Altstadtgeflüster Wer hat an der Uhr gedreht?

Kempen · Im Altstadtgeflüster geht es diesmal um einen Verkehrsrowdy, ein bewegendes Wiedersehen, eine Geschäftsaufgabe – und die Zeitumstellung.

Die Uhren bei Martens am Studentenacker werden auf keinen Fall alle am 1. November umgestellt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Manchmal fragt man sich, was in Autofahrer gefahren ist. Der Flüsterer spazierte am Montagabend entlang der Umstraße, als ein Wagen mit Kempener Kennzeichen mit vollem Karacho um die Ecke bog und nicht unbedingt Anstalten machte, die Fahrt im Schritttempo fortzusetzen und auf Fußgänger achten zu wollen. Als der Flüsterer stehen blieb, um dem Mann zu bedeuten, dass es auch noch laufende Menschen gibt, hob er zornig die Hände und setzte danach mit verhältnismäßig hohem Tempo seine Fahrt auf die Ellenstraße fort. Ein spazierendes Paar aus Neuss, dass von der Ellenstraße kam, bestätigte, dass man den Hund habe heranziehen müssen, um ihn nicht zu gefährden. Da bleibt einem manchmal nur noch Kopfschütteln übrig.

Einmal die Uhr umstellen

Adrenalin ganz anderer Art löst die alljährliche Frage aus, ob man nun wie an diesem Samstag auf Sonntag zum Uhren nun eine Stunde vor oder zurückstellen muss - natürlich um drei Uhr eine Stunde zurück. Bei Juwelier Joachim Martens am Studentenacker kennt man das Procedere schon, aber macht sich da keinen Stress. „Auf keinen Fall werden die Uhren alle am 1. November umgestellt“, lacht Martens. Funkuhren klar, mechanische Uhren (schwer im Kommen) laufen nur so etwa 48 Stunden, da wird natürlich nicht dauernd nachgezogen. Und Batterie- (Quarz-)Uhren werden nach der nächsten Umdekorierung des Schaufensters angepasst. Wer damit selbst technisch Probleme hat: einfach vorbeigehen oder anrufen.

Wieder an Bord

Erleichterung dagegen kann die Nachricht auslösen, dass Willi Hirschmann wieder an Bord ist. Vier Wochen lang war der 68-jährige Gastronom richtig heftig außer Gefecht. Mit Blut in der Lunge wurde der Chef des „Et Kemp‘sche huus“ ins Krankenhaus eingeliefert, überstand das Koma, erlitt danach eine Lungenentzündung und überstand auch das zweite Koma. „Es stand 50/50, dass ich ein Pflegefall werde“, umschreibt er den Ernst der Situation selbst. Heute sagt sein Kardiologe, dass das Herz in Ordnung ist. Und die Solidaritätsbekundungen und „Umarmungen aus allen Klassen und Schichten“, die er in der Zeit erfahren hat, die haben ihm einfach nur gutgetan. Sein großer Dank gilt seiner Frau, die das Lokal weiter geführt hat. „Ohne sie hätte ich das nicht auf das Niveau hier gebracht.“ Jetzt will er weitermachen, muss aber gleich zwangsläufig kürzer treten, weil das Personal fehlt, um Dienstag weiter geöffnet zu haben. „Wir jammern auf hohem Niveau, sind mit Umsatz und unserem tollen Publikum mehr als zufrieden und haben noch gute Leute“, ist er den acht Festangestellten und den Aushilfskräften dankbar für ihr Engagement. „Es macht noch Spass, wir bleiben drin“, ist seine klare Botschaft.

Bewegendes Wiedersehen

Es war ein großes und bewegendes Hallo für die 16 ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Kreisrealschule, die sich 50 Jahre nach ihrem Abschluss und 15 Jahre nach ihrem letzten Treffen wieder in der Stadt zusammenfanden – leider nicht vollständig, da zwei ehemalige Mitschüler bereits verstorben sind, einige aus gesundheitlichen Gründen nicht anwesend sein konnten und ihre damalige Klassenlehrerin Frau Wittfeld, heute Braun, Bedenken wegen Corona hatte. Vom „Kemp‘sche Huus“ aus machten sie sich auf zum Franziskanerkloster, dem Startpunkt einer eineinhalbstündigen, sehr kurzweiligen Stadtführung. „Selbst die Urkempener haben da Neues erfahren“, berichtete Mitorganisatorin Karin Zimmermann. Am frühen Abend ging es dann zum fröhlichen Beisammensein zurück ins „Et Kemp‘sche Huus“, wo die Beteiligten sich natürlich eine Menge zu erzählen hatten und in Erinnerungen schwelgten. 2025 soll das nächste Treffen stattfinden.

