Blick hinter die Klostermauern
Beim Tag der offenen Tür berichteten die Benediktinerinnen über ihren Alltag und ihren Glauben. Die Besucher erhielten Informationen aus erster Hand.
Mülhausen. Mehrere hundert Besucher kamen zum „Tag der Begegnung im offenen Kloster“, der zum dritten Mal in der Abtei Mariendonk stattfand. Das Bistum Aachen hatte eingeladen, sich von Ordensleuten und Mitgliedern der Säkular-Institute deren Leben erklären zu lassen.
Im Niederfeld gab es zwei Rundgänge durch die Benediktinerinnen-Abtei, dazu eine Dia-Schau, Bibelgespräch und Abendgebet.
„Ein Kloster ist in unserer pluralistischen Gesellschaft voller Erlebnisse ein klarer Gegenpol zu diesem Leben“, sagt Schwester Clara, die zusammen mit 33 Mitschwestern in der 1899 gebauten Abtei lebt. Ihrer Erfahrung nach sammeln viele Menschen Erlebnisse, nicht Erfahrungen.
„Das sättigt auf Dauer nicht, sondern schafft nur Ablenkung“, sagt sie. Die Ordensfrau sieht ihre Aufgabe als Antwort auf die Einladung Gottes und entwickelt dadurch ihre Identität.
Sie hat ihr Leben in den Dienst des Herrn gestellt — doch wie passt das ins 21. Jahrhundert? „Generell suchen viele nach alternativen Lebensformen, wollen aus ihrer Existenz was machen“, sagt Schwester Martha, die gerade in der Stickerei an einem Messgewand arbeitet. Dort entstehen Auftragsarbeiten, die Anfragen kommen aus verschiedenen Bistümern, auch aus dem Ausland. „Hier habe ich Zeit, über wichtige Lebensfragen nachzudenken. Ich suche die Antwort im Glauben und bin glücklich damit“, sagt Schwester Martha.
Die Berufung zur Ordensschwester, so sagt die seit 53 Jahren in der Abtei lebende Schwester Theresia, sei so unterschiedlich wie das Leben selbst. Sie begrüßte die Gäste am Eingang und gab ihnen Handzettel zur besseren Orientierung mit.
Das Angebot „Ein Tag — ein Leben im Kloster“ wurde sehr gut angenommen. Der enorme Zulauf spricht für sich: Die Gäste scheinen etwas zu suchen, sie sind neugierig und stellen viele Fragen. Christina Voge arbeitet seit vier Wochen ehrenamtlich in der Abtei: Kerzen verzieren, Papp-Schnitte für die Weberei vorbereiten, im Atelier helfen. „Wenn ich im Kloster bin, genieße ich die Stille und schalte ab“, sagt sie. Auch habe sie in dieser kurzen Zeit gelernt, welchen Stellenwert im Leben Freundschaften, Ehrlichkeit und andere „alte“ Werte haben.