Kempen Bauern ärgern sich über Vorwürfe von Umweltschützern

Zu viel Nitrat im Grundwasser ist nicht allein mit Düngemitteln zu begründen, sagt Ortslandwirt Peter-Josef Coenen.

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Kempen/Grefrath. Als Peter-Josef Coenen am Dienstagmorgen die WZ aufgeschlagen hat, war er wenig begeistert. Die Ausführungen über die Untersuchung des Grundwassers seitens des VSR-Gewässerschutzes gefielen dem Kempener Ortslandwirt überhaupt nicht.

Der private Umweltschutzverein hat die Nitratwerte des Grundwassers in Kempen und Grefrath geprüft. 42 private Brunnen wurden untersucht. In jedem fünften Brunnen sei die in der Trinkwasserverordnung festgelegte Obergrenze von 50 Milligramm Nitrat pro Liter Wasser überschritten gewesen. Die Umweltschützer nennen „eine Überdüngung der Felder durch die Landwirtschaft“ als Grund. Insbesondere die Gülle steht in der Kritik. Coenen ist dieses Urteil „zu pauschal“. Er zweifelt an der Seriosität der Untersuchung. „Die hat für mich keinen wissenschaftlichen Hintergrund“, sagt der Landwirt. So würden Informationen zu den 42 Brunnen fehlen. Konkret vermisst Coenen Angaben zur Tiefe und genaue Standorte.

Der Ortslandwirt führt eigene Zahlen zur Nitrat-Belastung an. „Die Werte stagnieren oder gehen leicht zurück“, sagt Coenen. Diese Informationen kämen von den Stadtwerken, mit denen die Landwirte eine Wasserkooperation hätten. Coenen sieht die Bauern nicht als Alleinschuldige für die Belastung. Schließlich hätten andere Studien auch in Wäldern hohe Werte dokumentiert. Dort sei fraglos kein Bauer aktiv.

In ihrer Untersuchung berufen sich die Umweltschützer auf den Nitrat-Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter. Coenen äußert Zweifel an der Berechtigung dieser Zahl. „Inwieweit über 50 gesundheitsgefährdend ist, ist eine andere Diskussion“, sagt der Landwirt und schiebt hinterher: „Der Wert könnte auch 30 oder 70 sein.“ 50 Milligramm sei „halt der politische Kompromiss“.

Die kritisierte Düngung mit Gülle verteidigt Coenen. Diese sei wichtig für das Wachstum der Pflanzen. Schließlich müssten für den Weiterverkauf an die Industrie bestimmte Größen und Längen erreicht werden. Die Ausbringung der Gülle werde dabei streng reglementiert und kontrolliert. Der Kempener achtet zudem mit eigenen Bodenproben darauf, Gülle und andere Dünger nicht wahllos auszubringen.

Zudem seien die Bauern bemüht zu verhindern, dass Düngerreste ins Grundwasser gelangen. „Nach der Hauptfrucht kommt Gründünger auf die Felder“, sagt Coenen. Das sei zum Beispiel Ölrettich. „Diese Pflanzen nehmen den Restdünger aus dem Boden auf“, erklärt Coenen.

Die hohen Nitratwerte in landwirtschaftlich geprägten Regionen sind auch der Politik aufgefallen. Derzeit macht die EU Druck auf die deutsche Politik, die Düngemittelverordnung anzupassen. Coenen hat keine Angst vor einer Verschärfung. Allerdings wünscht er sich für ganz Europa die gleichen Standards. Der Wettbewerb solle nicht verzerrt werden.