Abschied nach fast vier Jahren

Fast vier Jahre lang versuchte Irfan Karacan, die Kunden mit seiner „Kempener Schmuckgalerie“ zu überzeugen. Jetzt beendet der 50-jährige Kleinunternehmer, der in seinem Geschäft seit Januar 2019 neben diversem Schmuck auch den Ankauf von Gold- und Silber sowie Handyhüllen und – Reparaturen zum Verkauf angeboten hat, in der Ellenstraße 4 sein berufliches Engagement. Er habe nicht genügend Menschen erreicht, um sein Angebot weiter in der Thomasstadt aufrechtzuerhalten. Ende November wird er den Laden verlassen. Von einem konkreten Nachfolger weiß er noch nichts, nur von einigen Interessenten. Sein Glück will er jetzt in einer anderen Stadt versuchen - vielleicht bei seinem Bruder in Aachen, der dort ein Geschäft betreibt.

Kempen-Kunst-St.Martin

Im letzten Jahr war es leider nicht möglich: dieses Jahr knüpft der Kunstverein Kempen e. V. an das Jahr 2020 an und zeigt sich wieder unter dem Motto „Kempen-Kunst-St.Martin“ durch Mitglieder vertreten in der Stadt. In insgesamt zehn Geschäften des Werberings Kempen zeigen Künstler des Kunstvereins Kempen e. V. Bilder, Fotografien, Kunsthandwerk und Werkkunst ihre Werke. Die Ausstellung läuft bereits seit Freitag und geht bis zum 7. November. Die Werke der Künstler können besichtigt und auch erworben werden. Wer Mitglied im Kunstverein Kempen e. V. werden will, kann sich per E-Mail melden an

Jazz mit Pfeifenorgel

Die Musiker der Orgelbigband HOT haben schon bei vielen Festivals in ganz Europa bewiesen, dass Orgel und Jazz sehr gut zueinander passen. Heute Abend werden Steven Kampermann (Klarinette), Joost Buis (Posaune), Ruben Drenth (Trompete), Dion Nijland (Bass) und der Organist Berry van Berkum zum ersten Mal auch in Kempen zu hören sein. Zum Abschluss der Muziek Biennale Niederrhein werden sie sich ab 20 Uhr mit dem Programm „Reflections of Duke“ der Jazzikone Duke Ellington widmen und in orchestralem Sound Stücke wie „Jubilee Stomp“, „Rockin ‚in rhythm“ oder „Come Sunday, Heaven“ zum Besten geben – die Band auf der Bühne und Organist Berry van Berkum an verschiedenen Plätzen. Erst wird er unten im Kirchenschiff eine kleinere Orgel spielen; für mehrere Stücke aber auf die Orgelempore gehen. Freunde der Orgel- wie der Jazzmusik werden gleichermaßen auf ihre Kosten kommen. Tickets gibt es für 10,50 Euro, ermäßigt 7,50 Euro, unter 02152/9174120 und an der Abendkasse.

Weltmusik-Start in Kempen

Die Weltmusik-Saison in Kempen beginnt am 3. November um 20 Uhr in der Paterskirche mit dem portugiesisch-afghanischen ANIM-Ensemble. Die Musikerinnen und Musiker des „Afghanistan National Institute of Music“ (ANIM) in Kabul konnten nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 nach Portugal evakuiert werden. Dort wird das ANIM im Exil aufgebaut, um die großen Musiktraditionen Afghanistans auch an eine jüngere Generation weiterzugeben. Geleitet wird das Ensemble von Ustad Murad Sarkosh (Ghichak, Qacshqarcha, Gesang), der Rektor des ANIM war und an der Musikfakultät des Institutes unterrichtete. Mit ihm spielen Fawad Murad ( Sitar, Danbura, Gesang), Iqbal Asify (Tanbur), Fayaz Mohammai(Tabla) und Ramez Safar, (Rubab) Sufi-Musik und klassische Stücke aus der Blütezeit afghanischer Musikkultur. Die Karten sind ermäßigt für 6,50, sonst 8,50 Euro an der Kasse im Kulturforum Franziskanerkloster an der Burgstraße erhältlich, sonst auch telefonisch oder via E-Mail zu bestellen unter

Wider das Vergessen

In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 brannten in ganz Deutschland die Synagogen, auch das Gotteshaus der Kempener Juden ging am Morgen des 10. November in Flammen auf. Den jüdischen Mitbürgern wurde grundlos Gewalt angetan, die Männer zusammengetrieben und gefangen genommen, die Wohnungen und Geschäfte zerstört und verwüstet. Um an diese Verbrechen zu erinnern, organisiert der Kempener Geschichts- und Museumsverein seit fast 20 Jahren eine Gedenkstunde wider das Vergessen, die am 9. November um 19.30 Uhr am Mahnmal für die ehemalige Kempener Synagoge an der Umstraße 15 stattfinden wird. Rednerin wird Barbara Kirschbaum sein, die bis 2020 Leiterin der Museums- und Gedenkstättenpädagogik am NS-Dokumentationszentrum in Köln war. Die musikalische Umrahmung der Gedenkfeier übernimmt Dr. Herbert Holtemeyer.