An den Schulen in Kempen gibt es viel zu tun

Bestandsaufnahme im Überblick: Zwei Büros haben der Politik nun ihre Bewertungen für die Schulgebäude in Kempen vorgelegt. Unter anderem solle sofort in weitere Rettungswege investiert werden.

Alle Schulen kommen unter die Lupe. Hier ist die Martinschule zu sehen.

Foto: Reimann/Lübke (2)

Kempen. Vor etwa einem Jahr fiel mit der Vorstellung des Büros pbs-Architekten aus Aachen der Startschuss für ein Kempener Großprojekt. Die Stadtverwaltung will den Schulcampus umfassend sanieren und fit machen für die Zukunft. Das betrifft alle fünf bestehenden weiterführenden Schulen, die beiden Gymnasien Thomaeum und Luise-von-Duesberg (LvD), die auslaufenden Real- und Hauptschule sowie die neue Gesamtschule. Neben den bautechnischen Fragen werden auch die pädagogischen Aspekte unter die Lupe genommen. Das macht das Büro gpe Projekt aus Meschede. Beide Analysen sollen dann zusammengeführt werden. Beide Büros waren nun zu einer gemeinsamen Sitzung von Bau- und Schulausschuss gekommen, in der es ausschließlich um dieses Thema ging.

Das Büro pbs-Architekten aus Aachen hat die Begehung, Vermessung und Bewertung der insgesamt 13 Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche von 35 000 Quadratmetern und einem Alter von 20 bis rund 100 Jahren abgeschlossen und in zwei Kategorien Maßnahmen aufgelistet: solche, die sofort angegangen werden sollten, und solche, die in den nächsten fünf bis zehn Jahren umgesetzt werden sollten.

Geschäftsführer Edgar Krings und Architektin Astrid Thormählen gaben einen Überblick. Bei den Sofortmaßnahmen, die in fast allen Schulen notwendig sind, geht es meist um sicherheitsrelevante Dinge. So fehlen an einigen Stellen zweite bauliche Rettungswege. Eine Rettung im Brandfall mit einer Leiter über die Fenster sei zwar möglich. Doch seit dem Jahr 2000 müssen in Neubauten und nach umfassenden Sanierungen in Schulen zwei bauliche Fluchtwege vorhanden sein. Dies empfiehlt pbs zügig umzusetzen. Das kann zum Beispiel durch den Anbau von Stahltreppen erreicht werden.

An der Gesamtschule, an der Realschule und am LvD spielt zudem das Thema Sonnenschutz eine wichtige Rolle. Zwar würden die Architekten gerne eine Gesamtlösung mit der an vielen Gebäuden notwendigen Fassadensanierung umsetzen, aber wo es notwendig sei, müsse man auch kurzfristig eine Lösung angehen. Besonders an Süd- und Ostseiten komme es zu Problemen wegen der Sonne.

Die Altbauten von Thomaeum und Martinschule seien in gutem Zustand. Viele andere Gebäude benötigen in den nächsten Jahren aber Sanierungen, unter anderem an Fassaden, Fenstern und Dächern, technischen Anlagen, Sanitäranlagen und Haustechnik.

Auch Barrierefreiheit beschäftigte die Architekten. Sie eröffneten die Möglichkeit, auf einen barrierefreien Ausbau von Thomaeum und Martinschule zu verzichten. In den unter Denkmalschutz stehenden Altbauten seien Aufzüge nur schwer einzubauen. Mit dem LvD könnte man ein Gymnasium in der Stadt behindertengerecht ausbauen. Da die Martinschule Teil der Gesamtschule wird, solle geprüft werden, ob durch Raumeinteilung auf Barrierefreiheit verzichtet werden könnte. Gesamtschullleiter Uwe Hötter zeigte sich skeptisch. Schließlich solle dort bald die Oberstufe untergebracht werden.

Nicht in die Untersuchung einbezogen wurden Pavillons. In Zukunft will man ohne diese auskommen, so Kahl. Ebenfalls nicht berücksichtigt wurde die alte Turnhalle des Thomaeums. Noch wird überlegt, wie diese genutzt werden soll.

Im zweiten Teil stellte das Büro gpe seine Ergebnisse vor. Es hat aus pädagogischer Sicht ebenfalls Mängel festgestellt. Schon die Eingänge seien oft nicht einladend. Es fehle an Fläche, sei es für Differenzierungs- oder für Aufenthaltsräume. Selbstlernbereiche müssten geschaffen werden. Durch den Ganztagesunterricht würden die Schüler länger in der Schule bleiben und bräuchten daher Raum, um sich zurückzuziehen. Das gelte auch für die Lehrer.

Fehlende Akustikdecken sorgten für enormen Lärm. An vielen Stellen ist es zu düster. Licht- und Farbkonzepte will das Büro angehen. Vieles davon sei auch schon mit nicht zu hohem finanziellen Aufwand zu machen. Weil einige Probleme alle Schulen betreffen, sieht Daniel Rieger von gpe Chancen, Synergien zu nutzen. Zum Beispiel seien überall die Aulen zu klein. Weil diese in der Regel nicht so häufig genutzt werden, könnte man über eine gemeinsame Aula nachdenken.

Für den Prozess wurden Arbeitsgruppen gebildet, darunter eine Lenkungsgruppe und ein festes Arbeitsteam. Auch Eltern und Schüler sollen zu Wort kommen, sagte Schuldezernent Michael Klee zu.

Gleich zu Beginn hatte der Technische Beigeordnete Stephan Kahl darauf hingewiesen, dass es sich bei der Campus-Sanierung um ein so umfangreiches Projekt handelt, dass andere Wünsche der Politiker auch einmal hinten angestellt werden müssten.

Zum Schluss der Sitzung, in der viele notwendige sowie für die Schulen wünschenswerte Maßnahmen angeprochen wurden, rief Bürgermeister Volker Rübo dazu auf, den Blick für das Machbare zu behalten. Es sei ein spannender Prozess, der noch bis Ende des Jahres dauere. Bis dahin sollen die beiden Analysen zusammengeführt und weitere Maßnahmenpläne entwickelt sein. Parallel dazu beginnen schon die ersten Sofortmaßnahmen. Der Bau von zwei Aufzügen an der Realschule ist weiterhin im Zeitplan. Nach den Sommerferien sollen sie betriebsbereit sein.