kaufte mit zehn weiteren Investoren das ehemalige Bundeswehr-Areal in Oedt und begann mit dem Umbau. „Hier hatte ich erstmals mit Riesen-Auflagen zu kämpfen“, erinnert er sich. Nach dem Flughafen-Brand in Düsseldorf seien die Vorschriften verschärft worden.
Was ihm half: Er macht viel selbst, was enorm hilft, Kosten nicht explodieren zu lassen. Ein Unternehmen zu beauftragen, sei bis zu fünfmal so teuer und von daher kaum zu finanzieren.
Seit Jahren betreibt er ein kleines Studio, in dem „Saturn“ auch regelmäßig probt. Dort kann jeder, der mal einen eigenen Song einspielen möchte, dies mit ihm tun. Und erreichbar ist Bini dort ebenfalls gut. Vor sieben Jahren konnte er seinen Job bei Bayer aufgeben, um sich ausschließlich der Musik zu widmen.
Könnte er sich nicht vorstellen, das System weiter auszubauen und noch woanders Proberäume anzubieten? Bini grient. „Vorstellen ja. In jedem Fahrstuhlschacht, in jedem Keller wird geprobt. Der Bedarf ist da, überall.“ Aber da spiele für ihn das Familien- und Privatleben auch noch eine Rolle, eine sehr große.