Bildende Kunst als gelebte Integration

Deutsche und geflüchtete Künstler setzten sich mit dem Begriff Heimat auseinander. Die Ergebnisse sind bis 9. September in der Dorenburg zu sehen.

Grefrath/Willich. Eigentlich ist es eher ungewöhnlich, dass sich Sonderausstellungen in der Dorenburg des Niederrheinischen Freilichtmuseums mit aktueller bildender Kunst beschäftigen. Doch genau eine solche ist eingezogen. 40 Werke in Form von Bildern, Collagen, Installationen und Skulpturen sind zu sehen, die alle unter dem Titel „Sehnsucht nach Mutter-Land und Vater-Sprache“ stehen. Acht Künstler setzten sich mit dem Thema Heimat auseinander. Sie hatten sich zu vier Paare zusammengetan — mit jeweils aus einem niederrheinischen und einem Künstler mit Migrationshintergrund. Einzelwerke sowie gemeinsame Arbeiten sind nun in der Dorenburg zu sehen.

Foto: Friedhelm Reimann

Uwe Schummer, CDU-Abgeordneter im Bundestag und Schirmherr der Ausstellung in der Dorenburg

Hinter der Idee steht das Kunstprojekt „Art.together“ des Kulturforums Willich, wo deutsche und geflüchtete Künstler zwei Jahre in einem Atelier zusammenarbeiteten. „Es ist ein Musterbeispiel gelebter Integration“, lobte Landrat Andreas Coenen bei der feierlichen Eröffnung der Ausstellung. Er hob hervor, dass das Thema hervorragend ins Museum passe. Zusätzlich zum historischen Blick auf Heimat erhält es so auch einen zeitgemäßen Bezug.

„Egal, welche Sprache ich spreche, Musik, Kunst und Bilder verstehen alle Menschen weltweit. Aus Empfinden und Blicken heraus kann man begreifen, daher ist Kunst so wichtig“, sagte CDU-Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer in seiner Funktion als Schirmherr.

Dank ausgelegter Werkbücher erhalten die Besucher die Gelegenheit, den Entstehungsprozess der Kunstwerke nachzuvollziehen. Die Ausstellung selbst beeindruckt mit ihrer Vielschichtigkeit und den aussagekräftigen Werken, die zum Nachdenken anregen. Ob es die menschliche Skulptur ist, die sich gegen den Himmel reckt und durch die Flügel, die auf Schulterhöhe hinter ihr schweben, eine ungeheure Leichtigkeit erhält. Oder das steigende Pferd — für den Syrier Moumen Chamoun, der zusammen mit Anne Fiedler arbeitete, spiegeln sich darin Hoffnung, Stolz, Treue, Kraft und Verlässlichkeit wider.

Hoffnung drückt auch das Bild mit dem lachenden Mädchen aus, das inmitten von Schmetterlingen zu sehen ist, wobei Nesrin Mahmoud aus Syrien ein Stück ihrer eigenen Geschichte in dem Bild verarbeitet hat. Ihre Kunstpartnerin Brigitta Jenner legte den Fokus indes auf die Nestwärme. Wobei die Besucher der Ausstellung in Grefrath gefragt sind, sich einzubringen und Gedanken festzuhalten, die sich mit der Frage beschäftigen, was Heimat ist.

Waleed Ibrahim brachte bei seiner Flucht aus Syrien ein mehrere Meter großes beeindruckendes Werk mit, das zum längeren Betrachten einlädt. Sein Gegenpart Julia Timmer lässt hingegen eine Reise durch den Schmerz lebendig werden.

Collagen und klare Aussagen bestimmen beim Kunstpaar Beate Krempe und dem Armenier Artur Assoyan die Kunstsprache. „Freundschaft ist wie ein Stück Heimat und das ist bei dieser Zusammenarbeit entstanden“, sagte Monika Wehrmann-Mees von der Stiftung für Kulturaustausch in Neuss und spiegelt damit die Seele der eindrucksvollen Ausstellung wider.

Die Schau ist bis zum 9. September in der Dorenburg zu sehen.