Kempen „Kempen braucht ein neues Hotel“

Nach Gesprächen mit den Fraktionen unternimmt der Werbering einen neuen Anlauf zur Ansiedlung eines Hotels.

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Kempen. „Wir müssen jetzt aufpassen, dass Kempen nicht abgehängt wird.“ Mit diesen Worten begründet Vorsitzender Armin Horst eine weitere Initiative des Werberings mit Blick auf ein neues Hotel in Kempen. „Der Bedarf für so einen Betrieb ist da. Das erfahren wir aus Gesprächen mit Unternehmern und Fachleuten aus dem touristischen Bereich“, sagt Horst. Vor allem aus dem Sektor der niedergelassenen Unternehmen komme immer wieder das Signal, dass die Gäste der Firmen in Kempen nicht adäquat untergebracht werden können.

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Das Thema geistert schon seit vielen Jahren durch die Thomasstadt. So gab es schon einmal Pläne für einen Übernachtungsbetrieb auf dem heutigen Gelände des Klosterhofes (früheres Kreishaus). Auch die Burg wurde immer wieder ins Spiel gebracht. Zuletzt setzten Verwaltung und Politik viel Hoffnung in einen Hotel-Standort am Königshütte-See zwischen Kempen und St. Hubert.

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Alle drei Optionen haben sich aus unterschiedlichen Gründen erledigt. Die Verantwortlichen der Stadt signalisieren immer wieder, dass es derzeit kein geeignetes Grundstück für die Ansiedlung eines Hotels gibt. „Deshalb wollen wir jetzt noch einmal für das Thema trommeln“, sagt Werbering-Chef Horst. Er und seine Vorstandskollegen hätten mit den Fraktionen Gespräche geführt. „Von allen kam bis jetzt die Bestätigung: Kempen braucht ein Hotel.“

Jüngstes Beispiel dafür, dass der Stadt Kempen Übernachtungsgäste und somit bares Geld durch die Lappen gegangen sei, ist aus Sicht des Werberings die NRW-Radtour vor rund zwei Wochen. Mehr als 1000 Radler waren am Niederrhein unterwegs — und legten einen Mittagsstopp auf dem Kempener Buttermarkt ein (die WZ berichtete). „Es war nur eine Mittagspause, weil es in Kempen keine Übernachtungsmöglichkeiten gibt“, ergänzt Armin Horst. In diesem Bereich seien die Kreise Wesel und Kleve deutlich weiter. „Der Kreis Viersen und in erster Linie die Stadt Kempen hinkt hinterher. Unsere Stadt ist schön. Daraus müssen wir mehr machen.“

Martina Baumgärtner, Geschäftsführerin der Niederrhein Tourismus GmbH, nimmt den Gedanken des Werbering-Vorsitzenden auf. „Ich nehme mal den gesamten Kreis Viersen in den Fokus. Da würde ein zusätzliches Hotel sicher für eine Verbesserung der Übernachtungszahlen sorgen“, so Baumgärtner. Dies habe eine Standortanalyse der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) gezeigt: Der Bedarf für einen neuen Betrieb im Kreis Viersen sei da. „Diese Studie haben wir allen Bürgermeistern zur Verfügung gestellt“, sagt Baumgärtner, die davon überzeugt ist, „dass Kempen das Thema auf der Agenda hat“.

Innerhalb des Kreises Viersen beschreibt die Chefin der Tourismus GmbH Kempen als „einen präferierten Standort“ für ein Hotel. „Die Stadt hat viel zu bieten.“ Zudem gebe es auch eine Nähe zur Stadt Krefeld und zum Messestandort Düsseldorf. Damit könne man möglicherweise auch bei der Investorensuche punkten. In dieser Beziehung befinde sich die GmbH im regen Austausch mit der Stadt.

Den Vergleich zwischen den Kreisen Viersen, Kleve und Wesel kann Martina Baumgärtner ohne Zweifel ziehen. Schließlich ist die Niederrhein Tourismus GmbH ein Zusammenschluss dieser Landkreise. „Es ist richtig, dass in den Kreisen Wesel und Kleve mehr Möglichkeiten vorhanden sind“, so Baumgärtner. Dort gebe es einfach mehr Hotelbetriebe als im Kreis Viersen. „Die Masse an Leuten wie bei der NRW-Radtour konnte aber auch nicht ausschließlich in diesen Kreisen untergebracht werden.“ Da hätten die Veranstalter auch auf andere Regionen ausweichen müssen.

Und welche Hotelgröße wäre für Kempen eine gute Lösung? „Grundsätzlich sollte immer eine Busladung in ein Hotel passen“, gibt Baumgärtner eine Faustformel aus der Branche zum Besten. Heißt: Platz für 50 Gäste sollte da sein. „Darunter würde sich ein Betrieb auch nicht rechnen.“

Ähnlich sieht das auch Armin Horst, der ergänzt, dass sich nicht unbedingt ein „Wellness-Tempel mit Restaurant“ in Kempen ansiedeln müsse. „Ein guter und moderner Betrieb mit Übernachtung und Frühstück reicht völlig aus“, so der Gastronom, der in der Altstadt das Restaurant „Ellenpoort“ und die Kneipe „Treppchen“ führt.

Ein idealer Standort ist aus Sicht des Weberings in Innenstadt- oder Bahnhofsnähe. Ein Grundstück freilich gebe es dort aber derzeit nicht. „Auf den Gewerbegrundstücken von Pegels und Engels an der Verbindungsstraße hätte man vielleicht so ein Projekt realisieren können“, sagt Horst im Konjunktiv. Und zwar, deshalb, weil dort bald Eigentumswohnungen entstehen werden — und wieder kein Hotel. „Gemeinsam mit Politik und Verwaltung wollen wir dafür sorgen, dass die nächste Chance genutzt wird.“