Kempen/Kempten Allgäu oder Niederrhein? Das „t“ macht den Unterschied
Immer wieder kommt es zu einseitigen Verwechslungen von Kempen mit Kempten. Hier einige Beispiele und ein (nicht ganz ernster) Vergleich.
Kempen/Kempten. Der Pressesprecher der Stadt Kempten ist ebenso nett wie hilfsbereit — aber wo genau Kempen liegt, kann er beim besten Willen nicht sagen. Nur, dass es „in NRW“ sein müsse — immerhin. Und kommt es gelegentlich zu Verwechslungen? Also landet beispielsweise Post, die für den Niederrhein gedacht war, in Briefkästen der Allgäu-Stadt? „Nein, gar nicht“, so der mehr als 600 Kilometer entfernt sitzende Stadt-Sprecher. Eine repräsentative Umfrage diesbezüglich unter den Kemptenern wurde natürlich nie durchgeführt.
Klar ist: Den umgekehrten Fall gibt es immer mal wieder, davon kann auch die Redaktion der WZ ein Liedchen singen. Zum Beispiel in Form von E-Mails, die sich eindeutig auf Bayerisch-Schwaben beziehen. Oder bei Telefonaten mit Pressestellen, die außerhalb des Niederrheins liegen. Schuld ist ein kleiner Buchstabe. Es kommt eben aufs „t“ an.
Das war auch schon vor mehr als hundert Jahren so, als es zur vermutlich bislang spektakulärsten Verwechslung kam. Gemeint ist der Georgsbrunnen, der im Juli 1912 auf dem heutigen Buttermarkt eingeweiht wurde. Beinahe wäre der Sockel nicht rechtzeitig geliefert worden. War die Fracht doch per Zug zunächst nach Kempten im Allgäu und dann noch nach Kempen in Posen (heute das polnische Kepno) geschickt worden. Zur Enthüllung war er aber dann rechtzeitig auf dem Markt.
Ein weiterer Irrtum führte letztlich zu einer unternehmerischen Erfolgsgeschichte am Niederrhein: Heinrich Hamelmann, der 2012 verstorbene Gründer des gleichnamigen Straßenbauunternehmens, hatte sich Anfang der 50er Jahre auf eine Stelle bei der Stadt Kempten beworben — so dachte er zumindest. Stattdessen schickte er seine Bewerbung an die Stadt Kempen. Die den begehrten Bau-Ingenieur aus dem Weserbergland nach Angaben seines Sohnes und Nachfolgers Jürgen Hamelmann sofort und mit Kusshand nahm.
Also zog er an den Niederrhein. 1963 gründete er mit fünf Mitarbeitern in Krefeld die Heinrich Hamelmann KG, die später in eine GmbH umgewandelt wurde.
1983 baute der Unternehmer einen neuen Firmensitz am Kempener Hooghe Weg. Inzwischen sitzt das Unternehmen im „Dreiländereck“ Kempen/Tönisvorst/Oedt an der Butzenstraße. Wie die Geschichte verlaufen wäre, wenn Heinrich Hamelmann damals tiefer in den Süden gegangen wäre, kann logischerweise niemand sagen.
Die WZ macht an dieser Stelle und passend zur Ferienzeit einen kleinen (und nicht ganz ernst gemeinten) Vergleich zwischen den beiden Städten. Was haben sie gemeinsam, was unterscheidet sie? Dabei hilft das allwissende Internet.
Zunächst Beispiele für das Verbindende: Beide Städte locken Touristen an. Beide können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken, wobei die Kommune mit dem „t“ zu den ältesten Städten des Landes zählt. Politisch stellt die Union in beiden Fällen die Stadtspitze — mal als CDU-, mal als CSU-Vertreter.
Beide Kommunen können einen bekannten Mann vorweisen, der die jeweilige Stadt im Namen trägt: Thomas von Kempen ist es am Niederrhein, sein bayerisches Pendant heißt Heinrich von Kempten (ob es ihn wirklich gab, ist nicht sicher). Überlebensgroß und nackt, mit Schwert als „Lendenschurz“, ist er auf dem Rathaus abgebildet.
Wobei wir bei den Unterschieden wären. Das besagte Rathaus (in der übrigens kreisfreien Stadt) ist ein aus dem Mittelalter stammendes, denkmalgeschütztes Bauwerk — ein Hingucker. Dagegen hat der 60er-Jahre-Bau am Buttermarkt keine Chance. Dafür hat Kempen bekanntlich eine schmucke Burg im Zentrum.
Und wer die mundartlichen Unterschiede erleben möchte, greift entweder zum Telefonhörer oder plant eine Reise ins schöne Allgäu.