Altstadtgeflüster: Trockene Tage für Georg
Auch in der Gastronomie gibt’s Comebacks. Zwei davon erlebt die Altstadt in diesem Juli: Die Flattermänner sind wieder da. Und Wirt Horst Kockers freut sich über einen neuen Vierbeiner in seinem Lokal.
Kempen. Der Georgsbrunnen am Buttermarkt ist trocken gelegt. Schon seit der letzten Woche fließt kein Wasser mehr in das Becken unter dem Heiligen. Bisher hat eine Umwälzpumpe dafür gesorgt, dass das kühle Nass auch in die vier oberen Öffnungen transportiert wird. Das war in letzter Zeit aber immer weniger geschehen. "Das liegt bestimmt daran, dass einige immer die Kippen rein werfen", vermuten Beobachter. Verstopfung also beim heiligen Drachentöter? Aber ein Problem verhindert eine lückenlose Aufklärung des Falls: keiner weiß so recht wie es innerhalb des uralten Brunnens aussieht. Deshalb muss möglicherweise sogar die historische Figur, der ein Spaßvogel passend zum Sommer eine Baseball-Mütze aufgesetzt hat, abgenommen werden.
Früher rotierten Grill-Hähnchen in manchen Imbiss-Stätten der Altstadt. Doch dann war die Spezies mit der Knusperhaut ausgestorben. Zum Bedauern vieler Genießer. Ardita und Deniz Yilmaz vom Markt-Grill am Buttermarkt 16 bringen die Thomasstädter wieder auf den Geflügel-Geschmack: Seit neuestem brutzelt ein hochmoderner Drehgrill in ihrem Restaurant. Und immer mehr Kunden flattern herein, um ihr halbes Hähnchen abzuholen. So wie es sein soll: Saftig, knusprig, mit Paprika, Senf, Spezialgewürz und Honigglasur. Zum Preis von 3,50 Euro. Deniz Yilmaz hat im Markt-Grill noch viel vor: "Mein Vorgänger war 23 Jahre hier. Ich möchte ebenfalls mindestens 23 Jahre hier bleiben."
Gemeint ist nicht der legendäre Delfin aus der alten Florida-Fernsehserie, sondern ein äußerst verspielter Vierbeiner, um den sich früher Kneipengäste gerne scharten - Flipper, der flinke Fun-Automat. Horst Kockers, stets witz-gewandter Wirt vom Lokal "Zur Altstadt" an der Neustraße 25, hat jüngst ein blinkendes Exemplar in seine Gaststube gestellt - und schenkt damit einer Freizeit-Tradition ein Comeback, die hierzuorts schon ausgestorben schien. Denn wo sonst noch kann man im Umkreis der Altstadt genüßlich flippern? Und wer nicht (aus)flippern möchte, findet bei Kockers das, was sein Lokal auch ausmacht - eine Kneipe zum herrlichen Klönen.
Die Pfirsiche, die Baris Öztürk in der Hand hält, sehen aus, als hätter ihnen jemand eins mit einer Pfanne übergebraten. Melonen-Pfirsiche heißen sie, schmecken etwas intensiver als das verwandte Steinobst und kosten im Obstladen an der Engerstraße 2,99 Euro. Was Öztürk stört: "Viele Händler verkaufen die Früchte als hiesige Weinberg-Pfirsiche. Nur gibt es die noch gar nicht." Seine rot-gelben Kameraden kommen aus Spanien.
Herzhaftes auf die Hand bietet das Bio-Fachgeschäft "Gerstenkorn" an der Kuhstraße 3: Brötchen der lecker-natürlichen Linie mit diversem Belag. Inhaberin Ulrike Grothaus schmiert täglich eine attraktive Auswahl. Derzeit im Angebot: Brötchen mit französischem Comté-Käse, Tomate und Gurke oder mit würziger Rindersalami und Gurke. Zudem serviert das "Gerstenkorn" die Semmel mit diversen vegetarischen Brotaufstrichen, von denen einer sinnigerweise "Streich" heißt und das Aroma von vier Pfeffersorten kombiniert. Beliebt: Brötchen mit Schafs- oder Ziegenkäse. "Alles wird frisch nach Wunsch des Kunden zubereitet", informiert Mitarbeiterin Heike Leenen. Die Semmel kostet zwischen 2,25 und 2,75 Euro.
Die Ellenstraße wird bald zum Kempener Zentrum der Golschmiede-Kunst. Bald eröffnen dort nämlich zwei Geschäfte, die sich dem edlen Handwerk verschrieben haben. Und das beste: Beide liegen gleich gegenüber. Wenn das nicht harte Konkurrenz bedeutet.
"Die Unterführung am Bahnhof gefällt mir nicht", hat kürzlich die Kempener Fotografin Christel Kremser in der WZ geäußert. Was den Flüsterer nachdenklich gemacht hat. Wie wär’s denn, schoss es ihm dieser Tage durch den Kopf, wenn die Kempener Künstler für das durchaus nette Plätzchen in dem Rondell oder jenseits der Schienen zum Finanzamt hin einen Ideen-Wettbewerb lostreten würden mit dem Ziel, dieser prominenten Fläche - für Neuankömmlinge das Entree in die Stadt - mehr Charakter zu verleihen. Nur so eine Idee . . .