Altstadt-Geflüster Kempen musiziert gegen die Krise

Kempen · Im Altstadt-Geflüster geht es um verschiedene kreative Ideen, um es gemeinsam aus dieser Krise zu schaffen. Außerdem ist der Gang zur Moosgasse seit Donnerstag wieder unbeschwerlich.

Derzeit ist der Buttermarkt in Kempen meist ziemlich leer. Wenn das öffentliche Leben wieder läuft, will Sänger Tom Marquardt mit einem Konzert für einen vollen Buttermarkt sorgen.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Krise, Krise, Krise. Vielleicht können Sie es auch nicht mehr hören. Aber nun ist halt Krise – und das nicht zu knapp. In der Krise ist Kreativität gefragt. Und die legen derzeit einige Kempener Musiker an den Tag. So zum Beispiel Sänger und Komponist Tom Marquardt. Er widmet „seiner“ Stadt Kempen in der Corona-Krise den neuen Song „Du bist Heimat“, den es seit Freitag auf verschiedenen Portalen zum Download gibt. „Kraft, Hoffnung und Zusammenhalt“ seien die Elemente, die Marquardt in seiner Schlager-Ballade betont. Und deshalb gehen die Einnahmen des Verkaufes komplett an die Aktion „Du bis Heimat“, die die Kempener Gastronomen unterstützen soll. Im Zuge dessen plant der Musiker, der auch regelmäßig Songs für Michael-Wendler-Platten beisteuert, eine „Wir sind wieder da“-Party auf dem Buttermarkt. Wenn wieder Veranstaltungen erlaubt sind, sollen diverse Kempener Musiker auftreten und die Kassen der Gastronomen füllen. Denn für das leibliche Wohl soll ausschließlich von diesen gesorgt werden. Stadt Kempen und Werbering sind bereits mit im Boot, teilt Marquardt mit.

Marquardt sucht Mitstreiter

Damit nicht genug: Um seinen neuen Song noch besser bewerben zu können, arbeitet Tom Marquardt auch an einem Musikvideo. Ja, die gibt’s noch – und zwar auf sämtlichen Online-Portalen. „Youtube“ oder wie die Dinger heißen. Für dieses Video sucht der Sänger Mitstreiter, die mit Fotos oder Kurzfilmchen (maximal zehn Sekunden) vertreten sein wollen. Ob am Kempener Lieblingsort, im Garten oder auf dem Sofa – alles ist möglich. Gerne können auch Schilder ins Bild gehalten werden. #Kempen, #Heimat, #47906 –das sind einige Vorschläge des Kreativen. Wer dabei sein möchte, sollte dem Sänger bis Dienstag seine Vorschläge schicken. Per WhatsApp an 0163/2617162 oder per Mail an info@tommarquardt.de. Weitere Infos gibt es auch auf der Homepage des Musikers:

Mit dem Cello auf dem Balkon

Und dann gibt es viele Musiker in Kempen, die jeden Sonntag für Emotionen sorgen. Wie in anderen Städten gibt es auch hier Kreative, die vom Balkon aus oder einfach vor der eigenen Haustür ein bisschen Musik machen. Zu diesen gehört der bekannte Cellist Thomas Weihrauch, der an der Ecke St. Töniser Straße/Marienburgstraße wohnt. Seit Ende März bereitet Weihrauch den Nachbarn jeden Sonntag große Freude. Um Punkt 18 Uhr betritt er seinen Balkon und spielt Cello. „Die Anregung kam hier aus der evangelischen Kirchengemeinde. Man sollte jeden Sonntag um 18 Uhr musizieren“, so Weihrauch. Seine persönliche Note zu dieser Aktion hat mit Johann Sebastian Bach tun. „Am 21. März hätte es hier in Kempen ein Konzert mit den Bach-Suiten gegeben. An dem Tag habe ich die Suiten zu Hause gespielt, um wenigstens Bach zum Erklingen zu bringen“, berichtet der Musiker. Daraus sei dann die Idee entstanden, dies auf dem Balkon zu tun. Seither spielt Weihrauch jeweils sonntags eine Bach-Suite. Etwa 15 bis 20 Minuten dauern die kleinen Konzerte. „Wir sind alle begeistert. Das ist eine schöne Sache“, berichtet Weihrauchs Nachbar Hans Moris, der dem Flüsterer diesen musikalischen Tipp gegeben hat.

Kein leichter Stand

Thomas Weihrauch ist durch zahlreiche Auftritte in der Region in der Klassik-Szene bekannt. Und als Berufsmusiker hat er logischerweise in Zeiten eines Veranstaltungsverbotes keinen leichten Stand. „Es ist für uns alle eine schwierige Situation“, sagt der Kempener. Für ihn selbst sei enorm wichtig, dass er als fest angestellter Lehrer an der Musikschule des Kreises Kleve arbeitet. Dies sei eine solide finanzielle Absicherung. Fehlen tut ihm der Unterricht mit den Schülern. „Ich hoffe, dass wir nach dem 4. Mai etwas konkreter wissen, wie es weitergeht“, so Weihrauch. Bei den Streichinstrumenten könne er sich Einzelunterricht vorstellen – womöglich mit Mundschutz. „Das ist bei meinen Kollegen von den Blasinstrumenten nicht möglich“, sagt Weihrauch und zeigt, dass sein Humor krisenfest ist.

Fugen sind gefüllt

Vor allem für die modebewusste Dame ist das Altstadt-Pflaster dann und wann ein Ärgernis. Der Flüsterer hört immer wieder von einer Kollegin, deren Name an dieser Stelle selbstverständlich nicht genannt wird, dass es auf dem Weg in die WZ-Redaktion an der Moosgasse mit etwas höheren Schuh-Absätzen schon mal tückisch werden kann. Zu kämpfen habe sie mit den Fugen zwischen den Steinen. Sicher ist das Auch für Senioren mit Rollatoren ein Problem. Für Abhilfe auf Zeit haben nun Mitarbeiter des Bauhofes gesorgt. Am Donnerstag wurden die Fugen auf dem Buttermarkt und in Richtung Moosgasse mit Splitt verfüllt. So zumindest die laienhafte Einschätzung des Flüsterers mit Blick auf das Material. Was auch immer das für ein Zeug ist, es wirkt. Die Fugen waren am Donnerstag für besagte Kollegin kein Problem mehr. Mit dieser guten Nachricht wünscht der Flüsterer ein schönes Wochenende. Bleiben Sie gesund und zu Hause sowieso. Is’ ja Krise – nicht vergessen!