Bayern retten das Hospital zum Heiligen Geist
Die Firma Artemed aus Tutzing kauft das Krankenhaus. Alle Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben.
Kempen. Nach vielen Monaten des Hoffens und Bangens können die Mitarbeiter des Hospitals zum Heiligen Geist endlich aufatmen. Das Kempener Krankenhaus hat seit Donnerstag einen neuen Inhaber. Die Firma Artemed aus Tutzing bei München hat mit sofortiger Wirkung die Anteile der Stiftung am Hospital zu 100 Prozent übernommen.
„Ich bin mehr als glücklich, dass wir nach einer fast einjährigen Suche eine Lösung für das Hospital gefunden haben“, sagte Volker Rübo, Bürgermeister und Vorsitzender des Stiftungs-Kuratoriums, am Donnerstag bei einer Pressekonferenz.
Die wichtigste Botschaft für die Mitarbeiter und wohl auch alle Kempener Bürger hatte Artemed-Gründer und Gesamt-Geschäftsführer Rainer Salfeld aus Bayern mit an den Niederrhein gebracht: „Wir werden das Krankenhaus in der bestehenden Form erhalten und an allen Abteilungen festhalten.“ Gegebenenfalls könnte das Hospital sogar um weitere Spezialdisziplinen erweitert werden. „Das können wir aber erst nach den noch anstehenden Analysen entscheiden“, so Salfeld.
Unter anderem von den Verantwortlichen des Hospitals war in den vergangenen Monaten deutlich gemacht worden, dass das Haus nicht weiter mit einer Größe von 279 Betten bestehen bleiben kann. Rainer Salfeld sieht das anders: „Die Bettenzahl ist zunächst nicht wichtig. Entscheidend ist, dass die Mitarbeiter Top-Leistungen abliefern und die medizinische Betreuung für die Patienten gut ist.“ So könne man das Vertrauen, das in den Monaten der Krise verspielt wurde, zurückgewinnen.
Die Arbeitsplätze von 500 Menschen (310 Vollzeit-Stellen) im medizinischen Bereich, in der Verwaltung und in der Küche sollen alle erhalten bleiben. Die Angestellten werden auch weiterhin nach den tariflichen Vereinbarungen des Caritas-Verbandes bezahlt. „Zu dieser Vereinbarung stehen wir. Wir brauchen motivierte Mitarbeiter“, sagte Salfeld.
Nach etlichen Kündigungen in den vergangenen Monaten sei es jetzt sogar möglich, dass die Mitarbeiterzahl wieder gesteigert wird. „Gehen Sie davon aus, dass die besten Leute immer zuerst kündigen“, so Salfeld. „Vielleicht gelingt es uns, den ein oder anderen zurückzuholen.“ Zur Erklärung: Seit der Ankündigung im Oktober, Mitarbeiter entlassen zu müssen, hat sich durch eigene Kündigungen von Fachpersonal die Zahl der Vollzeit-Stellen von 350 auf 310 reduziert. Durch diese Einsparungen bei Gehältern wurde die Liquidität des Hauses gesichert.
Für die Leitung des Hospitals, das auch seinen Namen behält, schickt Artemed zwei Geschäftsführer nach Kempen — beide sind ausgebildete Ärzte. Ulrich Mauerer wird sich um die Finanzen kümmern. Der 38-Jährige stammt aus Bayern und ist seit 2007 in verschiedenen Positionen bei Artemed tätig. Der 32-jährige Clemens Guth (Arzt und Betriebswirt) kümmert sich um den ärztlichen und pflegerischen Bereich. Beide bleiben in der Nähe von München wohnen, sind aber fünf Tage in der Woche in Kempen.
Lokale Unterstützung kommt von Ralf Barian. Der Kempener, der das Geschäftsführer-Amt im Herbst von Friedhelm Sicking übernommen hatte, bleibt in der Leitung des Hospitals. „Das wird ein Dreigestirn“, sagte Rainer Salfeld am Donnerstag. Über die genauen Aufgaben von Barian müssten aber noch Gespräche geführt werden.
Nach Aussage des bis Donnerstag amtierenden Aufsichtsratschefs Karl Hensel (siehe Artikel rechts) hat das Hospital mit etwa acht Interessenten Gespräche geführt. Erster Favorit war die Franziskus-Stiftung (Anteilseigner in Viersen und Süchteln). Danach sei man auch mit dem Helios-Konzern (u.a. Krefeld und Hüls) „sehr weit gewesen“ (mehr dazu auf Seite 20). Vor etwa fünf Wochen habe man dann konkrete Verhandlungen mit Artemed aufgenommen. „Die Gespräche waren sehr angenehm und die Einigung erfolgte zielorientiert und schnell“, betonte Rübo.
Zur spannenden Frage nach dem Kaufpreis des Hospitals sagten die Vertreter von Artemed auf Nachfrage nichts. Der bis Donnerstag amtierende Aufsichtsratsvorsitzende des Hospitals, Karl Hensel, warf lediglich ein, dass auch die Existenz der beiden Kempener Seniorenheime nach dem Einstieg von Artemed gesichert sei (siehe Artikel unten). Zur Erinnerung: Ex-Geschäftsführer Sicking hatte mindestens 2,4 Millionen Euro vom Stiftungsvermögen der Altenheime benutzt, um finanzielle Löcher in der Hospital GmbH zu stopfen. Hensel: „Die Zukunft der Seniorenheime ist gesichert.“